Opfer auf Saint-Barthélemy und Saint-Martin "Irma" trifft französische Karibikinseln mit 360 km/h
Marigot · Der schwere Hurrikan "Irma" hat auf den französischen Karibikinseln Saint-Barthélemy und Saint-Martin Menschenleben gefordert. "Wir werden Opfer zu beklagen haben", sagte Staatspräsident Emmanuel Macron am Mittwochabend in Paris nach einem Krisentreffen der Regierung.
Es sei zu früh, um eine Bilanz mit Zahlen vorzulegen. Diese Bilanz werde aber "hart und grausam" sein, kündigte Macron an. Bisher seien mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Mindestens zwei weitere seien schwer verletzt worden, teilte die französische Regierung am Mittwochabend mit.
Der extrem starke Sturm war am Mittwoch über beide Inseln gezogen und hatte erhebliche Schäden angerichtet.
Mit Windgeschwindigkeiten von rund 300 Stundenkilometern ist "Irma" durch die Karibik gefegt. Der Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5 erreichte am Mittwoch die Insel Barbuda und zog dann nach Saint-Barthélemy und Saint-Martin weiter, wo ganze Küstenabschnitte verwüstet wurden. Während sich "Irma" weiter gen Nordwesten bewegte, erwarteten bange Menschen auf den britischen Jungferninseln und in Puerto Rico den Sturm.
Rund anderthalb Stunden verweilte das Auge des als "potenziell katastrophal" eingestuften Hurrikans auf dem französischen Überseegebiet Saint-Barthélemy, das besonders beim internationalen Jet-Set beliebt ist, dann erreichte es die zwischen Frankreich und den Niederlanden geteilte Insel Saint-Martin. Der französische Wetterdienst berichtete von heftigen Springfluten. Ganze Küstengebiete seien bereits überschwemmt.
Die Ministerin für die französischen Überseegebiete, Annick Girardin, berichtete von "größeren Schäden" auf den betroffenen Inseln. So habe der Sturm die Dächer von zahlreichen Häusern fortgerissen. Trotz der höchsten Alarmstufe weigerten sich laut Girardin aber rund 7000 Menschen bis zuletzt, ihre Häuser zu verlassen.
Am Abend wollte die Ministerin auf die Insel Guadeloupe reisen, die bislang verschont blieb. Im Kurzbotschaftendienst Twitter kündigte sie an, sie werde weitere Helfer zur Verstärkung und Hilfsgüter mitbringen.
Böen mit 360 km/h zerstören Messgeräte
Das Meer "brandete mit extremer Gewalt" an die Küsten, teilte der französische Wetterdienst mit. Bevor seine Instrumente im Sturm zerstört wurden, wurden Böen mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von 360 Stundenkilometern gemessen. Örtliche Medien berichteten von "kolossalen Schäden" auf Saint-Martin. Auf Videoaufnahmen waren in den Fluten treibende Autos und herrenlose Boote zu sehen.
Der stärkste bisher gemessene Sturm
Das NHC warnte, der Sturm könne katastrophale Schäden anrichten. Schon jetzt sei er als "historisch" einzustufen: Seit Beginn der Aufzeichnungen habe noch kein Sturm auf dem offenen Atlantik eine solche Stärke erreicht.
Örtliche Wetterdienste sagten vorher, dass die ersten Winde und Regenfälle Süd-Florida am späten Freitag erreichen könnten. US-Präsident Donald Trump rief für Florida sowie für die US-Außengebiete Puerto Rico und Virgin Islands den Notstand aus, dadurch werden Bundesmittel freigegeben. Der Gouverneur von Puerto Rico, Ricardo Rossello, setzte die Nationalgarde ein und ließ Notunterkünfte für bis zu 62.000 Menschen öffnen.
Urlauber müssen Key West verlassen
Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, sagte, "Irma" sei eine "ernste Bedrohung für den ganzen Bundesstaat". Zahlreiche Touristen wurden aufgefordert, die Urlauberinsel Key West zu verlassen. In Miami Beach bereiteten sich die Menschen mit Hamsterkäufen auf den herannahenden Sturm vor. In einem Supermarkt standen ganze Regalreihen leer.
In Haiti dagegen wusste die Bevölkerung zunächst nichts von der drohenden Katastrophe. Wie AFP-Korrespondenten berichteten, waren vor allem die Bewohner in den besonders gefährdeten Armenvierteln des Not leidenden Inselstaats gänzlich ahnungslos.
Die Behörden müssen zudem ohne die Hilfe der UN-Stabilisierungsmission (Minustah) auskommen, die in Erwartung ihres baldigen Mandatsendes bereits einen Großteil ihrer schweren Ausrüstung abgezogen hat. So stehen für die rund eine Million Menschen, die rund um die Hafenstadt Cap-Haïtien leben, ganze drei Krankenwagen zur Verfügung.
Derweil gab das US-Repräsentantenhaus staatliche Hilfen im Volumen von 7,85 Milliarden Dollar (rund 6,6 Milliarden Euro) für die vom Hurrikan "Harvey" betroffenen Katastrophengebiete frei.