Hongkong Polizei geht mit Gewalt gegen Demonstranten vor

Hongkong · Tausende Menschen demonstrieren in Hongkong für mehr Demokratie. Die Polizei versucht, die Aktivisten mit Tränengas zu vertreiben.

Der Finanzdistrikt in Hongkong wird besetzt
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Der Finanzdistrikt in Hongkong wird besetzt

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Mit dem Einsatz von Tränengas hat die Polizei in Hongkong versucht, Tausende für mehr Demokratie protestierende Menschen zu vertreiben. Das ätzende Gas versetzte die Demonstranten am Sonntag in die Flucht. Zuvor hatten sie eine verkehrsreiche Straße vor Regierungsgebäuden blockiert und versucht, eine große Sitzblockade zu errichten. Es kam zu chaotischen Szenen, die Polizei setzte Pfefferspray ein. Peking verurteilte die Proteste und bezeichnete sie als illegal.

Studentische Aktivisten campieren seit Freitag auf den Straßen vor den Gebäuden. Die Organisatoren der Bewegung Occupy Central kündigten an, hinzustoßen zu wollen und die "laufende Besetzung" der Straßen fortzuführen. Die Polizei hatte die Demonstranten zum Verlassen aufgefordert und angedroht, hart durchgreifen zu wollen. Ursprünglich hatte die Occupy-Central-Bewegung erst für Mittwoch, dem Nationalfeiertag Chinas, einen Massensitzstreik im zentralen Finanzdistrikt der Metropole geplant.

Zu den demonstrierenden Studenten gesellten sich am Sonntag in einem für die asiatische Finanzmetropole seltenen Akt zivilen Ungehorsams Tausende Menschen hinzu. Sie durchbrachen eine Polizeiabsperrung und brachten den Verkehr zum Erliegen. Die Demonstranten streckten ihre Hände in die Luft, um zu signalisieren, dass sie keine gewalttätigen Absichten hätten. An einer Stelle machten sie einen Weg für die Autos frei.

Unter den Demonstranten war auch der Medien-Magnat Jimmy Lai, dem die Zeitung "Apple Daily" gehört, Hongkongs einzige prodemokratische Zeitung. Seit dem Beginn der Demonstration am Freitagabend wurden nach Polizeiangaben 78 Menschen festgenommen.

Der Chefadministrator Hongkongs, Leung Chun Ying, sagte, die Stadtverwaltung werde die Situation in angemessener Weise und in Übereinstimmung mit dem Gesetz regeln. Die chinesische Regierung erklärte, die örtliche Regierung werde voll unterstützt, die illegalen Handlungen zu regeln, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Am Samstag hatte die Polizei ein von Studenten besetztes Regierungsgelände geräumt. Dabei kam es zu Handgemengen mit mindestens 34 Verletzten, unter ihnen vier Polizisten und elf Regierungsmitarbeiter. Einige Demonstranten hatten zuvor einen hohen Zaun erklettert. Die Polizei sprühte Pfefferspray auf sie, um sie zurückzudrängen. Trotz der Zusammenstöße strömten Zehntausende Menschen auf die Straßen.

Der Studentenprotest war unabhängig von Occupy Central. Allerdings schlossen sich bereits am Samstag mehrere Mitglieder von Occupy Central den protestierenden Studenten und Schülern an. Benny Tai, ein Anführer der Bewegung, kritisierte das Maß an Gewalt, das die Polizei gegen die Demonstranten eingesetzt habe.

Der Unmut der Demonstranten entzündet sich an der Entscheidung der Führung in Peking im August, keine öffentlichen Kandidaten für die Wahl in Hongkong 2017 zuzulassen. Stattdessen sollen die Aspiranten von einem Komitee aus Pekinger Loyalisten ausgewählt werden. Dabei hatte die kommunistische Zentralregierung ein allgemeines Wahlrecht versprochen. Nun fordern die Demonstranten lückenlose demokratische Wahlen in der einstigen britischen Kolonie. China übernahm Hongkong 1997 als Sonderverwaltungszone von Großbritannien. Seitdem steigt die Spannung, wie es mit Hongkong politisch weitergeht.

(ap)
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