Großbrand im Yacht-Hafen Feuer in Roermond: Asbest auf Straßen, Dächern, in Gärten

Roermond · Bei einem Großbrand in Roermond sind in der Nacht zu Mittwoch rund 100 Yachten in einem Hafen zerstört worden. Weil bei dem Feuer giftiges Asbest freigesetzt wurde, hat die Stadt das Zentrum weitgehend abgesperrt. Anwohner in grenznahen Städten wie Viersen oder Mönchengladbach müssen sich keine Sorgen machen.

Roermond: Asbest-Alarm nach Großbrand
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2014: 100 Yachten bei Großbrand in Roermond zerstört

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Wie das niederländische Nachrichtenportal "1limburg" berichtet, sind am späten Dienstagabend zwei große Hallen im niederländischen Yachthafen Het Steel ausgebrannt. Um 21.45 Uhr war das Feuer gemeldet worden. Rund 100 Freizeityachten, die meisten im Besitz von Deutschen, wurden zerstört. Eine riesige Rauchwolke zog über Roermond in den Kreis Viersen ab. Die Nachlöscharbeiten dauerten bis zum Morgen an, sagte ein Feuerwehrsprecher. Angaben zur Brandursache sind derzeit nicht bekannt. Ein Video von "1limburg" zeigt die lodernden Flammen im Yacht-Hafen.

Bürgermeister Peter Cammaert verhängte am Morgen eine Notverordnung. Teile des Roermonder Stadtgebietes sind gesperrt. Am Morgen wirkte Roermond wie eine "Geisterstadt": Die Straßen waren fast menschenleer. Der Bahnhof und wichtige Zufahrtstraßen wurden gesperrt. Der krebserregende Stoff hat sich möglicherweise in weiten Teilen des historischen Zentrums abgelagert. "Es liegt überall", sagte Bürgermeister Peter Cammaert im niederländischen Fernsehen. "Auf Straßen, Dächern, in Gärten." Hilfskräfte und Spezialfirmen in Schutzanzügen suchten in der Sperrzone nach Asbest-Resten und begannen mit den Aufräumarbeiten.

Einwohner sollen in den Häusern bleiben und können das Gebiet nur an zur Desinfektion festgelegten Punkten verlassen. Einige Roermonder trugen vorsichtshalber einen Mundschutz, um keine giftigen Partikel einzuatmen. Schuhe sollen laut Verordnung vor der Wohnung ausgezogen werden.

Fahrzeuge, die aus dem Stadtgebiet kommen, werden von der Feuerwehr gereinigt. Die Zufahrten sind komplett gesperrt. Auch am Bahnhof halten keine Züge, bis das Gebäude gereinigt ist. Zwei Schulen in der Stadt sollen den ganzen Mittwoch geschlossen bleiben, ebenso wie viele Geschäfte. Das Designer-Outlet Roermond im Norden der Stadt ist von den Sperrmaßnahmen allerdings nicht betroffen, wie eine Sprecherin unserer Redaktion bestätigte. Die Stadt bittet Anwohner aus der Region, insbesondere aus NRW, von einem Besuch in Roermond abzusehen. Sie hat eine Karte veröffentlicht, die das Sperrgebiet zeigt:

Kreis Viersen nicht betroffen

Roermond abgeriegelt: Asbest-Gefahr nach Feuer im Hafen
Foto: Stadt Roermond

Der Großbrand in Roermond hat keine Auswirkungen auf den Kreis Viersen. Das erklärte Klaus Thomas Riedel, Brandmeister im Kreis Viersen. "Die Menschen insbesondere in den grenznahen Gemeinden wie Niederkrüchten, Brüggen und Schwalmtal müssen sich keine Sorgen machen", hieß es in einer Pressemitteilung. Fenster und Türen müssen nicht geschlossen werden.

Die Vermutung, dass freigewordenes Asbest auch über dem Kreis Viersen abgeregnet ist, habe sich nicht bestätigt, so Riedel. Die Feuerwehren im Kreis Viersen haben am Mittwochmorgen sicherheitshalber das ABC-Spürfahrzeug eingesetzt, um den Asbestverdacht auszuräumen. "Als jedoch der Zuruf von der Roermonder Einsatzleitung kam, dass es außerhalb der Roermonder Innenstadt keinerlei Hinweise auf Asbest gebe, gab es Entwarnung für die Region nahe der Grenze", sagte Riedel. Der ABC-Erkunder habe daraufhin abgezogen werden können.

"Die niederländischen Einsatzkräfte haben nicht nur in der Roermonder Innenstadt, sondern auch weiträumig darüber hinaus und bis hin zur deutschen Grenze gemessen und keine erhöhte Schadstoffkonzentration festgestellt, sagte Riedel. Allerdings gibt es in der Roermonder Innenstadt punktuelle Asbestspuren. Die Kreispolizei rät deshalb, heute nicht in die Niederlande zu fahren.

Roermond: Die Schutzmaßnahmen gegen Asbest
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Roermond: Die Schutzmaßnahmen gegen Asbest

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Auch in den umliegenden Städten im Kreis Heinsberg und in Mönchengladbach wird die Situation beobachtet. Für die Anwohner bestehe jedoch keine Gefahr, sagten Stadt-Sprecher. Der starke Niederschlag in der Grenzregion wasche die Asbest-Partikel an Ort und Stelle aus der Atmosphäre nach unten, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes in Essen.

Asbest gilt als krebserregend. Die Herstellung und Verwendung ist seit 1993 in Deutschland verboten, seit 2005 auch in der ganzen EU. Werden die Fasern des Mineralstoffes eingeatmet, kann das zu einer chronischen Entzündung in der Lunge und zu Krebs führen.

(met/ dpa)
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