"Project Unbreakable" gibt Opfern eine Stimme Missbrauchsopfer zitieren ihre Peiniger

Washington · Es geschieht tagtäglich, in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt: sexueller Missbrauch. Doch nur selten äußern sich die Betroffenen selbst. Das "Project Unbreakable" gibt den Betroffenen eine Stimme. Sie lassen sich mit Plakaten fotografieren, auf denen Zitate ihrer Peiniger zu lesen sind. Es sind beeindruckende Zeugnisse der Gewalt, die sie erfahren haben. Und sie lassen einen oft sprachlos zurück.

Beeindruckende Bilder: Project Unbreakable
14 Bilder

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"Du wolltest es doch auch", ist auf einem Plakat zu lesen, das ein Opfer in die Kamera streckt. Das Gesicht des Betroffenen ist nicht zu sehen. "Niemand wird dir glauben. Ich bin dein Ehemann, und dein Wort steht gegen meines", ist auf einem anderen Plakat zu lesen — diesmal zeigt die junge Frau ihr Gesicht. Es sind zwei Fotos des "Project Unbreakable", die im Internet zu sehen sind — zwei von mittlerweile mehr als 2000 Bildern dieser Art.

Seit Oktober 2011 besteht das Projekt nun schon, und auch im neuen Jahr wird es fortgeführt — auf der Webseite des Projektes, auf Facebook und Twitter oder auch bei Touren durch US-Universitäten, auf denen die Macher von ihrem Projekt erzählen.

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Foto: AP

Dahinter steckt in erster Linie Grace Brown. Sie war zum Start des Projektes 19 Jahre alt, lebte in New York und studierte Fotografie. Immer wieder sei sie, so heißt es auf der Webseite, in ihrem Umfeld mit sexuellem Missbrauch konfrontiert worden.

Als sie schließlich eines Abends mit einer Freundin ausging und diese ihr ihre Geschichte erzählte, habe Brown dies so tief berührt, dass sie auf die Idee für das Projekt kam.

Mehr als 44.000 Likes bei Facebook

Seitdem zieht Brown, die inzwischen von drei weiteren Mitarbeitern unterstützt wird, durch die Lande und fotografiert Betroffene mit den eindrucksvollen Plakaten. Opfer können aber auch selbst Bilder in einem Tumblr hochladen.

Bedingung: Auf dem Foto darf nur das Opfer selbst abgebildet und keine Namen genannt werden. Die Macher des Projektes wollen so den Betroffenen eine Stimme geben, ihnen die Chance geben, mit einem kurzen Text zu zeigen, was ihnen Grausames widerfahren ist.

Und das mit Erfolg, wie nicht nur die Zahl der Bilder zeigt, sondern auch die Resonanz in den sozialen Netzwerken. Fast 7000 Follower hat das Projekt bei Twitter, mehr als 44.000 Menschen gefällt die entsprechende Facebook-Seite. Die Macher selbst schreiben auf ihrer Seite, dass es bis zu drei Monaten dauern kann, bis ein Foto endgültig in dem Tumblr erscheint.

Gleichzeitig wird aber auch darauf hingewiesen, dass das Projekt keine Rat gebende Funktion hat, sondern verweist hierbei auf die entsprechenden Hotlines für Opfer von sexuellem Missbrauch. Dennoch, eine gewisse Therapieform scheint es für die Opfer auch zu sein, wie aus manchen Plakaten hervorgeht. "Ich bin eine Überlebende, wir alle sind das", schreibt etwa eine junge Frau auf ihr Plakat.

(das)
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