Großbrand in Roermond Spezialfirmen müssen Stadt von Asbest reinigen

Roermond · Die Straßen sind menschenleer, die Geschäfte geschlossen, kein Auto fährt. Roermond glich am Mittwochmorgen einer Geisterstadt. Es herrscht Asbest-Alarm nach einem Großbrand. Wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden, ist unklar. Betroffene Stadtgebiete sind voraussichtlich bis Samstag abgesperrt.

Roermond: Die Schutzmaßnahmen gegen Asbest
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Der krebserregende Stoff hat sich möglicherweise in weiten Teilen des historischen Zentrums abgelagert. "Es liegt überall", sagte Bürgermeister Peter Cammaert im niederländischen Fernsehen. "Auf Straßen, Dächern, in Gärten." Hilfskräfte und Spezialfirmen in Schutzanzügen suchten in der Sperrzone nach Asbest-Resten und begannen mit den Aufräumarbeiten.

Bahnhof und Zufahrtsstraßen wurden gesperrt. Bewohner durften das Gebiet nur an speziellen Dekontaminationspunkten verlassen oder betreten. Dort spritzte die Feuerwehr ihre Autos und Fahrräder ab. Wann die Notverordnung aufgehoben wird, war noch unklar.

Auslöser des Asbest-Alarms war ein Großbrand im Jachthafen an der Maas in der Nacht zum Mittwoch. Dutzende Segeljachten wurden zerstört, verletzt wurde niemand. Doch aus den Dächern der alten Lagerhallen war Asbest freigekommen. Die Feuerwehr dachte zunächst, dass nur ein Gebiet um den Hafen betroffen war. Doch bei Tageslicht zeigte sich dann das Ausmaß: "Es geht um ein ziemlich großes Gebiet", sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Roermond: Asbest-Alarm nach Großbrand
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Geschäfte mindestens bis Donnerstag zu

Die Leute gehen vergleichsweise gelassen mit der Notverordnung um, die Bürgermeister Peter Cammaert ausgerufen hat. In dem Sperrgebiet bleiben Schulen und Geschäfte mindestens bis einschließlich Donnerstag geschlossen. Man rechnet aber damit, dass sie erst am Samstag geöffnet werden können, da Einsatzkräfte begonnen haben, die kontaminierten Flächen von Asbest zu reinigen.

Roermond: Spezialfirmen müssen Stadt von Asbest befreien
Foto: Stadt Roermond

Der zuständige Beigeordnete Peter IJff kündigte an, die Stadt werden über Kompensationsleistungen für geschädigte Geschäftsleute braten. Die Umsatzausfälle dürften so kurz vor dem Weihnachtsfest vergleichsweise hoch sein. Anwohner sind aufgefordert, weiterhin Türen und Fenster geschlossen zu lassen. Das von Deutschen besonders stark besuchte Outlet Center und weitere große Einkaufszentren (Retail-Markt etc.) am Stadtrand liegen außerhalb des durch Asbest kontaminierten Gebiets.

Es kann nicht abgeschätzt werden, wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden. Bürgermeister Peter Cammaert: "Müssen die Aufräumarbeiten schnell, weniger schnell, besonders sorgsam vorgenommen werden? Wir holen uns zunächst einmal Informationen dort ein, wo man bereits mit einer Asbest-Kontamination Erfahrung hat sammeln können." Sorge bereite ihm, wie leichtfertig mancher Bewohner des Gebietes mit der Lage umgehe. Das krebserregende Asbest stelle eine enorme Gefahr für ihre Gesundheit dar. Die Leute sollten unbedingt ihre Schuhe sorgsam reinigen

Routen: Ohne Maut aus Holland nach NRW
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Vielerorts sieht man auch Menschen mit Mundschutz. "Man riecht überall den Rauch", sagte eine Frau, die sich ebenfalls damit geschützt hat. Um die Schuhe trägt sie blaue Plastikhüllen. Sie sollte einem Patienten Medikamente bringen. "Und dann schnell zurück", sagte sie. "Ich mache mir Sorgen über das Asbest."

Eine Anwohnerin hielt die Explosionen, von denen der Brand begleitet wurde, zunächst für ein Feuerwerk, bis sie den hellen Feuerschein über der Maas sah. "Da war mir klar, dass es lichterloh brannte", sagte sie.

Die Feuerwehr kann offensichtlich zurzeit noch nichts über die Ursache des Feuers aussagen. Nach ihren Angaben sind mindestens 60 Boote verbrannt, die für den Winter in zwei großen Hallen untergebracht waren.

Viele Bürger der Stadt informierten sich noch am Dienstagabend über das Internet. Die in der Veiligheidsregio Limburg gebündelten Einsatzkräfte informierten laufend, außerdem wurden von ihr und von der Stadt Roermond Notfall- und Informations-Telefonnummern geschaltet. Die Stadt erneuerte regelmäßig ihre Informationen auf ihrer Internetseite.

Die Stadt in der südlichen Provinz Limburg ist nur etwa 35 Kilometer von Mönchengladbach entfernt. Doch für Menschen in Deutschland besteht laut den Behörden keine Gefahr. Der starke Regen hat nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Essen Asbest-Partikel an Ort und Stelle aus der Atmosphäre nach unten gewaschen.

Asbest ist in Europa seit 2005 verboten, befindet sich aber noch in vielen älteren Gebäuden. Werden die Fasern des Mineralstoffs eingeatmet, kann das zu einer chronischen Entzündung in der Lunge und zu Krebs führen.

(RP/Ludger Peters, lnw)
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