Kuba Polizei nimmt etwa 30 Damen in Weiß fest

Havanna/London (RPO). Die kubanische Polizei hat am Mittwoch in Havanna rund 30 sogenannte Damen in Weiß abtransportiert, die für die Freilassung ihrer als Regierungsgegner inhaftierten Angehörigen demonstrierten. Wie eine der Demonstrantinnen berichtete, stießen Polizistinnen sie mit Gewalt in zwei Polizeibusse und brachten sie zum Haus einer Sprecherin der Gruppe.

Etwa 300 Regierungsanhänger hatten die Demonstrantinnen zuvor niedergebrüllt. Eine der Demonstrantinnen, Bertha Soler, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Gruppe sei zum Haus von Laura Pollán gebracht worden.

"Die Regierung tut diese Sachen, weil sie zunehmend mit dem Rücken zur Wand steht", fügte sie hinzu. Pollán, die ebenfalls mit dem Bus weggebracht wurde, hatte zuvor angekündigt, dass die friedlichen Proteste fortgesetzt würden. An der Demonstration beteiligte sich auch Reyna Luisa Tamayo, deren Sohn Orlando Zapata am 23. Februar an den Folgen eines langen Hungerstreiks gestorben war.

Bereits am Vortag hatte sich Ähnliches abgespielt. Die von Polizisten in Zivil abgeschirmte Demonstration der weißgekleideten "Damas de Blanco" endete am Dienstag, als die Teilnehmerinnen im Haus eines Mitglieds der Gruppierung Zuflucht suchten. Die Demonstrationen sind Teil einer am Montag gestarteten Aktionswoche in Erinnerung an die Inhaftierung von 75 Regierungsgegnern vor sieben Jahren. Von ihnen sind 53 noch immer in Haft.

"Hemmschuh für Reformen"

Der am Tag nach Zapatas Tod ebenfalls in den Hungerstreik getretene Regierungsgegner Guillermo Fariñas kritisierte unterdessen den brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva, weil er sich während seines Kuba-Besuchs im Februar nicht klar mit Zapata solidarisiert habe. In einem Telefonat mit den Radiosender Ñandutí AM sagte Fariñas, Lula sei "kein Demokrat". Den Präsidenten Paraguays, Fernando Lugo, einen ehmaligen Priester, forderte er auf, "sich nicht durch Schweigen zum Komplizen zu machen". Fariñas wird derzeit in einem Krankenhaus in Santa Clara medizinisch versorgt.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Kuba zur Aufhebung seiner "repressiven" Gesetze und zur Freilassung inhaftierter Regierungskritiker auf. Kerrie Howard, die stellvertretende Amnesty-Direktorin in den USA, kritisierte die Einschränkung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Kuba. Sie nannte die lange Inhaftierung von Menschen "nur wegen der friedlichen Ausübung ihrer Rechte" eine Tragödie. Sie sei zudem ein "Hemmschuh für Reformen", zu denen auch der "Beginn eines Dialogs für die Aufhebung des von den USA einseitig gegen Kuba verhängten Embargos" gehöre.

(AFP/csr)
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