Jod-Konzentration 1250-fach erhöht Strahlenbelastung im Meer vor Fukushima

Tokio (RPO). Zwei Wochen nach dem Atomunglück in Japan steigt die radioaktive Verstrahlung des Meerwassers in der Nähe des AKW Fukushima deutlich an. Untersuchungen hätten eine Belastung durch radioaktives Jod ergeben, die um das 1250-fache über dem Normalwert liege, teilte die Atomsicherheitsbehörde am Samstag mit.

Überleben im japanischen Erdbebengebiet
13 Bilder

Überleben im japanischen Erdbebengebiet

13 Bilder

Die Verstrahlung stelle jedoch nur ein geringes Risiko für das Leben im Ozean dar. Durch die Meeresströmung würden die radioaktiven Partikel weggeschwemmt und verdünnt, bevor sie von Fischen und Algen aufgenommen würden.

In den Gebäuden von drei der sechs Reaktoren des AKW Fukushima steht radioaktiv verseuchtes Wasser. Am Donnerstag waren drei Techniker, die sich um die Kühlung des heißgelaufenen Reaktors Nummer drei bemühten, verstrahlt worden. Sie waren mit Wasser mit einer um das 10.000-fache erhöhten Strahlung in Berührung gekommen.

Ein Vertreter der Atomsicherheitsbehörde sagte, es werde versucht, das Wasser auf sichere Weise aus den Reaktorgebäuden zu bekommen. Es gebe keine Hinweise auf Risse am Reaktor drei. Dieser ist der einzige Fukushima-Reaktoren, der auch das besonders giftige Plutonium als Brennstoff verwendet.

Reaktor möglicherweise beschädigt

Ein Reaktor des Kraftwerkes ist möglicherweise beschädigt, die Folge könnte eine erheblich stärkere Verstrahlung sein als bislang angenommen. In mehreren Gegenden in Japan wurden erhöhte Strahlungswerte im Leitungswasser gemessen. Zwei Wochen nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe stieg die Zahl der bestätigten Todesopfer unterdessen auf über 10.000.

In Block 3 von Fukushima "könnte etwas beschädigt worden sein", sagte Hidehiko Nishiyama von der japanischen Atomaufsicht NISA. Sollte tatsächlich der Reaktorkern betroffen sein, könnte die Radioaktivität in der Umgebung des Kraftwerks deutlich ansteigen.

In Meerwasser außerhalb eines Blocks sei um das 1.250-fache erhöhte Radioaktivität gemessen worden, sagte Nishiyama. Grund sei vermutlich sowohl in die Luft abgegebene Radioaktivität als auch der Austritt von kontaminiertem Wasser. Eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit bestehe aber nicht. Ein Reaktorblock solle mit Süßwasser gekühlt werden, erklärte der Sprecher am Samstag.

Behörden in Tokio verteilen Mineralwasserflaschen

Wasser mit einer ähnlich hohen Strahlenbelastung wurde nach Angaben der Betreiberfirma Tepco auch im Block 1 der Anlage entdeckt. Ebenso wurde in den Blöcken 2 und 4 Wasser gefunden, von dem das Unternehmen annimmt, dass es radioaktiv ist.

In der Hauptstadt Tokio lag der Strahlungswert bei Leitungswasser doppelt so hoch wie der von der Regierung vorgegebene Grenzwert für Kleinkinder. Einwohner kauften massenweise Mineralwasserflaschen. Behördenvertreter verteilten Mineralwasser an Familien mit Babys.

Nach Polizeiangaben waren am Samstag 10.151 Todesopfer bestätigt, mehr als 17.000 Menschen wurden noch vermisst. Letztlich rechnen die Behörden mit mehr als 18.000 Toten wegen der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe am 11. März.

(apd/awei)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort