Luftangriffe in Pakistan Sechs Tote bei Anschlag auf Schulbus

Islamabad · Soldaten sind in Stellung gegangen, die Regierungsgegner rücken mit Drahtzangen und Kränen an. Das Fernsehen überträgt die sich abzeichnende Eskalation live.

 In Pakistan sind bei einem Anschlag auf einen Schulbus viele Menschen getötet worden.

In Pakistan sind bei einem Anschlag auf einen Schulbus viele Menschen getötet worden.

Foto: dpa, ba ms

Rund 30 000 pakistanische Regierungsgegner sind am Dienstag zur schwer bewachten Bannmeile der Hauptstadt Islamabad gezogen, in der sich Parlament, Regierungs- und Präsidentensitz befinden. Manche der Demonstranten, darunter Frauen und Kinder, hatten Masken aufgesetzt, trugen Schilder oder durchtrennten Absperrungen. Auch Kräne waren im Protestzug der Demonstranten zu sehen. Knapp 700 Soldaten gingen in der Hochsicherheitszone in Stellung. Das Fernsehen übertrug Bilder des Protestmarsches live.

Zu dem Marsch auf das Parlament hatten der Oppositionspolitiker Imran Khan und der Geistliche Tahir-ul-Qadri aufgerufen. Sie werfen Ministerpräsident Nawaz Sharif Betrug bei der Wahl im vergangenen Jahr vor und verlangen seinen Rücktritt. Sharif hat die Vorwürfe zurückgewiesen und das Militär in die Straßen beordert.

Innenminister Nisar Ali Khan erklärte, Soldaten würden die sogenannte Rote Zone im Herzen der Stadt bewachen. Er rief vor dem Marsch zur Ruhe auf. Die Demonstranten kampieren bereits seit zwei Kundgebungen in der vergangenen Woche in der Hauptstadt. Khan und Qadri haben Sitzstreiks bis zum Rücktritt Sharifs angekündigt.

Den Marsch in die "Rote Zone" hatte Imran Khan am Montag angekündigt. Der ehemalige Kricketspieler ist Chef des drittgrößten Parteienblocks des Landes. Die Demonstranten würden am Dienstag vor dem Parlament einen Tahrir-Platz errichten, sagte er in Anspielung auf die ägyptischen Proteste, die vor drei Jahren zum Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak geführt hatten.

Qadri rief seine Anhänger auf, gewaltfrei zu demonstrieren. "Lasst uns versprechen, friedlich zu bleiben", schwor er die Menge ein. Khan sagte seinen Anhängern: "Niemand wird in irgendein Gebäude eindringen."

Fernab der Hauptstadt kam es am Dienstag gleich zweimal zu zahlreichen Toten. Bei einem Bombenanschlag auf einen Schulbus im Nordwesten des Landes wurden mindestens fünf Menschen getötet, darunter auch zwei Kinder, wie ein Behördensprecher der Stadt Khar in der Stammesregion Bajur mitteilte. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Die Region Bajur war zuletzt Schauplatz etlicher Militäroffensiven gegen die Taliban in Pakistan und andere ausländische Extremisten gewesen.

Das pakistanische Militär setzte währenddessen seine Offensive gegen Rebellen in zwei Stammesgebieten fort und tötete bei Luftangriffen 48 mutmaßliche Extremisten. In einer Erklärung teilte die Armee mit, Verstecke in Khyber und Nordwaziristan an der Grenze zu Afghanistan beschossen zu haben. Seit dem 15. Juni führt die Armee die Offensive gegen heimische und ausländische Rebellen, die beschuldigt werden, Anschläge in Pakistan und Afghanistan zu leiten. Etwa 800 000 Anwohner sind vor und nach Beginn der Operation aus der Gegend geflohen.

(dpa)
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