Mafia-Prozess in Italien begonnen Sechsfach-Mord von Duisburg vor Gericht

Rom (RPO). Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem sechsfachen Mafia-Mord von Duisburg hat in Italien der Prozess gegen den Hauptverdächtigen begonnen. Mehrere Angehörige der Opfer sagten am Mittwoch im süditalienischen Locri, sie verlangten "Gerechtigkeit". Der Angeklagte Giovanni S. war im März 2009 in den Niederlanden gefasst und von dort nach Italien ausgeliefert worden.

Chronik der Duisburger Mafia-Morde
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Foto: ddp

Der 31-jährige S. soll einer der beiden Schützen bei den Duisburger Mafia-Morden im August 2007 gewesen sein. Die Bluttat ging nach Einschätzung der Ermittler auf eine seit Jahren andauernde Fehde zwischen verfeindeten Clans der 'Ndrangheta im Dorf San Luca zurück. Motiv war demnach Rache für die Ermordung einer Verwandten von S. im Dezember 2006 durch Angehörige des rivalisierenden Clans.

In dem Krieg zwischen den beiden Clans sind nach Erkenntnissen der italienischen Ermittler seit 1991 insgesamt 16 Menschen getötet worden. Die 'Ndrangheta gilt als eine der mächtigsten und gewalttätigsten Mafiaorganisationen Italiens.

Mehrere Angehörige der Opfer der Bluttat, die zwischen 16 und 39 Jahre alt waren, treten in Locri als Nebenkläger auf. "Ich verlange Gerechtigkeit für den Tod meines Sohnes", sagte die Mutter von Marco Marmo. Sie betonte zugleich, sie habe nichts mit der 'Ndrangheta zu tun. Eine andere Nebenklägerin, die bei dem Mord zwei Söhne verlor, forderte eine Bestrafung. Sie warf dem italienischen Staat vor, den Bluttaten von San Luca jahrelang nicht nachgegangen zu sein.

Die sechs Todesopfer waren in Duisburg in zwei Fahrzeugen vor dem italienischen Restaurant "Da Bruno" gefunden worden. Zwei Wochen später wurden bei einer Razzia in San Luca rund 30 Verdächtige festgenommen. Der Umsatz der 'Ndrangheta aus dem Geschäft mit Waffen, Drogen und Prostitution soll nach Schätzungen des Instituts Eurispes im Jahr 2007 rund 44 Milliarden Euro betragen und damit einem Anteil von fast drei Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts entsprochen haben.

In der Gegend von Neapel fasste die Polizei am Mittwoch den Camorra-Boss Nicola Panaro. Der 41-Jährige zählte zu den 30 gefährlichsten flüchtigen Mafiosi, wie die Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Der Chef des mächtigen Casalesi-Clans war demnach seit sieben Jahren auf der Flucht.

Innenminister Roberto Maroni bezeichnete die Festnahme als "einen weiteren großartigen Erfolg des Staates gegen die Camorra". Ende März hatte die Polizei zwölf mutmaßliche Mitglieder des Casalesi-Clans gefasst. Vergange Woche beschlagnahmten die Behörden Ländereien und Gebäude im Wert von mehr als 700 Millionen Euro, die Camorra-Mitgliedern gehört haben sollen.

(AFP/felt)
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