Protest von Aachen bis Berlin Roosh V — der Mann, der Vergewaltigungen legalisieren will

Düsseldorf · Er ist derzeit einer der umstrittensten Männer der Welt: Daryush Valizadeh kämpft für "Neomaskulinität" und für straffreie Vergewaltigungen. Weltweit regt sich Protest gegen die kruden Theorien des US-Amerikaners, dessen Anhänger sich am Samstag auch in Aachen treffen wollten.

 Roosh V verharmlost sexuelle Übergriffe auf Frauen, ist gegen das Frauenwahlrecht und gibt Seminare als Pickup-Artist (Symbolbild)

Roosh V verharmlost sexuelle Übergriffe auf Frauen, ist gegen das Frauenwahlrecht und gibt Seminare als Pickup-Artist (Symbolbild)

Foto: Artsplav/ Shutterstock.com

Weltweit hatte Roosh V, wie sich Valizadeh nennt, für kommenden Samstag zu Treffen seiner Anhänger aufgerufen - darunter in Aachen, Berlin und München. Es dauerte glücklicherweise nicht lange, bis sich eine Gegenbewegung bildete - die Aktion wurde mittlerweile abgeblasen, wohl auch auf öffentlichen Druck hin.

Valizadehs Anliegen ist die "Return of Kings", also die Rückkehr der Könige. Was er damit meint: Männer haben Macht, vor allem über Frauen. In zahlreichen Workshops bringt er seinen Schülern bei, wie man sich über ein "Nein" von Frauen hinwegsetzt und sie dennoch ins Bett bekommt — notfalls auch mit Gewalt.

"Kann die Sicherheit der Männer nicht garantieren"

Sein "Meetup", wie er es nannte, hat er mittlerweile abgesagt. "Ich kann die Sicherheit der Männer nicht garantieren", schrieb er auf seiner Internet-Seite — es klingt wie Hohn in den Ohren derer, die sich ein wenig über den Mann informiert haben.

Roosh V tritt dafür ein, dass Vergewaltigung auf Privatgrundstücken legalisiert wird - angeblich zum Schutz von Frauen, weil diese sich dann nicht mehr durch Trinken und Flirten freiwillig zum Opfer machten. Er propagiert, dass Frauen weder arbeiten noch selbst Entscheidungen treffen sollten, weil Männer nicht nur schlauere Meinungen vertreten würden, sondern auch, weil die Welt durchaus ohne die Errungenschaften von Frauen in Wissenschaft und Politik auskäme - ohne die von Männern aber nicht. Roosh V ruft in seinen YouTube-Videos dazu auf, dass sich Männerbande auch dafür knüpfen sollen, um Zuwanderer künftig in Schach zu halten. Zudem sollen sich die Gruppen im Zweifel besser gegen unliebsame Ideen der jeweiligen Landesregierung durchsetzen können.

In insgesamt 43 Ländern sollten Roosh-Fans am Samstag konspirativ zusammenkommen. Neben dem "Meetup" in Aachen waren Treffen in weiteren sechs deutschen Städten anberaumt. In Hamburg gab es allerdings schnell eine Petition, um das "Unterstützungstreffen für Vergewaltigungsverteidiger" zu stoppen. In Berlin werde man die Lage trotz der Absage weiter im Blick behalten, teilte die Polizei in der Hauptstadt mit. Und auch in Aachen wird die Polizei die Lage am vereinbarten Treffpunkt, dem Katschhof, im Auge behalten, zumal eine Gegendemo angemeldet wurde.

Die wurde von der Linksjugend Aachen organisiert. Dort will man noch nicht so ganz an die Absage durch Roosh V glauben. "Auch wenn das einige ihrer Anhänger selber verwirren wird, kann das auch ein Manöver sein", schreibt die Jugendorganisation der Partei "Die Linke" auf ihrer Webseite. "Wir kennen ein solches Verhalten von Neonazi-Aufmärschen, wo auch gerne im Vorfeld Verwirrung gesät wird, um Gegenproteste zu schmälern." Dass die Veranstaltung überhaupt abgesagt werden musste, habe man den massiven Protesten zu verdanken.

Selbstverständlich ist die Gegenwehr allerdings nicht - trotz Valizadehs extremen Positionen. Seine Facebook-Seite gefällt knapp 19.000 Followern, seinen Twitternachrichten folgen noch etwas mehr. Ziel seiner Polemik sind Männer, die sich von seinem Leitbild der "Neomaskulinität" angesprochen fühlen. Unter diesen Begriff fallen laut seiner Webseite Aspekte wie "Patriarchat", "traditionelle Geschlechterrollen", "die wahre Natur von Frauen verstehen" und "Testosteron".

Widerstand gegen den sogenannten Pickup-Artist regt sich seit Tagen rund um den Globus. In England kam es zu einer Unterschriften-Kampagne, die von 80.000 Roosh-V-Gegnern unterzeichnet wurde, nachdem er sich gegen das Wahlrecht für Frauen ausgesprochen hatte. In Melbourne drohen Männern, die ein "Return of the Kings-Meetup" planen, rechtliche Konsequenzen. Und auch in den sozialen Medien gibt es Widerstand.

Valizadeh selbst wehrt sich gegen seine Kritiker. Als Satire wollte er seinen Aufruf verstanden wissen — für einige ist das allerdings nur ein schlechter Scherz.

Dass seine Zusammenkünfte ausgerechnet in Deutschland auf so viel Kritik stoßen, kann Valizadeh gar nicht verstehen. "Deutsche organisieren landesweite Proteste gegen die Meetups, dabei werden sie von Einwanderern vergewaltigt", schreibt er.

Zudem verbreitete er den Tweet weiter, der propagierte, dass sich Deutschland auf die "Happy Hour" eines Mannes konzentriere, während gleichzeitig zu Silvester 1000 Frauen und Kinder in Köln vergewaltigt worden seien.

Organisiert sind die "Neomaskulinisten" in sogenannten Tribes (Stämmen), die in jeder Stadt einen eigenen Anführer haben. Ob es einen neuen Termin für die konspirativen Treffen geben wird, ist bislang unklar.

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