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Dutroux-Komplizen in Kloster eingetroffen Politiker ruft zu "Auftragsmord" an Martin auf

Brüssel · Während Michelle Martin, Ex-Frau und Komplizin des belgischen Kindermörders Marc Dutroux, am späten Dienstagabend nach ihrer vorzeitigen Haftentlassung im Klarissenkloster in Malonne angekommen ist, hat ein flämischer Politiker für einen Eklat gesorgt, indem er indirekt zum Auftragsmord an der 52-Jährigen aufgerufen hat.

Michelle Martin ist im Kloster angekommen
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Michelle Martin ist im Kloster angekommen

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Jurgen Verstrepen: "Ohne zu scherzen, wenn wir zusammenlegen (öffentliche Beiträge), können wir einen Albaner finden und ihn dafür bezahlen, dass er Michelle Martin kalt macht (...) Kandidaten?", fragte der Politiker der rechtspopulistischen "Liste Dedecker" auf seinen Twitter- und Facebook-Seiten. Später fügte er hinzu: "Wenn ich es mir recht überlege, die Albaner sind zu teuer geworden - ein Junkie würde es für weniger machen."Politiker anderer Parteien verurteilten Verstrepens Kommentare als inakzeptabel und unverantwortlich.

Ankunft im Kloster

Wie belgische Medien berichten, erreichte Martin gegen 22.30 Uhr am Dienstagabend versteckt in einer Wagenkolonne das Kloster über einen abseits liegenden Waldweg.

200 Menschen hatten sich gegen Abend in Malonne eingefunden, um gegen die verfrühte Freilassung zu protestieren. Das Kloster steht weiterhin unter Polizeischutz. Am Dienstagnachmittag hatte das Berufungsgericht in Brüssel entschieden, Michelle Martin auf Bewährung und unter Auflagen vorzeitig freizulassen. Es schloss sich damit dem Urteil des Strafvollzugsgericht vom Juli an, Martin wegen guter Führung bereits nach 16 statt nach 30 Jahren aus der Haft zu entlassen. Die Schwestern von Malonne hatten zuvor ihre Bereitschaft zur Aufnahme der Ex-Frau Von Marc Dutroux erklärt.

Die Freilassung Martins ist an bestimmte Auflagen geknüpft; so darf sie belgischen Medienberichten zufolge, nicht ohne Genehmigung des Strafvollzugsgericht umziehen. Außerdem dürfe sie die Provinzen Lüttich und Limburg nicht betreten, weil dort die Eltern von vier ermordeten Mädchen wohnten. Interviewanfragen müsse sie ablehnen. Außerdem werde sie durch einen Therapeuten psychologisch betreut und habe Kontakt zu einem Justizangestellten, der sie regelmäßig im Kloster besuche. Desweiteren sei Martin verpflichtet, entsprechend ihren Einkünften ihren Entschädigungszahlungen an die Opfer nachzukommen. Bislang haben diese laut eigenen Angaben so gut wie kein Geld von Martin erhalten.

Martin will Kontakt zu Opferfamilie aufnehmen

Unterdessen will Michelle Martin mit den Familien der Opfer Briefkontakt aufnehmen. Das kündigte der Anwalt von Michelle Martin am Mittwoch im belgischen Radio RTBF an. Seine Mandantin werde an Jean-Denis Lejeune schreiben, den Vater eines der getöteten Mädchen. "Frau Martin hat schon mindestens zwei Mal den Vorschlag für eine Mediation gemacht, um Antworten auf die Fragen der Eltern zu geben und sie um Entschuldigung zu bitten, aber sie weiß, dass die Eltern ihr nicht vergeben können", sagte Anwalt Thierry Moreau.Lejeune hatte zuvor einen Brief an Martin geschrieben und sie um Details über den Tod seiner Tochter gebeten. Der Vater der kleinen Julie schrieb laut Medienberichten darin, dass er nicht bereit sei, mit Martin zu sprechen oder ihre Entschuldigung anzunehmen. Bis heute hat die 52-Jährige sich über die Umstände des Tods der Kinder ausgeschwiegen.

Im August 1996 war Martin gemeinsam mit dem Kinderschänder Marc Dutroux verhaftet und 2004 zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil gegen sie erging, weil sie zwei junge Mädchen in einem Kellerversteck verhungern ließ. In Belgien ist eine vorzeitige Haftentlassung möglich, wenn mindestens ein Drittel der Strafe verbüßt ist.

Dutroux wurde 2004 im gleichen Prozess wegen der Entführung von sechs Mädchen und wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Fall hatte Belgien wegen der Grausamkeit von Dutroux und seinen Mittätern zutiefst erschüttert. Zudem wurden schwere Missstände in Polizei und Justiz aufgedeckt.

(KNA)
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