14 Tote in San Bernardino USA stufen Angriff als Terrorakt ein

San Bernardino · Noch sind es Puzzleteile, die die Ermittler erst noch zu einem Gesamtbild zusammenfügen müssen, doch eines schält sich immer deutlicher heraus: Die beiden Todesschützen von San Bernardino, die 14 Menschen ermordeten und 21 zum Teil schwer verletzten, waren offenbar islamistische Terroristen.

Kalifornien: Schießerei in San Bernardino
23 Bilder

Schießerei in Kalifornien

23 Bilder

Nach Berichten amerikanischer Medien hat sich Tashfeen Malik, die pakistanische Frau des amerikanischen Hygiene-Inspektors Syed Rizwan Farook, am Mittwoch via Facebook zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt. Demnach schwor sie dem IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi die Treue. Die US-Bundespolizei FBI hat die Attacke mittlerweile als Terrorakt eingestuft, sagte ein FBI-Sprecher am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington soll sie dafür nicht ihre eigene Facebook-Seite, sondern die einer anderen Person benutzt haben. Der Eintrag, heißt es, sei nach kurzer Zeit gelöscht worden. Allerdings schien es zunächst keine Anhaltspunkte für direkte Kontakte Maliks oder Farooks zum IS zu geben. "Zurzeit gehen wir davon aus, dass sich beide eher selbst radikalisierten und sich von der Gruppe inspirieren ließen, statt einen Auftrag zum Schießen erhalten zu haben", zitiert die "New York Times" eine Regierungsquelle.

Farook seinerseits hatte bereits vor Jahren Kontakt zu mindestens fünf Personen, gegen die das FBI wegen des Verdachts auf terroristische Aktivitäten ermittelte. In einem Fall nahm er Kontakt zu einem Anhänger der dschihadistischen Al-Schabab-Miliz in Somalia auf, in einem anderen zur Al-Nusra-Front, einem Ableger Al-Qaidas in Syrien.

Noch kann niemand mit Bestimmtheit sagen, welches Motiv den 28-Jährigen und seine 27 Jahre alte Ehefrau zu der Tat trieb. Um den Amoklauf eines Paares, das nach einem Streit Farooks mit Kollegen beschlossen hätte, spontan zur Waffe zu greifen, scheint es sich allerdings nicht gehandelt zu haben. Eher schienen die beiden den Angriff auf das Konferenzzentrum des Inland Regional Center in San Bernardino akribisch vorbereitet zu haben.

Nach den Worten Jarrod Burguans, des Polizeichefs der kalifornischen Stadt, fand man in ihrer Wohnung ein Arsenal, mit dem sie für mehrere weitere Anschläge gerüstet gewesen wären: ein Dutzend selbstgebastelter Rohrbomben und mehr als viertausend Stück Munition, 2000 für Pistolen, 2500 für Sturmgewehre. Dazu, wie Burguan etwas kryptisch anfügte, "Hunderte von Werkzeugen", die sich zur Herstellung von Sprengsätzen verwenden ließen. Die Baupläne für die Bomben, vermuten die Detektive, gehen womöglich auf Anleitungen zurück, wie sie das Al-Qaida-Magazin "Inspire" vor Jahren ins Internet stellte. Als die Ermittler am Donnerstag den Computer des Ehepaares unter die Lupe nahmen, stellten sie fest, dass die Festplatte fehlte. Dass sie ausgebaut wurde, um Spuren zu verwischen, ist eine der Thesen, über die Antiterrorexperten derzeit spekulieren.

Falls sich Farook im Laufe der vergangenen Monate zum radikalen Islamisten wandelte, bekamen seine Kollegen in der Gemeindeverwaltung von San Bernardino nichts davon mit. Die beschreiben ihn als stillen, ausgeglichenen Mann, der sich mit Fleiß und Gründlichkeit seinem Job widmete. Zu seinen Aufgaben gehörte es, Restaurants und Schwimmbecken auf die Einhaltung der Hygienebestimmungen zu kontrollieren. Der Lohn, den er dafür bekam, rund siebzigtausend Dollar pro Jahr, liegt deutlich über dem, was Amerikaner im Durchschnitt verdienen. Es sah ganz danach aus, als hätte es Farook, aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen, geschafft, sich und seiner Familie ein ruhiges Leben in bescheidenem Wohlstand zu sichern. Sein Vater, ein aus Pakistan eingewanderter Lastwagenfahrer, sprach dem Alkohol kräftig zu und neigte zu Wutausbrüchen. Seine Mutter, ebenfalls pakistanischer Abstammung, sah keinen anderen Ausweg als die Trennung von ihrem Mann; im Februar wurde die Ehe geschieden. Ein Bruder, Raheel, diente von 2003 bis 2007 bei der amerikanischen Kriegsmarine, drei Jahre davon auf dem Flugzeugträger "Enterprise".

Farook selbst ist vor zwei Jahren nach Saudi-Arabien gereist, zur Pilgerfahrt nach Mekka. Im Juli 2014 flog er noch einmal in das nahöstliche Königreich, offenkundig, um Tashfeen Malik, eine Frau mit pakistanischen Wurzeln, die er über das Internet kennengelernt hatte, erstmals persönlich zu treffen. Mit einem Visum für Verlobte holte er die ausgebildete Apothekerin in die USA. Man heiratete, vor sechs Monaten kam eine Tochter zur Welt. Am Mittwoch, wenige Stunden vor der Tat, gaben die Eltern das Baby bei Farooks Mutter ab. Mit der Begründung, dass sie einen Arzttermin hätten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort