Schneechaos, Riesenwellen, Überschwemmungen In Europa spielt das Wetter verrückt

Berlin · Das Wetter hat in Europa zu teils chaotischen Zuständen geführt. In den Alpen versinken einige Regionen im Schnee. In Portugal donnern Riesenwellen an die Küste. Italien wird von Überschwemmungen heimgesucht. Mehrere Menschen starben.

Zerstörerisches Naturschauspiel an der Atlantikküste
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Im Westen sind es Riesenwellen, in der Mitte und im Osten Europas die Schnee- und im Süden Wassermassen - in fast allen Regionen Europas spielt das Wetter derzeit verrückt.

Ein Naturschauspiel der bedrohlichen Art haben die Menschen an der Atlantikküste erlebt. Meterhohe Wellen donnerten in Portugal, Spanien und Frankreich gegen die Klippen und richteten schwere Verwüstungen an. An der nordspanischen Atlantikküste wurden zwei junge Radfahrer von einer Riesenwelle erfasst und ins Meer gerissen. Wie der staatliche Rundfunk RNE am Montag berichtete, wurde nach dem Unglück am Vortag in der galicischen Kleinstadt Foz ein 15-Jähriger vermisst. Es bestünden kaum Aussichten, den Jungen lebend zu bergen. Sein 13 Jahre alter Freund habe sich an Land retten können. Die beiden Jungen waren auf der Strandpromenade mit Fahrrädern unterwegs gewesen und von der Welle überrascht worden. In der nordspanischen Region Asturien zerstörten die Wassermassen ein Meeresmuseum in Luarca. Der Schaden geht in die Millionen.

In Italien haben derweil Überschwemmungen zu chaotischen Zuständen geführt. Tagelang hatte es geregnet. Mindestens drei Menschen starben am frühen Sonntag, darunter ein siebenjähriges Kind. Es wurde mit zwei Frauen im sizilianischen Noto in einem Auto von den Wassermassen erfasst und davon geschwemmt.

Dramatische Lage in Bergamo

Ähnlich dramatisch war die Lage auch in Norditalien. Bei Bergamo mussten mehrere Menschen nach einem Erdrutsch in Sicherheit gebracht werden und in einer Notunterkunft übernachten. In Rom sollten am heutigen Montag und Dienstag mehrere Schulen geschlossen bleiben. In vielen Regionen sollte es am Montag weiter regnen, auch wenn sich die Situation in einigen Gebieten etwas entspannte. Die Pegelstände des Tibers fielen laut Medienberichten wieder, nachdem sie am Wochenende einen Höchststand erreicht hatten. In Rom wurden zahlreiche Straßen überflutet, Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden und die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

In zahlreichen anderen Gebieten in Italien galt auch am Montag noch der Notstand. Die Lagunenstadt Venedig kämpfte mit Hochwasser, in der Toskana wurden zahlreiche Wohnhäuser evakuiert. In einigen Regionen hatten die Menschen keinen Strom. Im Norden des Landes, in Südtirol und in den Dolomiten gab es starke Schneefälle.

Bis vergangene Woche war der Winter auf dem Balkan vergleichsweise mild. Doch dann überzog eine Kältewelle weite Teile Osteuropas. In Serbien wurden Tausende festgefahrene Verkehrsteilnehmer aus dem Schnee befreit.

In Slowenien und Kroatien waren am Wochenende Zehntausende Menschen ohne Strom, und auch in Österreich mussten 3000 Menschen ohne Elektrizität auskommen. Im Norden Serbiens legten Schneemassen den Verkehr lahm. Polizisten, Soldaten und Helfer befreiten mehr als 5000 Menschen aus eingeschneiten Autos und Bussen.

Schneetief über dem Mittelmeer

Grund für die starken Schneefälle ist laut Deutschem Wetterdienst das Tief "Mayla" über dem Mittelmeer. Es schaufelte feuchte Luftmassen gegen die Alpen und produzierte Neuschnee von bis zu einem halben Meter in 24 Stunden.

In Slowenien war nach Behördenangaben der Westen des Landes am stärksten von den Stromausfällen betroffen. Zahlreiche Straßen waren zudem blockiert. Im benachbarten Kroatien fiel überdies im Nordwesten der Zugverkehr aus. Auch in Bulgarien gab es in den vergangenen Tagen flächendeckende Stromausfälle und in Rumänien gaben die Behörden eine Wetterwarnung aus.

In Österreich blieben zwei Zugrouten nach Italien gesperrt, einige Regionallinien wurden jedoch wieder in Betrieb genommen. Die Wetterkapriolen haben in Teilen des Landes am Montag erneut gravierende Probleme verursacht. In der Steiermark und in Kärnten waren nach Angaben der Energieversorger rund 17.000 Haushalte ohne Strom. Unter der großen Schnee- und Eislast stürzten immer wieder Bäume auf die Stromleitungen, sagte der Sprecher der Energie Steiermark, Urs Harnik-Lauris. "Die Reparaturarbeiten in dem teils unwegsamen Gelände sind schwierig und gefährlich."

In Kärnten sind zudem zahlreiche Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt. Das erschwere die Reparatur zusätzlich, sagte der Sprecher des Energieversorgers Kelag, Josef Stocker. Das Unternehmen gleiche einer Sisyphusarbeit, da auf wieder instand gesetzte Leitungen an anderer Stelle Bäume stürzten. Es sei nicht möglich zu sagen, wann sich die Lage wieder entspanne. Im Süden Österreichs waren zuletzt immense Schneemengen gefallen. Der Niederschlag war am Sonntag teils in Regen übergegangen.

Starker Wind hatte im Norden Serbiens zu Schneeverwehungen von bis zu 3,5 Metern Höhe geführt. Über Nacht wurden Hunderte Menschen aus ihren eingeschneiten Fahrzeugen geborgen. Die Behörden setzten dazu Helikopter, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge ein, wie ein Regierungssprecher mitteilte. Dutzende Autos blieben jedoch am Sonntag weiterhin eingeschneit.

(rpo/ap/afp/dpa)
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