Salzburg Aus für "Servus TV"

Salzburg · Einen dreistelligen Millionenbetrag investierte Dietrich Mateschitz pro Jahr in sein Liebhaberprojekt.

Aus für "Servus TV" wegen Gründung eines Betriebsrats
Foto: dpa, woi hae wst nic

Der vom Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz (71) gegründete Fernsehsender "Servus TV" stellt seinen Betrieb ein. Der Kanal mit Sitz in Salzburg sei für das Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden, hieß es gestern. "Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus TV investiert haben, lässt sieben Jahre nach Einführung die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten", so die Begründung. Über 260 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Österreichische Medien berichteten, dass der wahre Grund für das unerwartete Aus die gewünschte Gründung eines Betriebsrats der Angestellten gewesen sein soll. Dieser hätte die "Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit" des Senders gefährdet, hieß es in einer Stellungnahme von Mateschitz. "Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation des Senders nicht gerade dienlich war, ist evident", ließ der Unternehmer wissen.

In einem offenen Brief meldeten sich nun über 200 betroffene Mitarbeiter zu Wort. Sie schrieben, zu keiner Zeit einen Betriebsrat geplant zu haben. "Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat." Das Aus des Senders sei ein großer Schock. Gleichzeitig dankten sie dem "visionären Unternehmer" Mateschitz für sein langes Engagement. Wer von den rund 260 Mitarbeitern den Betriebsrat gründen wollte, war unklar. Der Betrieb soll zunächst weiter laufen. Wann die letzte Sendung über den Fernsehschirm flimmert, war vorerst offiziell nicht bekannt. Laut Medienberichten soll das endgültige Aus Ende Juni sein.

Der Sender ist 2009 gegründet worden und ging aus dem Vorgängerkanal "SalzburgTV" hervor. Auch in Deutschland waren die Programme zu sehen. Die Zuständigen legten großen Wert auf den Alpenraum. "Servus TV" wurde für seine aufwendigen Wissenschafts- und Naturdokus bekannt. Ziel von Mateschitz soll es gewesen sein, einen Sender mit hohem qualitativen Anspruch ohne Quotendruck wachsen zu lassen. So blieb das Programm aber bis heute fast unter der Wahrnehmungsgrenze, was die Zuschauerzahlen anging. Da halfen auch die Sportrechte, etwa der Deutschen Eishockey Liga (DEL), nicht.

Persönlichkeiten aus Kultur und Schauspiel gab Mateschitz eigene Sendungen. So begab sich Schauspieler Harald Krassnitzer mit "In Vino Veritas" auf die Spuren des Weines. Erst vor drei Wochen gab es große Personalrochaden, um den Sender neu aufzustellen. "Die Veränderungen am globalen Medienmarkt bestärken uns in dieser Entscheidung, weil digitale Angebote die klassischen, linearen Programme verdrängen", erklärt der Sender seinen Misserfolg. Das Printmagazin "Servus in Stadt und Land" soll vom Aus nicht betroffen sein.

(dpa)
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