USA Skandal um Genitalfotos: Opfer erstreiten 190 Millionen Dollar

Baltimore · Nach dem Fund Hunderter Bilder von Genitalien bei einem Frauenarzt in Baltimore Anfang 2013 können Tausende ehemalige Patientinnen jetzt auf Entschädigung hoffen: Die Klinik Johns Hopkins Health System hat sich diese Woche auf einen Vergleich über 190 Millionen Dollar (gut 140 Millionen Euro) eingelassen, wie die beteiligten Anwälte mitteilten.

Der Arzt Nikita Levy war nach rund 25 Jahren Tätigkeit für die Klinik im Februar 2013 entlassen worden. Zuvor hatte eine Mitarbeiterin die Sicherheitsabteilung darauf hingewiesen, dass Levy eine Minikamera um den Hals trage und damit insgeheim Aufnahmen mache. Ermittler fanden 1200 Videos und 140 Fotos auf seinen privaten Computern. Levy verübte wenig später Selbstmord.

Rund 8000 Frauen hatten sich einer Sammelklage gegen die Klinik angeschlossen. Betroffen sein könnten bis zu.12 600 Patientinnen, die Levy in den 25 Jahren konsultiert hatten. Sie alle könnten theoretisch von der Entschädigungssumme profitieren. Doch müssen sie zunächst nachweisen, dass und wie sie betroffen waren.

Entschädigung gebe es nur, wenn ein Schaden eingetreten sei, sagte der mit der Sammelklage betraute Anwalt Jonathan Schochor. "Wenn sie keinen Schaden erlitten haben, dann ist das, als ob jemand bei einem Stoppschild zwar nicht angehalten, aber auch niemanden umgefahren hat."

Acht Anwaltsfirmen an Klage beteiligt

Die ehemaligen Patientinnen müssen Fragebogen ausfüllen und einem Expertenteam Rede und Antwort stehen. Unter anderem müssen sich die Frauen dazu äußern, wie viel Zeit sie mit Levy verbracht haben, ob eine Helferin dabei war und ob sie sexuell, verbal oder physisch misshandelt wurden.

Dabei spielt eine Rolle, ob es Folgeerscheinungen wie Übelkeit, Ängste oder Alpträume gab. "Das wird ziemlich unangenehm", sagt Geoffrey Hazard, Ethikexperte an der Hastings School of Law in San Francisco.

Eine möglicherweise betroffene Frau sagte der Nachrichtenagentur AP: "Ich könnte ein Opfer gewesen sein, und wenn ich es war, sollte er dafür bezahlen, was er tat. Und die Klinik hätte besser darauf achten müssen, was dort vor sich ging."

An der Klage und dem Vergleich waren acht Anwaltsfirmen beteiligt, die insgesamt 35 Prozent der erstrittenen Summe für sich beanspruchen. Für die Frauen bleiben demnach 123,5 Millionen Dollar. Das Geld wird zunächst angelegt, bis die einzelnen Ansprüche nachgewiesen und abgegolten sind.

(ap)
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