Sieben Tote nach Terror-Serie Frankreichs Polizei beendet Geiselnahmen blutig

Paris · Französische Spezialkommandos haben zwei Geiselnahmen blutig beendet. Drei Täter starben, darunter die Brüder, die den Anschlag auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" verübt hatten. Allerdings kamen auch vier Geiseln ums Leben.

Charlie Hebdo: Zugriff der Polizei  im Supermarkt
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Polizei stürmt Pariser Supermarkt – vier tote Geiseln

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Mit einem Doppelschlag hat die französische Polizei den tagelangen Terror im Großraum Paris beendet und drei islamistische Attentäter getötet. Die beiden Brüder Chérif (32) und Said Kouachi (34), die bei einem Anschlag auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" zwölf Menschen kaltblütig getötet haben, starben am Freitag in einem Ort nordöstlich der Hauptstadt im Kugelhagel der Polizei. Fast zeitgleich schlugen Sondereinheiten im Osten von Paris gegen einen weiteren als Islamisten bekannten Geiselnehmer zu. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP kamen bei der Geiselnahme mindestens vier Geiseln ums Leben, vier sollen schwer verletzt sein.

Zunächst wurde der Unterschlupf der mutmaßlichen Attentäter von "Charlie Hebdo" in Dammartin-en-Goële, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Paris, gestürmt. Die Terrorverdächtigen seien getötet worden sein, bestätigten die Behörden. Die beiden Brüder seien schießend aus der Druckerei gerannt, in der sie sich über sieben Stunden verschanzt hatten. Die Geisel sei frei und unverletzt. Es sollen zwei Polizisten verletzt worden sein.

Nur etwas später griffen die Sicherheitskräfte auch bei der zweiten Geiselnahme in einem jüdischen Lebensmittelladen im Osten von Paris zu. Der Geiselnehmer Amedy Coulibaly (32) sei getötet worden. Der Mann, der im Verdacht stand, am Donnerstag im Süden von Paris bereits eine Polizistin getötet zu haben, soll mindestens vier Geiseln erschossen haben. Allerdings könnte es sich bei einem der Toten auch um einen Komplizen des Geiselnehmers handeln. Der Angreifer soll die Attentäter von "Charlie Hebdo" gut gekannt und wie sie einen islamistischen Hintergrund haben.

Bei der Erstürmung des Geschäfts hat es mehrere Explosionen gegeben. Sie stammen womöglich von Sprengfallen, die der Attentäter in Erwartung eines Polizeizugriffs aufgestellt hatte. Zahlreiche Geiseln rannten aus dem Laden und brachten sich in Sicherheit, als die Polizei das Geschäft stürmte. Auch hier soll ein Beamter verletzt worden sein.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) drohte mit einer größeren Terrorkampagne und weiteren Angriffen in Europa und den USA. "Wir haben mit der Operation in Frankreich begonnen, für die wir die Verantwortung übernehmen", sagte der IS-Prediger Abu Saad al-Ansari nach Angaben von Anwesenden beim Freitagsgebet in einer Moschee der nordirakischen Stadt Mossul. "Morgen werden es Großbritannien, die USA und andere sein."

Die beiden mutmaßlichen "Charlie-Hebdo"-Attentäter hatten seit dem Morgen eine Geisel in ihrer Gewalt und sich mit Kalaschnikows bewaffnet verschanzt. Sondereinheiten der Polizei und Militärkräfte belagerten sieben Stunden eine Druckerei in einem Industriegebiet des ländlichen Orts Dammartin-en-Goële. Der Flughafen Paris Charles-de-Gaulle, der nur wenige Kilometer von Dammartin-en-Goële entfernt ist, sperrte die beiden nördlichen Landebahnen.

Während Sicherheitskräfte die beiden Islamisten belagert hatten, gab es am Mittag im Osten von Paris eine weitere Schießerei und Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt. Französische Medien berichteten, der Täter habe beim Betreten des Ladens gerufen: "Ihr wisst, wer ich bin."

Die Geiselnahme in dem jüdischen Geschäft hatte weite Teile des Viertels Porte de Vincennes lahmgelegt. Schüler des Stadtteils mussten in den Gebäuden bleiben. "Die ganze Schule ist in Panik", berichtete ein Jugendlicher. Die Attacke auf den Laden hat auch die Ängste der jüdischen Gemeinde in der Stadt erheblich verstärkt. "Es war noch nie so in Frankreich. Wir alle haben große Angst", sagte ein Mitglied der jüdischen Gemeinde.

In Deutschland riefen die Vertreter von Politik, Kirche und gesellschaftlichen Gruppierungen dazu auf, die freiheitlichen Grundwerte zu verteidigen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. "Unsere Demokratie ist stärker als der Terror", sagte Bundespräsident Joachim Gauck. Mit Blick auf die Rechtspopulisten der anti-islamischen Bewegung "Pegida" und AfD betonte Gauck: "Wir lassen uns durch Hass nicht spalten."

Auch die drei großen Religionsgemeinschaften der Christen, Muslime und Juden setzen ein Zeichen der Gemeinsamkeit. "Im Namen Gottes darf nicht getötet werden", heißt es in einem gemeinsamen Manifest, das sie in der "Bild"-Zeitung veröffentlichten.

SPD-Chef Sigmar Gabriel rief in einem Schreiben an Parteien, Verbände und Gewerkschaften zu einer Großdemonstration auf. "Der perfide Plan von Terroristen, einen Keil in unsere Gesellschaft zu treiben, darf nicht aufgehen", schrieb Gabriel. An einem Solidaritätsmarsch für die Opfer wollen mehrere europäische Regierungschefs und EU-Präsident Donald Tusk teilnehmen.

(RP)
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