Überleben im schwedischen Winter Peter Skyllberg aß zwei Monate nur Schnee

Zuerst staunte Schweden, inzwischen die ganze Welt über eine schier unglaubliche Geschichte. Der 44-jährige Peter Skyllberg wurde halbtot aber lebend in seinem tief eingeschneiten Auto aufgefunden. Zwei Monate habe er sich nur von Schnee ernährt. Behörden und Mediziner halten seine Erzählung für glaubhaft.

Mann überlebte zwei Monate im eingeschneiten Auto
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Mann überlebte zwei Monate im eingeschneiten Auto

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Mitten im schwedischen Winter überlebte Skyllberg offenbar zwei Monate ohne Nahrungsmittel in seinem Auto bei eisigen Temperaturen. Medienberichten zufolge soll es in der Region hoch im Norden des Landes zeitweise bis zu minus 30 Grad kalt gewesen sein. Die dem Fundort nächstgelegene Stadt Umeå liegt in der Nähe des Polarkreises.

Medien und Experten äußerten daraufhin massive Zweifel. Diese Geschichte klang einfach zu unglaublich, um wahr zu sein.

Auch die Begleitumstände wirkten eigentümlich. Nur anderthalb Kilometer abseits einer Hauptstraße fand die Polizei den Wagen des Mannes, irgendwo verborgen in einem Waldstück. Das warf Fragen auf: Warum etwa schlug sich Skyllberg nicht einfach bis zur Straße durch? Wie soll er diese Temperaturen überlebt haben?

Erst ein Schneemobilfahrer war in der vergangenen Woche auf den Wagen im Wald aufmerksam geworden. Das Dach war fast vollständig von Schnee bedeckt. Die Rettungskräfte bargen wenig später einen halb verhungerten Mann aus dem Fahrzeug.

Er soll sich in einer elenden Verfassung befunden haben, halb tot, halb lebendig. Er hatte sich in einen Schlafsack verkrochen und war kaum ansprechbar, berichteten seine Retter. Er habe sich kaum bewegen und sprechen können. Er habe nur Nahrung für einen Tag bei sich gehabt und danach nur noch Schnee gegessen.

Die Helfer kombinierten. Am 19. Dezember will Skyllberg sich am Ende des Waldweges nahe Umeå festgefahren haben. Zu dieser Zeit kam auch der Schnee. Das Auto war rundum davon bedeckt. Der Schnee lag bei seinem Fund so hoch, dass Skyllberg unmöglich die Türen öffnen konnte. Zudem gab es keinerlei Spuren rund um den Wagen. Alles sah tatsächlich so aus, dass dieser verwahrloste Mann zwei Monate in seinem Fahrzeug dahinvegetierte und dabei selbst die härtesten Widrigkeiten überlebte.

Fotografen und Kamera-Teams besuchten die Fundstelle. Anwohner aus der Umgegend äußerten sich gegenüber dem Sender Euro-News fassungslos. Bilder des Senders Euronews zeigten das Innere des Fahrzeugs. Die Kopfstützen sind mit Frost überzogen, im Innenraum herrscht ein heilloses Durcheinander aus Kaffeebechern, Zigarettenstummeln und Comic-Heften.

Inzwischen bestätigten die Behörden in einer Presse-Erklärung die Darstellung des Mannes. Es gebe keinen Grund an seiner Darstellung zu zweifeln. Auch habe der Mann nicht alleine aus dem Auto steigen können. Sanitäter mussten ihn tragen. Medienberichten nach wiesen Spuren daraufhin, dass er sich durch einen Fensterspalt mit Schnee vom Dach des Wagens versorgte.

Auch Mediziner halten es für möglich, dass ein Mensch unter diesen Umständen zwei Monate überleben konnte. Stefan Branth, Chefarzt der Uni-Klinik in Uppsala, erklärte der schwedischen Zeitung "Expressen", dass der menschliche Körper in einen Sparmodus umschalten könne, wenn die Nahrungszufuhr ausbleibt. Der Stoffwechsel des Körpers werde heruntergefahren. "Nur die lebenswichtigen Funktionen sind im Gange, das Herz schlägt sehr langsam."

60 Tage ohne Essen — das ist auch etwa die Zeit, die Menschen überleben, die aus Protest die Nahrungsaufnahme verweigern - bei normalen Temperaturen.

Dass Skyllberg nicht erfror, lag allem Anschein nach auch daran, dass er mit seinem Schlafsack und hochwertiger Kleidung gut ausgestattet war. Zudem ist in der Berichterstattung über den Fall immer wieder von einem Iglu-Effekt die Rede. Demnach hatte die dicke Schneeschicht rund um das Auto eine isolierende Wirkung gegen die tödliche Kälte. Diese Methode nutzen auch Bergsteiger und Inuit, um sich zu schützen.

Was aber Skyllberg in die Einsamkeit trieb und warum er den Wagen nicht verließ, bleibt bis heute ein Rätsel. Ein Polizist vermutet, er habe möglicherweise geplant, in seinem Auto längerfristig zu wohnen, weil er einen Schlafsack dabei hatte.

Bekannt war Skyllberg in der Gegend schon seit dem Sommer, heißt es. Die Zeitung "Aftonbladet" sprach mit einem Ladenbesitzer, der dem später Verschollenen jeden Morgen einen Kaffee und ein Würstchen verkaufte. "Er sprach nur wenig, war aber sauber und ansprechend gekleidet", erzählte der. Womöglich warf ein Schicksalsschlag den 44-Jährigen aus der Bahn. Nach Informationen von "Dagens Nyheter" führte Skyllberg offenbar noch im vorigen Jahr ein geregeltes Leben mit Beruf und Eigenheim in Örebro geführt zu haben. Dann soll er sich verschuldet haben und in den Norden gezogen sein.

Derzeit wird Skyllberg in einer Klinik in Umeå behandelt. Von dort heißt es, es gehe ihm den Umständen entsprechend gut.

(pst)
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