Irak Selbstmordattentäterin reißt 54 Pilger mit in den Tod

Bagdad (RPO). Blutiger Anschlag in Bagdad: Eine Selbstmordattentäterin hat am Montag in der irakischen Hauptstadt mindestens 54 schiitische Pilger mit in den Tod gerissen. Mehr als 122 Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt, als die Frau inmitten zahlreicher Pilger, darunter viele Frauen und Kinder, ihren Sprengstoffgürtel zündete.

Der verheerende Anschlag galt Pilgern auf dem Weg in die heilige Stadt Kerbela. Dort feiern am Freitag hunderttausende Schiiten das Ende der 40-tägigen Trauerzeit nach dem Todestag Imam Husseins. Mit dem Tod dieses Enkels des Propheten Mohammed wurde im siebten Jahrhundert die Spaltung der schiitischen und sunnitischen Glaubensrichtung im Islam besiegelt.

Augenzeugen beschrieben chaotische Szenen im Anschluss an die Tat. Ein riesiger Feuerball sei inmitten der Pilger zu sehen gewesen, sagte der 35-jährige Rahim Chadhom. Viele Pilger seien blutverschmiert zu Boden gegangen und hätten um Hilfe gerufen. Passanten hätten Verletzten beigestanden und sie mit Privatwagen in Krankenhäuser gebracht, sagte Chadhom.

Weitere Anschläge befürchtet

Nach Angaben eines Militärsprechers wurden die Sicherheitskräfte nach dem Anschlag in Alarmbereitschaft versetzt. Die Attentäterin hatte sich in einer Gruppe schiitischer Pilgerinnen in die Luft gesprengt, die an einem Kontrollpunkt warteten. Die Frau habe den Sprengsatz unter ihrem Gewand verborgen, hieß es.

Auf dem Weg nach Kerbela passieren zahlreiche Schiiten das Bagdader Viertel Schaab, in dem der Anschlag verübt wurde. Beobachter befürchten bis zum Höhepunkt der Pilgerfahrt am Freitag weitere Terrorakte.

Während einer Pilgerfahrt im Februar vergangenen Jahres verübte eine Selbstmordattentäterin einen Anschlag auf ein Zelt, in dem sich viele Frauen und Kinder aufhielten. 40 Menschen wurden getötet und 60 verletzt. Einen Monat zuvor hatte sich ein als Frau verkleideter Selbstmordattentäter vor einer Moschee im schiitischen Stadtviertel Kasimijah in die Luft gesprengt und mehr als drei Dutzend Menschen getötet.

Westerwelle verurteilt Anschlag

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte den Anschlag in aller Schärfe. "Dieser blutige Terror darf den Weg der Aussöhnung in Irak nicht stoppen", erklärte Westerwelle in Berlin. Mit Blick auf die anstehenden Parlamentswahlen am 7. März appelliere er an alle Beteiligten, den Kurs der Versöhnung mit Besonnenheit und Ausdauer fortzusetzen. Erst am Montag vergangener Woche waren bei fast zeitgleich verübten Anschlägen auf drei Hotels in der irakischen Hauptstadt 36 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 70 verletzt worden.

Kerbela liegt rund 110 Kilometer südlich von Bagdad. Seit einigen Tagen strömen hunderttausende Pilger zu Fuß nach Kerbela, wo die Schiiten am 5. Februar, dem 40. Tag nach dem Aschura-Fest, an den Tod des Imams Hussein erinnern. Der Enkel des muslimischen Propheten Mohammed war im Jahr 680 von Truppen des sunnitischen Kalifen Jasid in Kerbela getötet worden. Zusammen mit dem Wallfahrtsort Nadschaf gehört Kerbela zu den wichtigsten heiligen Städten der Schiiten nach Mekka und Medina in Saudi-Arabien.

(AFP/felt)
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