Tragödie vor Lampedusa Schiff mit 500 Flüchtlingen an Bord gekentert

Rom · Nach der Havarie eines Schiffes mit rund 500 Flüchtlingen an Bord gelten noch immer mehr als 200 Menschen als vermisst. Unter den Todesopfern sind mindestens ein kleines Kind und eine schwangere Frau.

2011: Flüchtlingsstrom auf Lampedusa
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Bei der Havarie eines Schiffs mit afrikanischen Flüchtlingen an Bord sind vor der italienischen Insel Lampedusa mindestens 94 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 150 Menschen konnten gerettet werden, rund 200 weitere galten Behördenangaben zufolge am Donnerstag aber noch als vermisst. Es war eines der schwersten Schiffsunglücke mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer der vergangenen Jahre. Papst Franziskus, der Lampedusa im Juli besucht hatte, sprach sein Mitgefühl aus.

"Wir brauchen nur Särge, sicherlich keine Krankenwagen", sagte der Leiter der Gesundheitsbehörden auf Lampedusa, Pietro Bartolo, dem Sender Radio 24. Seinen Angaben zufolge lag die Opferzahl am Donnerstagnachmittag bei 94. Die Zahl werde aber vermutlich noch steigen, sagte er dem Fernsehsender Sky TG24.

Bis zu 500 Menschen an Bord

Der zuständige Regierungsbeauftragte in Palermo für Gesundheit, Antonio Candela, sagte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur LaPresse, 159 Menschen seien gerettet worden. Offenbar hätten sich bis zu 500 Menschen an Bord des Schiffs befunden.

"Es ist eine immense Tragödie", sagte die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini. Unter den Todesopfern sei mindestens ein Kind im Alter von etwa drei Jahren sowie eine schwangere Frau. Das Schiff habe Feuer gefangen, nachdem Insassen Leuchtsignale abgegeben hätten, um ihr Boot für andere sichtbar zu machen, erklärte Nicolini. Das Schiff sei dann offenbar gekentert.

An der Suche nach Überlebenden waren Schiffe der Küstenwache, örtliche Fischerboote und Hubschrauber aus der Region beteiligt, wie ein Sprecher der Küstenwache, Marco Di Milla, sagte. Seinen Angaben zufolge hatte das havarierte Schiff in Tripolis mit Flüchtlingen aus Eritrea, Ghana und Somalia an Bord abgelegt.

Wegen des Flüchtlingsdramas sagte Innenminister Angelino Alfano am Donnerstag alle Termine ab, um nach Lampedusa zu reisen und dort die Rettungsarbeiten zu überwachen.

Von Menschenschmugglern genutzt

Lampedusa liegt näher an Afrika als am italienischen Festland. Die Insel zwischen Tunesien und Sizilien wird häufig von Menschenschmugglern genutzt, um Flüchtlinge aus Afrika aber auch zunehmend aus Syrien nach Europa zu bringen. Täglich treffen dort Hunderte Flüchtlinge ein, insbesondere in den Sommermonaten, wenn die See ruhiger ist.

Die Flüchtlinge werden überprüft und häufig in ihre Heimat zurückgeschickt. Diejenigen, die nicht weggeschickt werden, versuchen für gewöhnlich, nach Nordeuropa zu gelangen.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks trafen in den ersten sechs Monaten des Jahres 8400 Flüchtlinge in Italien und Malta ein. Das sind fast doppelt so viele wie in der ersten Jahreshälfte 2012.

Erst am Montag waren 13 Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Südsizilien ums Leben gekommen, als ihr Boot nahe der Küste auf Grund lief.

(AP)
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