Pinker Protest in Singapur Tausende demonstrieren gegen Diskriminierung von Homosexuellen

Singapur · In Singapur steht Sex zwischen Männern noch immer unter Strafe. Aktivisten, die eine Abschaffung des Gesetzes fordern, setzen aber nicht allein auf juristische Schritte. Statt Blumen lassen sie Farben sprechen.

 Beim Pink Dot, dem pinken Protest, in Singapur demonstrieren Tausende gegen die Diskriminierung von Homosexuellen.

Beim Pink Dot, dem pinken Protest, in Singapur demonstrieren Tausende gegen die Diskriminierung von Homosexuellen.

Foto: dpa, sm hv ink

Einmal im Jahr verwandelt sich der kleine Hong-Lim-Park nahe dem Geschäftszentrum von Singapur in eine strahlend pinke Masse. Tausende Menschen kommen dann in farblich passender Kleidung zusammen, um beim Pink Dot weitgehend unbehelligt für die "Freiheit der Liebe" zu demonstrieren.

Am ehesten ist der Pink Dot noch mit einer Gay Pride Parade zu vergleichen, schließlich steht Sex zwischen Männern im konservativen Stadtstaat immer noch unter Strafe. Trotz der Gesetzeslage gibt es in Singapur eine lebendige Schwulenszene. Im vergangenen Jahr kamen bereits mehr als 20.000 Menschen in den Hong-Lim-Park, das sind zehn Mal mehr als bei der Pink-Dot-Premiere 2009.

Pink Dot sei eine Plattform für aufgeschlossene Singapurer, die ihre Kinder, Geschwister, Kollegen oder Freunde unterstützen, die lesbisch, schwul, bisexuell oder Transgender (abgekürzt als LGBT) seien, sagt Sprecher Paerin Choa. "Dass Pink Dot jedes Jahr wächst, zeigt die wachsende Akzeptanz von Singapurern - die LGBT sind - in Singapur."

Doch mit der wachsenden Zahl an Unterstützern für die Bewegung wächst auch der Argwohn derjenigen, die ihre religiösen Gefühle oder ihre politischen Ansichten durch die sexuelle Vielfalt verletzt sehen. Schon seit langem sind die Rechte für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender im multiethnischen Singapur ein heißes Eisen.

Zwar hat es das Parlament bislang abgelehnt, das Gesetz mit der Bezeichnung S377A aufzuheben, das Sex zwischen Männern verbietet. Praktisch wird es aber auch nicht angewendet. Noch im vergangenen Jahr hatte Ministerpräsident Lee Hsien Loong öffentlich gesagt: "(S377A) war immer da, und ich denke, dabei belassen wir es." Auch die einzige parlamentarische Opposition, die Arbeiterpartei, gibt sich unverbindlich und verweist darauf, dass eine Aufhebung des Gesetzes derzeit unwahrscheinlich scheine.

Tatsächlich löst allein der Versuch einer Aufhebung Widerstand bei konservativ-religiösen Gruppen aus. So startete kürzlich eine Kampagne unter dem Motto "Tragt weiß", die Muslime dazu ermutigen soll, sich am 28. Juni weiß zu kleiden. An jenem Tag beginnt der Fastenmonat Ramadan. Es ist allerdings auch der Tag des Pink Dot. Die Organisatoren der Kampagne schrieben auf ihrer Webseite: "Die natürliche Form menschlicher Beziehungen sieht sich ununterbrochener Angriffe durch LGBT-Aktivisten ausgesetzt." Unterstützt wird die Kampagne von LoveSingapore. Das Netzwerk christlicher Kirchen fürchtet die "Normalisierung von Homosexualität" in dem Kleinstaat.

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Foto: dpa, wk fdt

Solche Reaktionen seien in den vergangenen Jahren immer offener zutage getreten, hat Jean Chong von der Lesben-Gruppe Sayoni festgestellt. Kabinettsmitglieder, sagt Chong, "wollen nicht, dass solche kulturellen Konflikte in Singapur Einzug halten, aber ich denke, es ist unvermeidlich, so lange LGBT-Bürger wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden".

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Die Hoffnung, dass die Politik einen Wandel herbeiführt, hat Chong ohnehin aufgegeben. Viel weitreichender könnte eine baldige Entscheidung des Berufungsgerichts sein. Das soll im nächsten Monat über die Verfassungsmäßigkeit von S377A entscheiden. Vor Gericht gebracht hatte den Fall ein schwules Pärchen sowie ein dritter Kläger. Ihr Anliegen war im vergangenen Jahr vom Obersten Gericht zurückgewiesen worden. Einige LGBT-Aktivisten fürchten nun, dass eine Entscheidung zu ungunsten der Kläger ein schwerer Rückschlag bei der Abschaffung von S377A bedeuten könnte

Die Organisatoren von Pink Dot hingegen versuchen, dem juristischen Verfahren nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Sie glaubten, dass eine Veränderung der gesellschaftlichen Haltung gegenüber S377A sich irgendwann auch in den Gesetzen und Vorschriften niederschlage, sagt Sprecher Choa.

(dpa)
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