Lorenzo V. entkommt aus Gefangenschaft Schweizer Vogelkundler: "Legt das Gewehr nieder und kommt aus dem Wald"

Manila · Nach einem blutigen Handgemenge mit seinen Entführern ist einem Schweizer auf den Philippinen die Flucht aus fast dreijähriger Geiselhaft gelungen. In dem Chaos nach einer Militäroffensive habe der 49-jährige Vogelkundler seinem Bewacher am Samstag eine Machete entrissen und den Mann im anschließenden Kampf getötet, berichtete ein Militärsprecher am Samstag. "Er traf ihm am Hals", sagte Allan Arrojado.

 Der Schweizer Vogelkundler Lorenzo Vinciguerra nach seiner erfolgreichen Flucht.

Der Schweizer Vogelkundler Lorenzo Vinciguerra nach seiner erfolgreichen Flucht.

Foto: dpa, rt pt

Der Schweizer Lorenzo V. habe eine Wunde an der Wange davon getragen. Als er aus dem Dschungelversteck davonrannte, hätten die Entführer auf ihn geschossen, aber nicht getroffen. Der Mann war seit Februar 2012 in den Händen der als brutal geltenden muslimischen Abu Sayyaf-Rebellen. Die Fluchtmöglichkeit ergab sich nach diesen Angaben durch eine Offensive des Militärs. Beim Angriff auf die Rebellen seien fünf Abu Sayyaf-Mitglieder getötet worden.

Lorenzo V. sei zwar gut behandelt worden, sagte nach seiner Flucht jedoch an die Rebellen gerichten: "Meine letzte Nachricht an alle: Legt das Gewehr nieder und kommt aus dem Wald. Es ist ein schönes Leben hier draußen." Zudem äußerte er sich besorgt über seinen niederländischen Kollegen Ewold H., der nicht mit ihm habe fliehen wollen. "Ich habe ihn gefragt, ob er mitkommen wolle, aber er wollte nicht." Der Niederländer leide unter Zahnproblemen und anderen Schmerzen. Der mit dem Schweizer zusammen entführte niederländische Vogelkundler war auch in dem Versteck auf der Insel Jolo rund 1000 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila, berichtete das Militärs.

Schweizer Vogelkundler Lorenzo V. entkommt nach Geiselhaft
Foto: dpa, rt pt

Mit verbundenem Kopf lag der 49-Jährige Lorenzo V. am Samstag in einem Militärkrankenhaus und dankte der Armee für seine Rettung. Er sei glücklich, dass er nach so langer Zeit wieder Weihnachten mit seiner Familie verbringen könne, sagte V. einem Reporter. Die Armee veröffentlichte Fotos des Schweizers auf einer Trage. Er sah ausgemergelt aus, mit Bart und trug einen Verband um den Kopf. Nach Angaben des Militärs wurde er in Jolo City zunächst in einem Krankenhaus versorgt und sollte dann nach Manila geflogen werden.

Die beiden Vogelkundler waren damals auf der Suche nach seltenen Vögeln auf der nahe gelegenen Insel Tawi-Tawi unterwegs. In der Region im Süden der Philippinen sind seit Jahren muslimische Rebellen aktiv. Abu Sayyaf kämpft nach eigenen Angaben für mehr Autonomie in den überwiegend katholischen Philippinen. Armee und Polizei sprechen aber von skrupellosen Banditen. Die Rebellen finanzieren ihren Kampf durch Lösegelderpressungen. Ausländer sind besonders gefährdet.

Im Oktober hatten die Separatisten zwei deutsche Segler freigelassen, die sie im Frühjahr verschleppt hatten. Sie drohten in Video mit der Enthauptung einer der Geiseln. Nach Angaben der Kidnapper wurde für sie eine Millionensumme gezahlt. Das Auswärtige Amt hatte eine mögliche Lösegeldzahlung nicht kommentiert. In den Händen von Abu Sayyaf waren noch mindestens vier Chinesen, zwei Malaysier, ein Japaner, sowie fünf Philippiner.

(dpa/AFP)
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