Grubenunglück mit über 200 Toten in der Türkei Sechs Verschüttete nach 18 Stunden unter Tage gerettet

Istanbul · Seit vielen Stunden verharren Angehörige und Kollegen der verschütteten türkischen Bergleute vor dem Ausgangs des Schachts. Die Behörden gehen von mehr als 200 Toten aus. Hunderte Kumpel sind noch unter Tage eingeschlossen. Sechs Überlebende machen den Wartenden jetzt neue Hoffnung: Sie wurden nach 18 Stunden aus dem Schacht gerettet.

Türkei: Mehr als 200 Tote bei Grubenunglück
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Mehr als 300 Tote bei Grubenunglück in der Türkei

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Unklar sei, ob die Männer verletzt seien, berichtete die Zeitung "Hürriyet" am Mittwoch in ihrer Onlineausgabe. Weiterhin sind Hunderte Kumpel unter Tage eingeschlossen.

Der Brand in der Zeche ist nach Angaben von Energieminister Taner Yildiz immer noch nicht unter Kontrolle. Das Feuer brenne weiterhin, sagte Yildiz. Die Hoffnung nähme ab, noch Überlebende zu retten. Die Zahl der Opfer könne daher noch ansteigen.

Die Zahl der Toten bei dem Unglück war in der Nacht nach Angaben des Ministers auf über 200 gestiegen, 80 weitere Kumpel wurden verletzt. Zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Kohlenbergwerk bei Soma in der Provinz Manisa am Dienstag waren 787 Arbeiter in der Zeche.

Wegen eines Schichtwechsels hielten sich besonders viele Arbeiter unter Tage auf. Ursache für das Feuer war nach ersten Untersuchungen offenbar ein Defekt in der Elektrik.

Kritik an Sicherheitsvorkehrungen

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte eine geplante Reise nach Albanien ab und wollte am Mittwochmorgen am Unglücksort eintreffen. Er drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Schon vor der endgültigen Zahl der Opfer ist klar: Die Tragödie von Soma ist einer der schwersten Industrieunfälle, die es je in der Türkei gab.

Das türkische Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit erklärte, die Grube sei zuletzt am 17. März auf Sicherheitsmängel untersucht worden und es habe keine Beanstandungen gegeben. Der Bergmann Oktay Berrin sagte indes der Nachrichtenagentur AFP: "Es gibt in diesem Bergwerk keine Sicherheit. Die Gewerkschaften sind Marionetten und die Geschäftsführung kümmert sich nur ums Geld." Der Bergwerksbetreiber Soma Komur erklärte, der "tragische Unfall" habe sich "trotz höchster Sicherheitsmaßnahmen" zugetragen.

Grubenunglücke sind in der Türkei keine Seltenheit. Mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen sowie fehlende Kontrollen in Bergwerksbetrieben haben in den vergangenen Jahren immer wieder zu schweren Unglücken beigetragen. Der bislang schlimmste Unfall ereignete sich 1992 in einer Mine in Zonguldak. Dabei waren nach einer Gasexplosion 263 Kumpel ums Leben gekommen.

(dpa/afp)
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