Anschlag Selbstmordattentäter tötet Deutschen in Kabul

Kabul · Bei einem Selbstmordattentat auf eine der ältesten Schulen Kabuls ist am Donnerstag ein Deutscher getötet worden. Zum Zeitpunkt des Anschlages fand dort eine Musikaufführung statt. Der Attentäter soll erst 16 Jahre alt gewesen sein.

 Den Sprengstoff soll der Attentäter in seiner Kleidung eingeschmuggelt haben.

Den Sprengstoff soll der Attentäter in seiner Kleidung eingeschmuggelt haben.

Foto: dpa, os sw

Der geschäftsführende afghanische Innenminister Mohammed Ajub Salangi sagte der Nachrichtenagentur AP, er wisse allerdings nicht, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handle. Polizeichef Abdul Rahman Rahimi erklärte, die getötete Person sei ein Mann, nannte aber keine weiteren Einzelheiten. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikalislamischen Taliban.

Ein Sprecher des Bundesaußenministeriums sagte, die deutsche Botschaft in Kabul stehe in Kontakt mit afghanischen Behörden, um zu klären, ob Deutsche von dem Anschlag betroffen seien. Derzeit habe er keine verlässlichen Informationen über mögliche Opfer und deren Nationalität.

Ein etwa 16-jähriger Attentäter habe sich während einer Musikaufführung in der Schule in der afghanischen Hauptstadt die Luft gesprengt, erklärte die Polizei. "Es gab einen Toten und zwischen 15 und 20 Verletzte", sagte Rahimi.

Deutschland plant, nach dem Abzug der Internationalen Afghanistanschutztruppe Isaf bis zu 850 Soldaten in Afghanistan zu belassen, die einheimisches Militär ausbilden und beraten sollen.

Die Estaklal-Schule wird vom französischen Staat finanziert und betrieben. Sie liegt nahe dem Präsidentenpalast im Herzen Kabuls, gilt als eine der renommiertesten in Afghanistan und hat viele prominente Absolventen.

Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem abscheulichen Verbrechen. "Mit dem Angriff auf ein solches Ziel haben die Terroristen Kultur und Schöpfergeist ins Visier genommen", sagte er und sicherte den Opfern und ihren Familien die Solidarität Frankreichs zu.

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Foto: dpa, epa Shane T. McCoy

Außenminister Laurent Fabius sagte, unter den Verletzen seien keine Franzosen. "Ich verurteile diesen Terrorakt auf das Schärfste", sagte er. Es müsse alles getan werden, um die Täter vor Gericht zu bringen.

Das Musikstück mit dem Titel "Herzschlag: Stille nach der Explosion" wurde im Konzertsaal des französischen Kulturzentrums auf dem Gelände der Schule aufgeführt. Eine Augenzeugin sagte der AP, der Attentäter sei an ihr vorbei in den Saal gegangen und habe dann im Inneren seinen Sprengsatz gezündet. "Viele meiner Freunde sind dort drinnen und ich weiß nicht, was mit ihnen passiert ist", sagte sie.

Andere Zeugen berichteten, dass die Explosion sich am hinteren Ende des Saals ereignet habe, wo Journalisten mit Fernsehkameras die Veranstaltung aufzeichneten. Die Afghanische Journalistenvereinigung berichtete von mindestens zwei verwundeten Reportern.

Die Taliban, die vor 13 Jahren von den internationalen Truppen von der Macht vertrieben worden waren, erklärten, sie hätten die Aufführung angegriffen, weil sie unmoralisch und von fremden Eindringlingen organisiert worden sei.

(ap)
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