Riesending-Schachthöhle Verletzter Höhlenforscher "wohlbehalten" in Klinik angekommen

Berchtesgaden · Nach tagelangen Strapazen haben die Rettungskräfte am Donnerstag den in der bayrischen Riesending-Schachthöhle verunglückten Forscher Johann Westhauser an die Oberfläche gebracht. Er bfindet sich inzwischen in der Klinik. Der 52-Jährige sei "wohlbehalten" eingetroffen, so die Bergwacht. Und der zuständige Minister denkt nun über eine Schließung der Höhle nach.

 Das Camp der Helfer am frühen Morgen.

Das Camp der Helfer am frühen Morgen.

Foto: dpa, nar wst

"Der Patient hat heute um 11.44 Uhr die Höhle verlassen und wird jetzt notfallmedizinisch versorgt", teilte die Bergwacht in Berchtesgaden mit. Am Höhlenausgang hatten die Helfer zuvor eine kleine notfallmedizinische Station errichtet, in dem Ärzte den durch einen Steinschlag schwer am Kopf verletzten 52-Jährigen untersuchen sollten. Anschließend ist geplant, ihn mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus zu fliegen. Das Vorgehen hängt von seinem Zustand ab. Auf dem letzten Streckenabschnitt mussten die Retter mit dem auf einer Trage transportierten Westhauser mehrere senkrecht aufragende Schächte überwinden.

Der längst von ihnen war laut Bergwacht 180 Meter hoch. Für die extrem anspruchsvolle Passage brauchten die Experten noch einmal etwas länger als ursprünglich geplant, weil sie zwischendrin eine mehrstündige Pause machten. Die internationalen Rettungstrupps mit dem Verletzten waren am Freitag um Unglücksort in etwa 1000 Metern Tiefe aufgebrochen. Zuvor hatten die Helfer bereits die Aufstiegsroute vorbereitet.Insgesamt verlief die komplizierte Aktion ohne Zwischenfälle und in dem von der Einsatzleitung anvisierten Zeitfenster. Für den Transport hatte sie sechs bis sieben Tage angepeilt. Dutzende Höhlenretter und Ärzte aus Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Kroatien waren an und in der Riesending-Schachthöhle nahe Berchtesgaden im Einsatz, um den am Pfingstsonntag verunglückten Forscher aus Baden-Württemberg an die Oberfläche zu bringen.

Der Einsatz war wegen der widrigen Verhältnisse in der Höhle äußerst komplex. Die Riesending-Schachthöhle ist die tiefste und längste Höhle Deutschlands. Sie besteht aus teils über hunderte Meter steil abfallenden engen Felskaminen, unebenen Gängen und schlammigen Bachläufen. In der Höhle herrschen zudem eisige Temperaturen lediglich knapp über dem Gefrierpunkt. Selbst die erfahrenen Retter bringt diese Umgebung an die Belastungsgrenze. Westhausers Arbeitgeber, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), äußerte sich hocherfreut über die erfolgreiche Bergung.

"Die guten Nachrichten haben uns alle am Institut sehr erleichtert. Wir wünschen Johann Westhauser von hier aus eine vollständige Genesung", erklärte Professor Martin Wegener vom Institut für Angewandte Physik, an dem der Verunglückte arbeitet. Als Höhlenforscher engagiert dieser sich in seiner Freizeit bei einem Expertenverein aus Bad Cannstadt.

Minister will Höhle schließen

Aus Sorge vor einem gefährlichen Tourismus Neugieriger nach der Rettungsaktion an der Riesending-Höhle bei Berchtesgaden will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) deren Eingang verschließen lassen. "Technisch ist es einfach und rechtlich halte ich es angesichts der extremen Gefahren, die damit verbunden sind, für geboten", sagte Herrmann am Donnerstag in Berchtesgaden.

Er fürchte, dass mancher, nicht nur in Deutschland, sondern europaweit auf die Idee komme: "Das muss ich mir jetzt anschauen, was da los war. Das führt dazu, dass Leute in die Höhle einsteigen, die überhaupt nicht die Fähigkeit haben. Dem vorzubeugen halte ich für absolut notwendig."

Der Minister dankte den Rettern und lobte die "vorbildliche internationale Solidarität", die die Rettung des Höhlenforschers Johann Westhauser möglich gemacht hatte.

(dpa)
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