Abstimmung erst 2014 Schottland legt Konzept für Unabhängigkeit vor

Glasgow · 300 Jahre nach der Zwangsvereinigung mit England wollen die Schotten ihre Unabhängigkeit zurück. Wie das gehen soll, verrät ein dicker Wälzer. Bei allem Drang nach Eigenständigkeit will man die Queen an der Spitze aber nicht verlieren.

 300 Jahre nach der Zwangsvereinigung mit England wollen die Schotten ihre Unabhängigkeit zurück.

300 Jahre nach der Zwangsvereinigung mit England wollen die Schotten ihre Unabhängigkeit zurück.

Foto: dpa, Michael Boyd

Vor der Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit von Großbritannien hat Ministerpräsident Alex Salmond detaillierte Pläne für eine eigenständige Nation vorgelegt. Das mehr als 600 Seiten starke Papier unter dem Titel "Scotlands Future" ("Schottlands Zukunft") listet auf, welche gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Schwerpunkte in einem unabhängigen Staat gesetzt werden sollen. Die rund fünf Millionen Schotten werden am 18. September 2014 darüber abstimmen, ob sie künftig eine eigene Nation bilden wollen und sich gegen den Willen Londons von Großbritannien lossagen.

Die britische Regierung droht, ein unabhängiges Schottland könne nicht das britische Pfund als Währung behalten und werde nicht von der Bank of England als Zentralbank gestützt. In Umfragen holt die Kampagne für ein unabhängiges Schottland allerdings auf. Jüngsten Befragungen zufolge liegen die Befürworter inzwischen bei 38 Prozent, nachdem sie lange bei rund 30 Prozent verharrt hatten. Die Gegner liegen demnach derzeit bei 47 Prozent.

"Unsere Vision ist die eines unabhängigen Schottlands, das seinen Platz als gleichwertiges Mitglied in der Familie der Nationen wiedererlangt", sagte Salmond bei der Vorstellung in Glasgow. "Wir streben aber nicht nach Unabhängigkeit als Selbstzweck, sondern als ein Mittel, um Schottland zum Besseren zu wenden."

Salmonds schottische Nationalpartei ist davon überzeugt, dass das rohstoffreiche Schottland wirtschaftlich unter dem Gesamtstaat Großbritannien leidet und ohne die seit mehr als 300 Jahren bestehende Union besser dastünde. London bestreitet dies. Der schottische Steuerzahler müsse pro Jahr 1000 Pfund mehr bezahlen, wenn Schottland unabhängig wäre, ließ die Downing Street errechnen.

Dem Konzept zufolge soll Schottland bei einem erfolgreichen Referendum im nächsten Jahr bereits eineinhalb Jahre später, im März 2016, die Unabhängigkeit erlangen. Schottland will Queen Elizabeth II. als Staatsoberhaupt behalten und möglichst auch die britische Währung, das Pfund Sterling. Die britischen Atomwaffen, bisher allesamt auf U-Booten in Schottland stationiert, sollen bereits in der ersten Legislaturperiode die neue Nation verlassen. Schottische Eltern sollen dem Konzept zufolge zudem 30 Stunden Kindergartenzeit für ihre drei- und vierjährigen Kinder pro Woche kostenlos bekommen.
Mindestlöhne und Steuerfreibeträge sollen mit der Inflationsrate wachsen.

Der frühere britische Finanzminister Alistair Darling, der die Kampagne für den Erhalt der britischen Union anführt, kritisierte die Pläne scharf. "Das Konzept ist ein fiktionales Werk, voll mit falschen Versprechungen und bedeutungslosen Behauptungen." Salmond konterte: "Wir wissen, dass wir die Leute haben, die Fähigkeiten und die Ressourcen, um Schottland zu einem erfolgreicheren Land zu machen", betonte er. Man brauche jetzt die wirtschaftlichen Werkzeuge, um dies umzusetzen.

(dpa)
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