Offenbar Beteiligung des IS Islamisten töten sechs Rot-Kreuz-Mitarbeiter in Afghanistan

Kabul · In der nordafghanischen Provinz Dschausdschan sind sechs, offenbar afghanische Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erschossen worden. Zwei wurden entführt.

Das bestätigte IKRK-Sprecher, Thomas Glass, der Deutschen Presse-Agentur. Sie seien am Mittwochmorgen getötet worden. Das IKRK bereite eine Stellungnahme vor. Ein Reporter des afghanischen Senders Tolo TV hatte zuvor getweetet, Bewaffnete hätten die sechs IKRK-Mitarbeiter von einem oder mehreren Motorrädern aus im Bezirk Kosch Tepa erschossen.

Nach Angaben des Gouverneurs Maulawi Lotfullah Asisi haben Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Männer getötet. Alle Opfer seien Afghanen. Am Morgen hätten insgesamt acht Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Bezirk Kosch Tepa "Heu für Herdentiere verteilt", als sie im Gebiet von Tschakmachokor von Mitgliedern des IS angegriffen worden seien. Zwei Männer seien entführt worden.

Die sechs Toten seien mithilfe von Stammesältesten geborgen worden. Man versuche nun, die Freilassung der beiden Geiseln auszuhandeln.

Der IS hatte bislang außerhalb der ostafghanischen Provinzen Nangarhar und Kunar sowie einer Zelle in Kabul keine Präsenz im Land. IS-Kämpfer in Dschausdschan wären eine Neuheit. Ehemalige Taliban oder auch Kriminelle haben sich aber auch in anderen Provinzen punktuell schon IS genannt. Die radikalislamischen Taliban wiesen ihrerseits zurück, in die Attacke verwickelt gewesen zu sein.

Erst im Dezember war ein spanischer Mitarbeiter des IKRK in der nordafghanischen Provinz Kundus aus einem Auto heraus entführt worden. Er war im Januar freigekommen. Zur Identität der Entführer hatte die Organisation damals keine Angaben machen wollen. Entlang der Straße und anderswo hatten radikalislamische Taliban seit Monaten Hunderte Autos und Busse angehalten und nach Angestellten von Nichtregierungsorganisationen, der Regierung oder Sicherheitskräften durchsucht. Hunderte wurden entführt, Dutzende getötet.

Das Rote Kreuz genießt eigentlich auch unter Taliban und anderen Kriegsparteien einen besonderen Schutzstatus. "Möglicherweise haben sich die Zeiten geändert", sagte ein IKRK-Mitarbeiter. "Das sind schwere Monate für uns."

(maxk/dpa)
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