Nelson Mandela Südafrikaner nehmen am Sarg Abschied

Johannesburg · Aus nächster Nähe können die Südafrikaner Abschied nehmen von ihrem Nationalhelden Nelson Mandela. Sie sehen ihm ins Gesicht. Doch nicht alle Volksgruppen sind gekommen.

 Mandelas Witwe Graca Machel am offenen Sarg.

Mandelas Witwe Graca Machel am offenen Sarg.

Foto: ap, Jacoline Prinsloo

Nach seinem Tod ist Nelson Mandela den Südafrikanern so nah wie nie zuvor. Die wenigsten haben ihn je live erlebt. "Wenn jemand immer da ist, dann bemüht man sich nicht, ihn zu sehen", sagt die 64-Jährige Nomonde Mtsubani voller Reue. Sie gehört zum Stamm der Xhosa, wie Freiheitskämpfer Mandela auch, und wuchs in seiner Nähe auf.

Jetzt ist "Tata Madiba" tot - und Mtsubani hat wie die anderen Südafrikaner eine letzte Chance, ihrem Helden ganz nah zu sein. Drei Tage lang wird der Leichnam vor dem Regierungsgebäude in Pretoria aufgebahrt. Es ist eine Inszenierung voller Symbole.

"Er hat noch immer ein Lächeln im Gesicht, er sieht nicht tot aus", beschreibt die 65-jährige Loretta Valle, als sie Mandelas Sarg verlässt. Der Körper des Friedensnobelpreisträgers ist mit einem weißen Laken bedeckt, nur sein vom Alter gezeichnetes Gesicht, das weiße Haar und die Schultern sind zu sehen. Und ein Stück von einem seiner geliebten Batik-Hemden in braun und gelb.

Mandelas Sarg steht fast genau an der Stelle, an der er 1994 den Eid als südafrikanischer Präsident ablegte. Daneben weiße Lilien, Orchideen und eine seltene Aloe vom Ost-Kap, wo der Xhosa aufwuchs. Dahinter das Voortrekker-Denkmal, das für die weißen Einwanderer errichtet wurde, die 1830 von hier aus in die Weiten Südafrikas aufbrachen.

Die Trauernden halten kurz inne, einige verneigen sich, andere legen die Hand aufs Herz oder den Sarg. Mandelas Frau Graca Machel und Ex-Frau Winnie Madikizela-Mandela sind die Emotionen ins Gesicht geschrieben. Es fließen Tränen.

Friedlich und würdevoll sei es gewesen, sagen die Leute danach. In Erinnerung aber werde ihnen nicht das Gesicht eines Toten bleiben, sondern Mandelas immerwährende Energie und sein gütiges Lächeln. "Es tut weh, aber er ruht jetzt", meint Esther Rihlampfu.

Gekommen sind hauptsächlich schwarze Südafrikaner - und das, obwohl in Pretoria so viele Afrikaaner leben, die weißen, afrikaans-sprechende Südafrikaner, die man früher auch Buren nannte. Einige von ihnen hätten Angst vor "schwarzer Vergeltung", sagt Politikberater Theodore Venter.

Für die Weißen hat sich viel verändert, seit Mandela das Land aus der Apartheid führte. "In der nationalen Politik spielen sie als Gruppe keine Rolle mehr", sagt Venter. Weit verbreitet ist der Glaube, dass vor allem in staatlichen Jobs Schwarze bevorzugt werden. Wer als Weißer keine Arbeit bekomme, begründe das oft mit seiner Hautfarbe, sagt auch der blonde Jaco Theunissen. "Aber in Wahrheit ist es eine Frage der Leistung."

Nach Mandelas Tod werde sich das Land weiter verändern - und das zum Besseren, meint die 40-jährige Melanne Gibson. "Ich glaube nicht, dass Südafrika schon so ist, wie er (Mandela) es gewollt hätte", sagt sie. Die Politiker, die nach ihm ins Amt gekommen seien, hätten Mandelas Wünsche nicht geachtet. "Jetzt wird das Land realisieren, wie viel Frieden und Freiheit wirklich bedeuten."

(dpa)
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