Razzia auf Sizilien Italienische Polizei nimmt 21 mutmaßliche Mafia-Mitglieder fest

Trapani/Palermo · Bei der Verfolgung von Helfern eines Mafia-Bosses hat die Polizei in Italien mehrere mutmaßliche Mitglieder der Cosa Nostra festgenommen. Die Razzia gab den Ermittlern auch einen Einblick in das interne Nachrichtensystem der Mafia.

Die Italienische Polizei nimmt auf Sizilien enge Mitarbeiter des Mafia-Bosses Matteo Messina Denaro fest.

Die Italienische Polizei nimmt auf Sizilien enge Mitarbeiter des Mafia-Bosses Matteo Messina Denaro fest.

Foto: afp, MON

Die Polizei hatte zunächst die Festnahme von 22 Verdächtigen mitgeteilt, machte in einer Pressekonferenz in Palermo am Donnerstag aber klar, dass ein Haftbefehl dem Mafia-Boss Matteo Messina Denaro gilt, der weiterhin auf der Flucht ist.

Gegen die 21 Gefassten besteht Verdacht auf Mafia-Mitgliedschaft, Erpressung, illegalen Waffenbesitz, Betrug und andere Verbrechen, wie die Polizei mitteilte. Die Verdächtigen waren demnach Angehörige von Mafia-Familien in der Provinz Trapani im Westen Siziliens, die als Einflussbereich von Messina Denaro gilt.

Der 1993 untergetauchte Messina Denaro gilt als mächtigstes Mitglied der sizilianischen Mafia und als möglicher Nachfolger des "Bosses der Bosse" Salvatore Riina. Der war im November im Gefängnis gestorben. Riina saß dort 26 lebenslange Haftstrafen ab. Unklar ist jedoch, ob der 55 Jahre alte Messina Denaro die gesamte Organisation kontrolliert. Er wird wegen Mordes gesucht. Die Behörden verfolgen ihn seit Jahren.

Sie haben bereits zahlreiche seiner Verwandten und Helfer festgenommen. "Mit diesen Ermittlungen sind wir buchstäblich nah an das Herz des Flüchtigen herangekommen, da wir auch Familienangehörige festgenommen haben", sagte Staatsanwalt Paolo Guido vor Journalisten. Unter den Festgenommenen waren zwei Schwager von Messina Denaro. Ihnen werden wie den 19 weiteren Verdächtigen Zugehörigkeit zur Mafia, Erpressung und weitere Straftaten vorgeworfen.

Nach Angaben der Polizei gab die jüngste Razzia auch einen Einblick in das Kommunikationsnetzwerk des Mafioso. Demnach entdeckten die Beamten zahlreiche "pizzini" - kleine Notizzettel, mit deren Hilfe die Kriminellen kommunizieren, um dem Abhören und anderen Formen der Überwachung zu entgehen.

Das interne Nachrichtensystem der Mafia soll auch die Flucht des Mafiabosses ermöglicht haben. Außerdem habe Denaro das System genutzt, um seinem Schwager einen Posten innerhalb der Mafia zu verschaffen.

(togr/dpa/ap)
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