Wilfred de Bruijn brutal verprügelt Schwulenhass in der Stadt der Liebe

Düsseldorf · Paris, Dienstagabend, 19 Uhr – wieder versammeln sich Tausende vor der Nationalversammlung der französischen Hauptstadt. Sie wollen ihrem Unmut lautstark Gehör verschaffen. Doch dabei bleibt es nicht. Am späten Abend eskaliert die Situation erneut: Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

 So sah Wilfred de Bruijn nach dem brutalen Angriff aus.

So sah Wilfred de Bruijn nach dem brutalen Angriff aus.

Foto: Wilfred de Bruijn/Facebook

Paris, Dienstagabend, 19 Uhr — wieder versammeln sich Tausende vor der Nationalversammlung der französischen Hauptstadt. Sie wollen ihrem Unmut lautstark Gehör verschaffen. Doch dabei bleibt es nicht. Am späten Abend eskaliert die Situation erneut: Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Wilfred de Bruijn hat den hasserfüllten Protesten gegen die Homo-Ehe in Frankreich ein blutiges Gesicht gegeben. Der Niederländer, der in Paris lebt und arbeitet, wurde vor wenigen Tagen bei seiner Ankunft in der Seine-Metropole von Unbekannten auf brutale Weise verprügelt. Der Grund: De Bruijn ging mit seinem Freund Olivier Arm in Arm. Erst im Krankenwagen erlangte er wieder das Bewusstsein.

Ausgeschlagene Zähne, gebrochene Knochen, ein geschwollenes Gesicht, Blutergüsse, Schürfwunden, Blut auf dem weißen Hemd — so die erschreckende Bilanz der Attacke, die für alle sichtbar ist. "Es ist das Gesicht der Homophobie", schreibt der Niederländer auf seiner Facebook-Seite.

Blutiges Gesicht der Homophobie

Es ist sein Gesicht der Homophobie, einer tief sitzenden Feindseligkeit Homosexuellen gegenüber, die seit Wochen die Gemüter in Frankreich und insbesondere in der Hauptstadt erhitzt hat. De Bruijn entschuldigte sich dafür, dass er das Foto ins Netz gestellt hat. Viele aber danken ihm. Für den Mut, den er aufgebracht hat, eben dieses zu veröffentlichen. Die Ärzte verordneten dem Mann, zehn Tage zu Hause zu bleiben und sich von dem gewaltsamen Übergriff zu erholen.

Die Nerven liegen blank in einem Land, das seit unzähligen Wochen vehement gegen die gesetzliche Gleichstellung von homosexuellen Paaren protestiert hat. Über 300.000 Homo-Ehen-Gegner waren es am 24. März. Schon damals kam es zu schweren Krawallen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Hysterische Dimension

Am späten Dienstagabend erhielten die Proteste eine neue, hysterische Dimension. Gegner der Regelung bewarfen die Sicherheitskräfte mit Feuerwerkskörpern, Flaschen und Steinen.

Das Gesetz wurde dennoch endgültig gebilligt, das die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet und ihnen auch das Adoptionsrecht gewährt. Beschlossen wurde es mit der Mehrheit der sozialistischen Partei von Präsident François Hollande. 331 Parlamentarier stimmten mit Ja, 225 mit Nein.

Sein Leben leben

Unter den Ja-Stimmern war ausgerechnet einer der vehementesten Gegner der Homo-Ehe — der konservative Abgeordnete Henri Guaino drückte versehentlich auf den falschen Knopf und stimmte für die Homo-Ehe.

In einer "Klarstellung" hieß es dann aber, dass der frühere Sonderberater von Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy eigentlich "gegen" das Gesetz votieren wollte. Das sei ihm wichtig zu betonen. Wilfred de Bruijn hat ganz andere Sorgen. Er möchte sich von der schweren Attacke erholen. Und in Frieden sein Leben leben.

(nbe)
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