Gewalttat am Louvre Ermittler gehen bei Macheten-Angriff von Terrorakt aus

Paris · In Paris sind nahe des Louvre am Freitagmorgen Schüsse abgefeuert worden. Ein Soldat schoss auf einen Mann, der einen Kollegen mit einer Machete angreifen wollte. Die Ermittler gehen von einem Terrorakt aus – der Täter könnte erst vor Kurzem aus Dubai nach Paris gekommen sein.

In Paris sind nahe des Louvre am Freitagmorgen Schüsse abgefeuert worden. Ein Soldat schoss auf einen Mann, der einen Kollegen mit einer Machete angreifen wollte. Die Ermittler gehen von einem Terrorakt aus — der Täter könnte erst vor Kurzem aus Dubai nach Paris gekommen sein.

Plötzlich fallen Schüsse in Paris, am Eingang der unterirdischen Einkaufspassage, durch die jeden Tag Touristenströme zum Pariser Louvre ziehen. "Ich habe wirklich Angst gehabt", erzählt ein junger Mann dem Sender BFMTV. Menschen seien weggerannt und dabei gestürzt. Es bleibt bei einem Augenblick des Schreckens: Die Kugeln kommen aus dem Gewehr eines Soldaten, sie stoppen einen mit einer Machete bewaffneten Angreifer.

Die Militärpatrouille beendete damit nach Darstellung von Staatsanwalt François Molins eine "terroristische Aktion". Alles deute darauf hin, dass der mit zwei Macheten bewaffnete Angreifer sehr entschlossen gewesen sei, sagte der Ermittler am Abend bei einer Pressekonferenz.

Der Mann hatte sich mit einer Waffe in jeder Hand auf die Soldaten gestürzt. Dabei rief er laut Ermittlern "Allahu akbar" ("Gott ist groß" auf Arabisch). Ein Soldat eröffnete das Feuer und verletzte den Angreifer lebensgefährlich am Bauch.

Staatspräsident François Hollande sagte am Rande des EU-Gipfels auf Malta, es gebe "kaum Zweifel" am "terroristischen Charakter" der Attacke. Hollande räumte gleichzeitig ein, dass Frankreich trotz erheblich gesteigerter Sicherheitsmaßnahmen weiter Angriffe von Terroristen fürchten muss. "Die Gefahr besteht, sie wird bleiben, und wir werden das bewältigen müssen", sagte er. Hollande lobte auch "den Mut und die Entschlossenheit" der Militärs.

 Das Gelände um den Louvre wurde weiträumig abgesperrt.

Das Gelände um den Louvre wurde weiträumig abgesperrt.

Foto: ap, TH

Die Identität des Mannes wurde noch nicht endgültig geklärt.
Allerdings vermuten die Ermittler, dass es sich um einen 29-jährigen Ägypter handelt, der am 26. Januar mit einem gültigen Visum von Dubai nach Paris gereist war. Das im Visa-System hinterlegte Foto passe zu dem Angreifer, sagte Molins. Der französischen Polizei sei der Mann nicht bekannt.

Nach den ersten Ermittlungen hatte der Ägypter im Oktober von Dubai aus den Visumsantrag für Frankreich gestellt. Er mietete sich nach seiner Ankunft für 1700 Euro für eine Woche in einem Apparthotel in einem schicken Bezirk der französischen Hauptstadt ein. Die zwei Macheten seien am 28. Januar in Paris gekauft worden, der Mann habe einen Rückflug für den 5. Februar gebucht.

Die vereitelte Attacke während des laufenden Präsidentschaftswahlkampfs weckt in Frankreich sofort die Erinnerung an die Terrorserie der vergangenen Jahre. Und sie trifft eins der bekanntesten Wahrzeichen der Hauptstadt, deren Tourismusbranche nach einem schwierigen Jahr 2016 gerade erst wieder neue Hoffnung geschöpft hatte.

Noch sind Identität und Motiv des Mannes unklar. Doch der Ruf "Allahu akbar", den Islamisten häufiger bei ihren Attacken nutzen, und der symbolträchtige Ort neben dem weltberühmten Museum lassen sofort an einen Anschlag denken. Schnell übernahmen Anti-Terror-Spezialisten der Pariser Staatsanwaltschaft den Fall.

Hunderte Besucher des Museums wurden zunächst vorsichtshalber an Ort und Stelle festgesetzt und dann nach und nach aus dem Gebäude geführt. Rund um das historische Palais öffneten zwei Stunden nach den Schüssen schon wieder die Geschäfte und Galerien. "Ich will eigentlich heute Nachmittag meinen Kunstkurs im Louvre besuchen", sagte Huguette Toumine. Die 76 Jahre alte Pariserin machte sich keine Sorgen wegen des Zwischenfalls. "Es ist ja niemand gestorben. Das Leben geht weiter, und ich werde mich nicht Zuhause einschließen."

Die Stimmung sei schon angespannt, fand die Studentin Cassandra Niccolo. "Aber die Polizei scheint die Situation gut im Griff zu haben." Viel Lob gab es für die Reaktion der Männer in Tarnuniform, die in der Einkaufspassage "Carrousel du Louvre" unterwegs waren. Sie versuchten zunächst, den Angreifer im Nahkampf zu stoppen — als das nicht klappte, feuerte ein Militär fünf Schüsse ab und verletzte ihn schwer, sagte ein Militärsprecher.

Die Soldaten sind Teil der Anti-Terror-Mission "Sentinelle": ständige Militärpatrouillen, die an Touristen-Attraktionen wie dem Louvre längst zum Alltag gehört. Der Einsatz ist nicht unumstritten, nach der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015 gab es etwa Debatten, weil Soldaten in der Nähe des Musikclubs "Bataclan" nicht gegen die Geiselnehmer eingesetzt wurden.

Nach der verheerenden Terrorserie von Anfang 2015 bis Mitte 2016 war das Land in den vergangenen Monaten von neuen Anschlägen verschont geblieben. Sollte sich nun ein terroristisches Motiv bestätigen, könnte das Thema im Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen forderte jedenfalls prompt "radikale Maßnahmen gegen diese Geißel". Französische Behörden warnen regelmäßig, dass die Gefahr neuer Anschläge hoch sei — und das Parlament hat den Ausnahmezustand mit Blick auf die anstehenden Wahlen bis Mitte Juli verlängert.

Vor allem ausländische Besucher hatten die Hauptstadt nach den Terorranschlägen gemieden, 2016 sank die Zahl der Hotelbesucher um etwa sechs Prozent. Gerade erst hatte das Tourismusbüro von positiven Zeichen berichtet. "Wir können die Entwicklungen heute noch nicht abschätzen", sagt eine Sprecherin am Freitag. Glücklicherweise seien keine Touristen betroffen gewesen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo betont denn auch umgehend: "Wir haben hier heute die Wirksamkeit und Richtigkeit der Sicherheitsvorkehrungen in Paris feststellen können."

(rent/maxk/dpa/REU)
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