Muslimische Minderheit Rohingya — Flüchtlinge ohne Heimat

Bangkok · Entgegen ihrer bisherigen Linie wollen Malaysia und Indonesien nun doch die tausenden auf dem Meer treibenden Flüchtlinge aufnehmen. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um die muslimischen Rohingya aus Myanmar. Sie gelten als eine der meistverfolgten Minderheiten der Welt.

Flüchtlinge vor Malaysia, Indonesien, Thailand: Flüchtlingsdrama im Asien
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Flüchtlingsdrama in Asien

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Sie treiben auf überfüllten, alten Booten im Meer in Südostasien, haben kaum noch Nahrungsmittel oder Trinkwasser. Vor einigen Tagen berichtete der britische Sender BBC sogar davon, dass auf einem Boot rund 100 Menschen beim Kampf ums Essen getötet worden seien.

Doch Thailand, Indonesien und Malaysia weigerten sich bislang, die Flüchtlinge aufzunehmen, da sie diese als illegale Einwanderer betrachten, und überließen sie auf offener See ihrem Schicksal. Auch war es Fischern verboten, die Menschen aufzunehmen. Nun aber wollen Indonesien und Malaysia die rund 7000 Flüchtlinge zumindest vorübergehend an Land lassen.

Die meisten der Flüchtlinge gehören der muslimischen Minderheit der Rohingya aus Myanmar an. Sie wählen den gefährlichen Seeweg in der Hoffnung auf ein besseres Leben. "Wir sind in das Boot gegangen, um ein muslimisches Land zu suchen, entweder Malaysia oder Indonesien", sagte Asranal Ali aus Myanmar der Nachrichtenagentur AP. Und Hasan Ali berichtete, Buddhisten in Myanmar hätten sie zur Flucht gezwungen. "Wir konnten uns nicht weigern, sonst wären wir geschlagen worden."

Den beiden Männern ergeht es wie vielen Rohingya, wie auch die Vereinten Nationen feststellen. Sie gelten als eine der meistverfolgten Minderheiten der Welt. 1,3 Millionen der Muslime leben im mehrheitlich buddhistischen Myanmar, ihre Familien leben dort teils bereits seit mehr als 150 Jahren. Die britischen Kolonialherren hatten sie einst aus dem heutigen Bangladesch in das Land gebracht.

Doch auch wenn die Rohingya bereits seit Generationen dort leben, werden sie immer noch als illegal eingewanderte Migranten aus Bangladesh behandelt. Die Behörden verweigern ihnen die Staatsbürgerschaft. Sie dürfen nicht wählen, haben nur eingeschränkt Zugang zum Gesundheits- und Bildungssystem und ihre Reisefreiheit ist beschränkt, wie die Deutsche Welle auf ihrer Webseite berichtet.

Auch Phil Robertson, Stellvertretender Direktor von Human Rights Watch in Asien, spricht im Interview mit der "Frankfurter Rundschau" von einem "regelrechten Bombardement von Menschenrechtsverletzungen und offener Diskriminierung", der Rohingya durch die Regierung in Myanmar ausgesetzt seien.

So waren bei schweren Unruhen im Jahr 2012 mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen, tausende wurden vertrieben und von Behörden in Lager gepfercht. "Gegenwärtig leben über 150.000 in Lagern und sind von der Versorgung durch internationale Organisationen abhängig", sagt auch Robertson.

Entsprechend fliehen Jahr für Jahr dutzende Rohingya aus Myanmar, oftmals mit Hilfe von Schleppern. Viele von ihnen wurden aber wie Sklaven zur Arbeit auf thailändischen Fischerbooten gezwungen, andere im Dschungel festgehalten und erpresst.

mit Agenturmaterial

(das)
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