Fährunglück vor Südkorea Behörden rechnen mit Hunderten Toten

Seoul · Ein Schulausflug endet in einer Katastrophe: Beim Untergang der Fähre "Sewol" vor Südkorea könnten fast 300 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter viele Schüler. Etwa 280 der rund 460 Passagiere wurden bis zum späten Mittwochabend noch vermisst.

Fähre mit hunderten Schülern gerät in Seenot
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Das teilte der Krisenstab des Ministeriums für Sicherheit und Öffentliche Verwaltung mit. 174 Menschen seien gerettet worden. Die Helfer rechneten kaum damit, dass es noch mehr Überlebende gab. Die Behörden befürchteten, dass zahlreiche Passagiere im Inneren des Schiffs eingeschlossen wurden. Möglicherweise hatte die Fähre, mit der mehr als 300 Schüler auf eine Insel fahren wollten, vor der Südwestküste einen Felsen gerammt.

Offiziell bestätigt war bis zum Abend der Tod von vier Menschen. Mehr als 50 wurden verletzt. Aufgrund der Wassertemperatur von zwölf Grad und der Meerestiefe seien die Überlebenschancen für die Vermissten sehr gering, zitierte die Zeitung "The Korea Herald" Einsatzkräfte.

Die Ursache des Unglücks war noch unklar, möglicherweise lief das Schiff auf einen Felsen auf. Aber auch ein Motorschaden wurde nicht ausgeschlossen. Gerettete Passagiere berichteten von einem lauten Schlag, bevor das Schiff Schlagseite bekommen habe. Die "Sewol" war auf dem Weg von Inchon auf die südliche Ferieninsel Cheju in Seenot geraten.

Chronik der schweren Schiffsunglücke
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Foto: afp, STRINGER

Nachdem die Besatzung um etwa 9 Uhr einen Notruf abgesetzt hatte, lief eine großangelegte Rettungsaktion an, an der sich auch Fischerboote beteiligten. Starke Strömung und schlechte Sicht unter Wasser behinderten die Rettungsarbeiten. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Mitglieder einer Marine-Spezialeinheit nach dem gesunkenen Schiff tauchten. Die Suche dauerte bis spät in die Nacht.

Hundert Schiffe und Flugzeuge bei der Rettung im Einsatz

Mehr als 100 Schiffe und Flugzeuge hätten das Gebiet um die Unglücksstelle abgesucht, die rund 20 Kilometer vor der Insel Chindo lag, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Staatspräsidentin Park Geun Hye drängte wegen der heranbrechenden Nacht zur Eile. Sie sei "tief bestürzt", sagte Park.

Bei den Todesopfern handelte es sich den Angaben zufolge um eine Angestellte des Schiffsbetreibers und zwei Schüler. Über die Identität des vierten Toten lagen zunächst keine Angaben vor. Die Schüler gehörten zu einer Ausflugsgruppe der Danwon-Oberschule aus der Seouler Vorstadt Ansan. Das Fernsehen zeigte Bilder von verzweifelten Vätern und Müttern, die sich in der Schule versammelten oder in die Häfen im Südwesten des Landes eilten. Sie alle hofften auf Lebenszeichen ihrer Kinder.

"Ich hörte ein laut pochendes Geräusch, bevor das Schiff stoppte", sagte ein Schüler per Telefon dem Kabelsender YTN. Nach dem Sprung ins Meer sei er zusammen mit anderen zu einem Rettungsboot geschwommen, sagte ein anderer Schüler. Über die Wetterlage herrschte Unklarheit: Einige Medien berichteten, es sei zur Unglückszeit neblig gewesen.

Der Rundfunksender KBS berichtete unter Berufung auf einen Beamten der Küstenwache, dass das Schiff aus noch ungeklärten Gründen auf der vielbefahrenen Fährstrecke möglicherweise außerhalb der normalen Route gefahren sei.

Auf dem Schiff waren nach jüngsten Angaben des Krisenstabs 459 Menschen - anfangs war von mehr als 470 die Rede gewesen. Auch hatten die Behörden kurz nach dem Untergang zunächst von etwas mehr als 100 Vermissten gesprochen. Die Zahl habe aufgrund von Fehlberechnungen korrigiert werden müssen, hieß es dann.

Die 1994 gebaute Fähre konnte den Berichten zufolge mehr als 900 Passagiere und 130 Autos aufnehmen. Das 6835-Tonnen-Schiff war 146 Meter lang und 22 Meter breit. Seit Anfang 2013 befuhr es die Strecke zwischen Inchon und Cheju.

(dpa)
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