Terroristen wollen Italien erobern Römer verspotten IS-Kämpfer bei Twitter

Rom · In einem Internetvideo und Twitter-Nachrichten hat die Terrorgruppe Islamischer Staat zur Eroberung Roms aufgerufen. Doch wie soll das funktionieren, fragen sich vor allem italienische Nutzer in sozialen Netzwerken. Die Anreise nach Rom sei doch für Terroristen eine Qual.

Italien lacht über IS-Eroberungspläne
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Foto: AP

Das Video des IS, das die "Bild" teilweise veröffentlicht hat, zeigt eine Computeranimation der italienischen Hauptstadt. In Staub gehült liegt dort die Ruine des Colosseums, auf einer Säule, die es so in Rom nicht gibt, steht ein antiker römischer Soldat. Doch dieser wird von seinem Sockel gestoßen, die IS-Flagge nimmt seine Stelle ein. Zwischendurch werden Bewegtbilder von IS-Terroristen im Kampfeinsatz eingeblendet. Zu diesem Video gab es auf Twitter eine Ankündigung eines IS-Sympathisanten, dessen Profil mittlerweile gesperrt wurde.

Doch statt in Angst zu erstarren, nehmen viele italienische Internetnutzer, die Androhung mit Humor. Unter dem Hashtag #We_Are_Coming_O_Rome teilen die Nutzer auf Twitter ironische Beiträge. Dabei reichen die Beiträge von Tipps für die Terroristen zu Anreise, Empfehlungen für das Verhalten vor Ort bis hin zur Beschreibung weiterer Reiseziele in Italien.

Gleich mehrere Nutzer fragen sich, wie die Terroristen bei dem Verkehr auf den Zufahrtsstraßen nach Rom überhaupt anreisen wollen. Wer einmal mit dem Auto oder dem Bus vom römischen Flughafen Fiumicino in die Innenstadt gefahren ist, weiß: Das kann lange dauern. Sogar so lange, dass hier ein ausgereiftes Unterhaltungsprogramm entlang der Strecke geboten wird. Kabarettisten und Jongleure bewegen sich während des Staus zwischen den Autos und gehen nach ihren Programmen mit dem Hut herum und sammeln Spenden ein.

Doch vielleicht würden es die Terroristen erst gar nicht in ein Taxi oder einen Bus schaffen. Twitter-Nutzer weisen etwa darauf hin, dass am Flughafen und bei einigen italienischen Fluglinien gerne mal Gepäck verloren geht oder etwas schon beim Check-in schief läuft.

#We_Are_Coming_O_Rome Be sure to fly Alitalia so you get the full experience. pic.twitter.com/MEP5Q93AHC

Wenn die IS-Mitglieder es dann aber doch in das Stadtzentrum schaffen sollten, warten dort wohl erfahrene Rom-Touristen mit Hinweisen. In italienischen Restaurants sollte man keinen Käse auf seinen Fischgerichten verlangen und keine Socken in den Sandalen tragen.

Italians to Isis #We_Are_Coming_O_Rome Don't put cheese on seafood pasta,don't wear socks with sandals and pls leave review on @TripAdvisor

Es könnte aber auch sein, dass es die Reisenden aus Syrien oder dem Irak gar nicht lange in Rom hält. Schließlich gebe es noch andere schöne italienische Städte. In dem folgenden Tweet wird etwa Neapel empfohlen.

Really you should at least take a day trip to Naples, it has untold charm, beauty & fascination #we_are_coming_o_rome pic.twitter.com/nlEZkO4YMk

Die Ankündigungen zur Eroberung Roms hielten zwei Fehler bereit, von denen zumindest einer für Lacher im Netz sorgte. So drohte ein IS-Sympathisant, Homosexuelle vom schiefen Turm von "Pizza" zu werfen und nicht von dem in Pisa. Im Internet kursierten schnell Bilder von übereinander gestapelten Pizzen vor der Kulisse in Pisa. Der zweite Fehler steht im Zusammenhang mit der Säule, auf die im Video die IS-Flagge gestellt wird. Denn solch eine Säule gibt es so nicht in Rom. Ihre Form erinnern viel mehr an die Marcian- oder die Arcadius-Säule. Beide wurden im 5. Jarhundert nach Christus in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul errichtet. Sie standen beziehungsweise stehen damit in der Stadt, die unter dem Kaiser Konstantin offiziell "Neu Rom" genannt wurde.

Trotz all der sarkastischen Beiträge auf Twitter und der Fehler in den Drohmitteillungen, hat die Drohung auch einen sehr ernsten Hintergrund. So berichtet etwa die "Süddeutsche Zeitung", dass italienische Politiker IS-Sympathisanten aus Libyen als Gefahr ausgemacht hätten. Es gebe demnach auch Stimmen aus Italien, die ein militärisches Eingreifen in dem nordafrikanischen Staat fordern.

(ac)
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