Madrid Tausende demonstrieren für Recht auf Abtreibung

Madrid · Aufruhr in Spanien: Tausende Demonstranten haben in Madrid gegen die geplante Verschärfung des spanischen Abtreibungsrechts protestiert.

Tausende demonstrieren in Madrid für das Recht auf Abtreibung
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Mit Parolen wie "Freie Abtreibung!" und "Es ist mein Recht, es ist mein Leben!" empfingen sie am Samstag einen "Zug der Freiheit" mit dutzenden gleichgesinnten Frauenrechtlerinnen, die am Vortag vom nördlichen Gijón in Richtung der Hauptstadt aufgebrochen waren. Vor dem Parlament wollen sie mit tausenden Mitstreitern aus Spanien und anderen Ländern protestieren.

Über die geplante Verschärfung des Abtreibungsrechts wird im katholisch geprägten Spanien hitzig debattiert. Die konservative Regierung unter Mariano Rajoy hatte kurz vor Weihnachten einen Gesetzentwurf beschlossen, der einen Schwangerschaftsabbruch nur noch nach Vergewaltigungen oder bei Gesundheitsrisiken für die werdende Mutter erlaubt. Eine Fehlbildung des Fötus soll dagegen kein Abtreibungsgrund mehr sein. Mädchen unter 18 Jahren bräuchten künftig in jedem Fall die Zustimmung ihrer Eltern.

Der Entwurf muss zwar noch durch das Parlament. Eine Annahme gilt aber als wahrscheinlich, da die konservative Volkspartei dort über eine absolute Mehrheit verfügt.

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Foto: Shutterstock/Diego Cervo

"Lassen nicht zu, dass die Uhr 40 Jahre zurück gedreht wird"

Die Aktivistin Marisa Vallero berichtete am Rande der Proteste, sie habe vor 35 Jahren ein Flugzeug nach London nehmen müssen, um abtreiben zu können: "Wir waren wie Terroristinnen." Es sei eine Schande, dass die Rechte der Frauen nun erneut beschnitten werden sollten. Andere Demonstrantinnen betonten, die Frauenrechtlerinnen würden nicht zulassen, dass "die Uhr 40 Jahre zurückgestellt wird" und das Land "in die Franco-Ära zurückkehrt". Der gleichnamige spanische Diktator war 1975 nach jahrzehntelanger Herrschaft gestorben.

Ein liberaleres Abtreibungsrecht war erst 2010 von der sozialistischen Vorgängerregierung eingeführt worden und ermöglicht Abtreibungen bis zur 14. Schwangerschaftswoche. Die Frist kann bis zur 22. Woche verlängert werden, wenn eine Gesundheitsgefahr für die Frau besteht oder es Hinweise auf schwere Behinderungen des Ungeborenen gibt.

Auch andernorts in Europa solidarisieren sich Aktivisten mit der Protestbewegung in Spanien: In Brüssel verschafften sich am Mittwoch hunderte Demonstranten Gehör, ähnliche Aktionen waren am Samstag in Paris und London geplant. Die französische Sozialministerin Marisol Touraine warnte vergangene Woche, das spanische Regierungsvorhaben würde "Frauen zurück in die Steinzeit befördern".

Das Oberhaupt der Katholischen Kirche in Spanien, Kardinal Antonio Maria Rouco Varela, hatte die Gesetzesliberalisierung von 2010 im vergangenen April scharf kritisiert. Die Reform habe "die Zahl der Abtreibungen auf ein Schrecken erregendes Niveau" schnellen lassen, sagte er damals. Nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums wurden 2011 insgesamt 118.000 Abtreibungen vorgenommen - rund 5000 mehr als im Vorjahr.

(AFP)
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