40 Jahre Haft wegen Völkermord Radovan Karadzic legt Berufung gegen Urteil ein

Den Haag · Radovan Karadzic, der bosnische Serbenführer, hat am Freitag offiziell Berufung gegen seine Verurteilung wegen Völkermords eingelegt.

 Radovan Karadzic akzeptiert das Urteil aus Den Haag nicht.

Radovan Karadzic akzeptiert das Urteil aus Den Haag nicht.

Foto: ap

Karadzic sei Opfer eines "politischen Prozesses, der darauf angelegt war, die Dämonisierung von ihm und dem bosnisch-serbischen Volk zu bestätigen", erklärte sein Anwalt Peter Robinson am Freitag. Das UN-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien hatte Karadzic Ende März zu 40 Jahren Haft verurteilt.

Der einst mächtige bosnische Serbenführer war am 24. März wegen des Massakers von Srebrenica und neun weiteren Verbrechen während des blutigen bosnischen Bürgerkriegs in den 90er Jahren verurteilt worden. Die Richter des Internationalen Strafgerichtshofs für das frühere Jugoslawien befanden ihn schuldig, strafrechtliche Verantwortung für die Verbrechen zu tragen.

Fast 8000 muslimische Männer und Jungen waren Mitte Juli 1995 in der Enklave Srebrenica von bosnischen Serben ermordet worden. Das Kriegsverbrechen war das schlimmste Massaker in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Karadzic wurde auch schuldig befunden, die 44 Monate dauernde Belagerung der bosnischen Hauptstadt Sarajevo angeordnet zu haben, der 10.000 Zivilisten zum Opfer fielen.

Sein Anwalt Robinson kritisierte nun, Karadzic habe keinen fairen Prozess erhalten. "Nachdem er acht Jahre in einem UN-Gefängnis verbracht hat und einen fünfjährigen Prozess durchlaufen hat, (...) ist Karadzic überzeugt, dass die internationale Justiz ein gescheitertes Projekt ist", erklärte Robinson. Karadzic hatte bereits unmittelbar nach seiner Verurteilung angekündigt, Berufung gegen das Urteil einzureichen.

(felt/AFP)
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