Streit um Schlankheitswahn Bikini-Werbung sorgt für Shitstorm

London · Mit einer schlanken Frau im Bikini will ein britisches Unternehmen Frauen zu einer Diät mit Proteinshakes motivieren. Doch die potentiellen Kundinnen reagieren nicht so, wie es sich das Unternehmen vorgestellt hat.

 Ein Plakat in London, das für eine Bikini-Figur wirbt, erntet derzeit heftige Kritik.

Ein Plakat in London, das für eine Bikini-Figur wirbt, erntet derzeit heftige Kritik.

Foto: dpa, tmk

"Hast Du schon eine Bikini-Figur?" Diese Frage stellt derzeit ein britischer Proteinshake-Hersteller auf Plakaten in Londons U-Bahnhöfen. Daneben ist eine junge Frau abgebildet: blond, schlank, durchtrainiert — kurzum: ein typisches Bikini-Model. Das Ziel des Herstellers ist, mit dem Plakat für eine Diät mit den hauseigenen Eiweiß-Shakes zu werben.

Entgegen der ursprünglichen Intention motiviert das Plakat im Londoner Untergrund nicht, sondern provoziert. Viele Passanten empfinden es als einen geschmacklosen Aufruf zum Schlankheitswahn, der Frauen zu Sexobjekten mache. Die Frage, die das Plakat bei ihnen aufwirft: Sind nur dünne Frauen bereit für die Bikini-Saison?

Die Welle des Entsetzens ist mittlerweile auch auf das Netz übergeschwappt. Eine Online-Petition, die die Entfernung der Werbung fordert, hat bereits 65.000 Unterschriften gesammelt. Auch in den sozialen Netzwerken macht sich Unmut über die Kampagne breit. Bei Twitter protestieren User unter dem Hashtag #everybodysready (zu deutsch: "Jeder ist bereit") gegen die Plakate. Einigen der Postings sind Bilder beigefügt, auf denen sich Frauen ohne Modelmaße im Bikini präsentieren, um zu zeigen: "Auch wir haben eine Bikini-Figur."

Ein anderer Beitrag zeigt den Mittelfinder einer Userin, die zynisch fragt, ob dieser eine Strandfigur habe.

Auf Facebook wurde eigens eine Gruppe zu dem Hashtag gegründet. In der Beschreibung machen die Initiatoren klar: Jeder habe eine Strandfigur, unabhängig seiner Figur. Doch die Aktion stößt nicht nur auf Unterstützer, sondern erntet auch viel Spott und Häme.

"Hast Du eine Feministen-Figur?"

Der Protest gegen die Bikini-Werbung stößt auf viele Kritiker: "Versteht mich nicht falsch, ihr dürft so ungesund leben, wie ihr wollt, aber ich habe das Recht, euch unattraktiv zu finden", schreibt eine Nutzerin. Andere weisen dagegen darauf hin, dass es bei diesem Thema nicht nur um Schönheit, sondern auch Gesundheit gehe. Wer übergewichtig ist, schade seinem Körper.

Manche User veröffentlichen auch äußerst strittige Beiträge. Zu Bildern von übergewichtigen Frauen fragen sie anlehnend an den Werbe-Slogan: "Hast Du eine Feministen-Figur?"

Der kritisierte Eiweiß-Shake-Hersteller reagierte ebenfalls auf die Sexismus-Vorwürfe, wenn auch etwas gemäßigter. "Wie sind hier, um zu motivieren, nicht zu bemitleiden", hieß es bei Twitter. Gegenüber Sky-News erklärte Marketing-Chef Richard Stavely, dass seine Kundinnen Bilder sehen wollten, die zum Abnehmen motivieren.

Unterdessen hat die Debatte ihre erste Wirkung gezeigt: Die britische Werbe-Kontrollbehörde ASA hat veranlasst, dass die Plakate vorerst abgenommen werden müssen. Der Grund dafür seien Bedenken gegen Abnehm-Versprechen auf dem Plakat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort