Kommentar zum Terror in Moskau Putins Friede war ein Trugschluss

Moskau (RP). Der Terror ist nach Russland zurückgekehrt. Mehrere Jahre lang lebten die Russen in relativer Ruhe und Frieden. Es schien, als habe Wladimir Putin mit eiserner Hand das Terror-Problem in den Griff gekriegt. Auch das machte ihn schließlich in Russland so populär. Doch es war leider ein Trugschluss, wie die Attentate auf die Moskauer Metro jetzt zeigen.

Chronik der U-Bahn-Anschläge in Russland
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Foto: AP

Es gärt weiter im Kaukasus, und die Gewalt dort hat sich in den vergangenen Monaten immer mehr gesteigert. Bereits nach dem Anschlag auf den Schnellzug "Newski Express" im vergangenen November hatten Experten gewarnt, der Terror könne sich bald wieder in Russland ausbreiten.

Das ist nun traurige Gewissheit geworden Die Moskauer Metro gilt seit jeher als bevorzugtes Ziel für Terroristen. Täglich befördert sie bis zu acht Millionen Passagiere. Eine totale Überwachung ist unmöglich, eine große Zahl von zivilen Opfern bei jedem Anschlag garantiert.

Putin hat den Drahtziehern der Anschläge eine gnadenlose Jagd angedroht. Es steht zu befürchten, dass er die Attentate nutzen wird, um die Schrauben der Repression in Russland noch weiter anzuziehen. So wie seinerzeit nach dem Geiseldrama von Beslan. Damals ließ Putin die Direktwahl der Gebietsgouverneure abschaffen — angeblich, um das Land durch eine "Vertikale der Macht" besser regierbar zu machen.

Putin weiß: Sein Image als Garant von Stabilität und Wohlstand ist in Gefahr. In Folge der Wirtschaftskrise ist die Unzufriedenheit der Russen mit den herrschenden Strukturen ohnehin gewachsen. Jetzt wird auch noch deutlich, dass die Strategie des Kremls zur Befriedung des Kaukasus offenbar völlig fehlgeschlagen ist.

Es gelingt den Sicherheitsorganen nicht, die Situation dort unter Kontrolle zu bringen. Die Gewalt konzentriert sich auf Dagestan und Inguschetien. Aber auch Tschetschenien ist unter der Herrschaft des von Putin installierten Präsidenten und ehemaligen Warlords Ramsan Kadyrow nicht zur Ruhe gekommen.

Gerade in letzter Zeit haben die Sicherheitskräften zwar mehrere Rebellenführer getötet. Doch werden immer neue Generationen von Terroristen nachfolgen, solange die Kernprobleme im Kaukasus nicht gelöst sind: Die wirtschaftliche Misere und die Frage der Selbstbestimmung im Verhältnis zu Russland. Und dafür haben die Mächtigen in Moskau bis heute kein brauchbares Rezept.

(RP)
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