Sinkende Preise Tausende Bauern protestieren mit Traktor-Konvois in Paris

Paris · Sie wollten gehört werden, und überhören konnte sie keiner: Mit rund 1500 Traktoren sind französische Landwirte am Donnerstag nach Paris gezogen und haben gegen sinkende Preise für Agrarprodukte demonstriert.

 Mit einem riesigen Traktor-Konvoi haben Bauern in Paris gegen sinkende Preise für Landwirtschaftsprodukte protestiert.

Mit einem riesigen Traktor-Konvoi haben Bauern in Paris gegen sinkende Preise für Landwirtschaftsprodukte protestiert.

Foto: afp, LE

Bei der Protestaktion wenige Tage vor einem Agrar-Krisentreffen in Brüssel forderten die Landwirte mit Slogans wie "Frankreich - lass deine Bauern nicht im Stich" Hilfen der Regierung. Das gefürchtete Verkehrschaos blieb aus.

Die Landwirte fuhren am Morgen mit ihren Traktoren über mehrere Autobahnen auf Paris zu und versammelten sich später am Platz der Nation im Osten der französischen Hauptstadt. An ihren Traktoren hatten sie Schilder mit Aufschriften wie "Stoppt die Regulierung, stoppt die Abgaben", "Wer Armut sät wird Wut ernten" oder "Konvoi der letzten Chance" befestigt. Viele Traktoren fuhren auch mit bretonischen Flaggen - die Region im Nordwesten Frankreichs ist besonders von der Agrarkrise betroffen.

"Das ist weder ein Trachtenmarsch noch eine Traktorparade", sagte der Vize-Chef des mächtigen Bauernverbandes FNSEA, Dominique Barrau. "Die Landwirte sind entschlossen." Er forderte unter anderem finanzielle Erleichterungen für die Landwirte, damit diese ihre Zulieferer bezahlen können.

Die FNSEA sprach von mehr als 1700 Traktoren bei der Protestaktion, mehr als 4000 Demonstranten kamen mit Bussen oder dem Zug nach Paris. Die Pariser Polizeipräfektur zählte gegen Mittag knapp 1600 Traktoren.

Das von vielen befürchtete Verkehrschaos blieb aber aus, unter anderem, weil die Traktoren nur auf einer Fahrbahn fuhren. Die Behörden hatten die Bewohner des Großraums Paris zudem aufgerufen, ihre Autos zu Hause stehen zu lassen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zur fahren.

Französische Landwirte protestieren schon seit Wochen mit Straßenblockaden im ganzen Land gegen sinkende Preise für Milch, Fleisch und Getreide, sie sehen das Überleben ihrer Betriebe gefährdet. Die französische Regierung legte deswegen im Juli einen 600 Millionen Euro schweren Hilfsplan auf. Die Bauern fordern aber weitergehende Maßnahmen - unter anderem weniger bürokratische Regulierungen. "Die Preise sind unten, es gibt immer mehr Vorschriften", klagte der Viehzüchter Mathieu in Paris.

Eine Delegation der protestierenden Bauern wurde am Donnerstag in der Nationalversammlung von Abgeordneten empfangen. Auch Premierminister Manuel Valls traf Vertreter der Landwirte.

In ganz Europa leiden Landwirte unter sinkenden Preisen für ihre Produkte. Gründe dafür sind unter anderem eine Überproduktion, das Auslaufen der Milchquoten in Europa, das russische Importverbot für landwirtschaftliche Produkte und eine nachlassende Nachfrage aus China. Die Landwirte werfen zudem den Handelsketten vor, die Preise im harten Konkurrenzkampf in der Branche zu drücken.

Die EU-Landwirtschaftsminister wollen am kommenden Montag über die Krise beraten. Aus EU-Kreisen in Brüssel verlautete am Donnerstag, ein Teil der Regierungen könne sich Regelungen vorstellen, die den gerade erst ausgelaufenen Milchquoten ähneln. Unklar ist aber, ob sich die Mitgliedstaaten auf größere Eingriffe in den Markt einigen werden. Gesprochen werden solle nicht über "Produktionskontrolle, aber über Produktionsmanagement", hieß es.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort