Freispruch für 28-Jährige in Spanien Pianistin muss nicht wegen stundenlangen Übens in Haft

Barcelona · Aufatmen bei Laia Martín: Die spanische Pianistin muss wegen ihres ausgiebigen Klavierspiels doch nicht in Haft. Nach einem über sechsjährigen Verfahren und insgesamt viertägigen Anhörungen sprach ein Gericht im nordostspanischen Girona die 28-Jährige und ihre Eltern frei, wie die spanischen Medien berichteten.

 Laia Martin kann nun beruhigt ihre Zukunft planen: Eine Gefängnisstrafe droht ihr nicht mehr.

Laia Martin kann nun beruhigt ihre Zukunft planen: Eine Gefängnisstrafe droht ihr nicht mehr.

Foto: dpa, Robin Townsend

Geklagt hatte eine ehemalige Nachbarin, die sich von den stundenlangen Übungen der damals noch angehenden Pianistin terrorisiert fühlte. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich wegen "akustischer Umweltverschmutzung" und der Verursachung psychischer Schäden sieben Jahre Haft für die gesamte Familie gefordert. Später schraubte sie ihre Forderung auf 20 Monate Haft und sechsmonatiges Berufsverbot für Laia Martín herunter.

Die ehrgeizige Pianoschülerin aus dem nordspanischen Dorf Puigcerdà hatte zwischen 2003 und 2007 täglich stundenlang am Klavier gesessen und geübt, pro Woche mindestens 40 Stunden, wie ihre frühere Nachbarin klagte. Diese litt nach eigenen Angaben jahrelang unter Angstzuständen.

In seinem am Dienstag veröffentlichten Urteil kommt das Gericht zu dem Schluss, dass vermutlich nicht die Lärmbelästigung der Grund für die Klage gewesen sei, sondern die "miesen Beziehungen" zwischen der Familie und ihrer Nachbarin. Es erinnerte daran, dass Martín und ihre Eltern mehrere Maßnahmen zur Schallisolierung ihrer Wohnung unternommen hätten. Außer der Nachbarin und deren Angehörigen habe sich niemand beschwert.

Die ursprüngliche Forderung der Staatsanwaltschaft bezeichnete das Gericht als "unverhältnismäßig": Selbst bei einem Selbstmordversuch der Nachbarin wäre die Höchststrafe demnach niedriger ausgefallen. Auch die mehr als sechsjährige Verfahrensdauer kritisierte der Richter als "überzogen". Für den Prozess hatte er 1905 Seiten an Dokumenten lesen sowie 29 Zeugen und sechs Gutachter hören müssen.

(AFP)
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