Eklat in Japan Politiker nennt Sexsklavinnen im Krieg "nötig"

Tokio · Ein weiterer Eklat könnte die ohnehin schon angespannte Lage zwischen Japan und China verschärfen: Ein prominenter japanischer Politiker hat die von der kaiserlichen Armee zu Kriegszeiten betriebene Sexsklaverei als "notwendig" bezeichnet. China zeigt sich darüber schockiert.

Toru Hashimoto hat für einen handfesten Skandal gesorgt.

Toru Hashimoto hat für einen handfesten Skandal gesorgt.

Foto: dpa, fr ed

Die in Japan euphemistisch "Trostfrauen" genannten Zwangsprostituierten aus Korea, China und anderen Ländern hätten der Wahrung der Disziplin im Militär gedient, sagte der nationalistische Bürgermeister der Millionenstadt Osaka, Toru Hashimoto, laut Medienberichten. "Wenn man Soldaten, die unter Bedingungen, bei denen Kugeln herumfliegen wie Regen und Wind, ihr Leben riskierten, ausruhen lassen will, war ein System der Trostfrauen notwendig. Das ist jedem klar", sagte der im Volk beliebte Hashimoto demzufolge am Vortag zu Reportern in Osaka.

Immer wieder sorgen die Geschichtsklitterung japanischer Politiker und die mangelhafte Aufarbeitung der eigenen Kriegsvergangenheit für schwere Spannungen zwischen Japan und seinen früheren Kriegsgegnern in Asien. Die Äußerungen des Juristen Hashimoto erfolgen just zu einer Zeit, da in China, Südkorea und anderen Ländern befürchtet wird, dass die seit Dezember amtierende Regierung des rechtskonservativen Premiers Shinzo Abe Entschuldigungen früherer Regierungen für die Kriegsvergangenheit revidieren könnte.

Vor seinem Amtsantritt hatte Abe genau dies angedeutet. Schon 2007 hatte er für internationalen Aufschrei gesorgt, als er es ablehnte, die von den japanischen Streitkräften erzwungene Sexsklaverei anzuerkennen und sich dafür zu entschuldigen. Historiker schätzen, dass bis zu 200 000 Frauen vor allem von der koreanischen Halbinsel sowie aus China zu Sexdiensten in den Soldatenbordellen der japanischen Kaiserarmee gezwungen wurden.

Japans schwieriger Umgang mit der Kriegsvergangenheit

Japans Umgang mit seiner Kriegsvergangenheit sowie wieder aufgeflammte Inselstreitigkeiten mit Südkorea und China haben in jüngster Zeit erneut für wachsende Spannungen gesorgt. China übte scharfe Kritik an den Äußerungen Hashimotos, der zusammen mit dem nationalistischen Ex-Gouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, eine konservative Partei anführt. Die Zwangsprostitution sei ein schweres Verbrechen gewesen, erklärte das Außenministerium in Peking und mahnte, Japans Zukunft hänge vom Umgang mit seiner Vergangenheit ab.

Auch in den USA, Japans Sicherheitspartner, zeigt man sich zunehmend besorgt über Abes nationalistische Agenda. Daher bemühten sich Regierungsvertreter in Tokio um eine Entspannung. Es handele sich um "Missverständnisse". Man habe nicht vor, frühere offizielle Entschuldigungen zur Kriegsvergangenheit zurückzunehmen. Auch von Hashimotos Äußerungen distanzierten sich Vertreter der Regierung. Das "Trostfrauen"-System sei ein "schwerer Missbrauch" der Menschenrechte von Frauen gewesen, sagte Verteidigungsminister Itsunori Onodera.

Außenminister Fumio Kishida sagte Reportern in Tokio, er hoffe, dass Hashimotos "persönliche Kommentare" keine negativen Auswirkungen auf das Verhältnis zu Südkorea habe. Abe selbst lehnte es ab, Hashimotos Äußerungen zu bewerten. Er habe "tiefes Mitgefühl für Trostfrauen, die unbeschreibliche schmerzhafte Erinnerungen" hätten, sagte er laut Medien vor einem Parlamentsausschuss.

Am selben Tag jedoch ließ sich Abe mit den Worten zitieren, der Yasukuni-Schrein für Japans Kriegstoten, in dem auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden, sei bloß ein "ruhiger Gedenkplatz". Es herrschten noch immer falsche Vorstellungen von dem Schrein, erklärte Abe. Pilgergänge japanischer Politiker dorthin rufen in Südkorea und China stets Kritik hervor.

AI: Das ist Folter für die Überlebenden

Solche Äußerungen rufen aber auch in Japan Unverständnis und auch Kritik hervor. So auch die jüngsten Äußerungen Hashimotos. Akiko Yamashita von Amnesty International Japan bezeichnete Hashimitos Worte als "Folter" für die noch lebenden früheren Sexsklavinnen. Zwar räumte Hashimoto ein, dass die Frauen gegen ihren Willen Sexdienste leisten mussten. Das sei eben die "Tragödie des Krieges", meint er.

Sex zum Abbau von Stress für Soldaten hält der Bürgermeister von Osaka für notwendig. Kürzlich schlug er laut Medien sogar einem US-Kommandeur im südjapanischen Okinawa, wo es wiederholt zu Vergewaltigungen durch US-Soldaten gekommen war, vor, die US-Soldaten sollten von Japans legaler Sex-Industrie reichlich Gebrauch machen. Beim US-Militär hieß es dazu lediglich, so etwas entspreche weder den eigenen Gesetzen noch den Wertvorstellungen.

(dpa/felt/csr)
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