Präsident des Zentralrats der Juden Scharfe Kritik an Trauerfeier der Piusbrüder für Erich Priebke

Berlin · Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat scharfe Kritik am Vorgehen der katholisch-traditionalistischen Piusbrüder im Fall des verstorbenen NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke geäußert.

Prosteste bei Trauerfeier für NS-Verbrecher Erich Priebke
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"Dass die Piusbrüder dem verurteilten Kriegsverbrecher Erich Priebke eine Trauerfeier in einer ihrer Kapellen ermöglicht haben, ist einfach ungeheuerlich", erklärte Graumann am Donnerstag in Berlin. Zugleich forderte er den Vatikan auf, vor diesem Hintergrund die Gespräche mit den Piusbrüdern einzustellen.

"Priebke war schließlich ein bösartiger Massenmörder, der bis zum Schluss keinerlei Reue kannte, den Holocaust verharmloste und seinem Antisemitismus freien Lauf ließ", so Graumann.

Dass die Kappelle der Piusbruderschaft im italienischen Albano Laziale damit zum Pilgerort von Neo-Nazis wurde, scheine die Verantwortlichen nicht weiter zu stören. "Unter diesen Umständen sollten die Gespräche des Vatikan mit den nach wie vor absolut versöhnungsfeindlichen, fanatischen und fundamentalistischen Piusbrüdern spätestens jetzt abgebrochen werden. In Wahrheit hätten sie besser niemals begonnen werden sollen."

Der am Freitag im Alter von 100 Jahren gestorbene Priebke lebte in Rom unter Hausarrest. Er war im März 1944 an Erschießungen von 335 Zivilisten in der Nähe von Rom beteiligt. Die Hinrichtungen waren eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Italien. Unter den Opfern waren 75 Juden.

(KNA)
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