Zwangsheirat in Norwegen Eine Zwölfjährige vor dem Altar
Ein Hochzeits-Blog sorgt für Furore. Er erzählt raffiniert die Geschichte einer Zwangsheirat. Die erst zwölf Jahre alte Thea sollte am Wochenende den 37-jährigen Geir zum Mann nehmen. In Norwegen. Am Wochenende endete die Kampagne gegen die Zwangsehe mit einer anrührenden Pointe.
Thea (12) aus Norwegen schildert ihre Zwangsheirat
Eine Zwangsheirat einer Minderjährigen — in vielen Ländern in Afrika und Asien ist das Normalität. Aber in Norwegen? Diese Unvereinbarkeit machte sich eine Kampagne der Organisation Plan zu Nutze. Im September startete die zwölfjährige Thea einen Hochzeitsblog, nutzte Twitter, Facebook und Instagram, um aufgeregt von den Vorbereitungen zu berichten, aber auch ihren Bedenken.
"Gestern habe ich von Mama erfahren, dass ich verheiratet werden soll", heißt es in einem ihrer ersten Einträge. Sie findet das schon etwas merkwürdig, dass sie den 25 Jahre älteren Geir ehelichen soll. "Aber Mama sagt, dass es gut werden wird", beruhigt sie sich. Denn eigentlich sei es doch das Größte zu heiraten.
Das Mädchen ist noch ein Kind. Sie ist blond, die Haare trägt sie manchmal offen, manchmal geflochten. Thea hat große Augen, trägt Jeans und Ringelpullis. Über das Internet zeigt sie Selfies mit Ehering, beim Friseur, beim Einkaufen für das Großereignis. Auf rosarotem Briefpapier hat sie ihre Wünsche notiert. Ein iPad oder ein iPhone. Schminke. Ein Kaninchen.
Die Vorstellung, dass dieses Kind einen erwachsenen Mann heiraten soll, ist unerträglich.
In Norwegen kam es bereits kurz nach den ersten Blogeinträgen zu Protesten und Strafanzeigen. Schnell erwies sich der vermeintliche Skandal als geschickt inszenierte PR-Aktion zur Bekämpfung der Zwangsehe. Ziel: der 11. Oktober. An diesem Stichtag, von den Vereinten Nationen zum Tag der Mädchenrechte auserkoren, sollte die Hochzeit stattfinden.
Im aktuellsten Blogeintrag zeigt ein Youtube-Video nun, wie die Geschichte ausgeht. Im englisch untertitelten Film sieht der Betrachter, wie Thea mit Geir zum Altar schreitet. Und dann aber im entscheidenden Moment den Kopf schüttelt. Dann erst ist zu sehen, dass im Publikum viele Frauen und Mädchen sitzen, die mit Schildern und Sprechchören gegen Zwangsheirat protestieren.
In teils anrührenden Bildern hat Thea über Wochen die Vorbereitungen und den Ablauf ihrer Zwangsheirat im Internet dokumentiert. Eine Auswahl der stärksten Bilder finden Sie hier.
