Florin Cioaba in Rumänien beigesetzt Tausende weinen um den "König der Roma"

Sibiu · Rund zweitausend Verwandte und Freunde haben am Freitag in Rumänien vom selbsternannten "König der Roma auf der ganzen Welt" Florin Cioaba Abschied genommen. Diesen Titel hatte er sich einst selbst gegeben.

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Fünf Tage nach seinem tödlichen Herzanfall wurde Cioaba in Siubi (Siebenbürgen) in Rumänien beigesetzt. Er hatte sich 1997 nach dem Tod seiner Vaters zum "König der Roma auf der ganzen Welt" ausgerufen. Dessen ungeachtet erkannte ihn nur eine Minderheit als Oberhaupt an.

Cioabas ältester Sohn Dorin wurde nach der Beisetzung am Freitag zum neuen "internationalen Roma-König" gekrönt, sein Bruder Daniel bekam den Titel "König der rumänischen Roma" zuerkannt. Der "Krönungsrat" bestand aus Familienmitgliedern.

Vor zehn Jahren hatte Cioaba einen Sturm der Entrüstung entfacht, als er seine zwölfjährige Tochter mit einem 15-Jährigen verheiratete. Daraufhin versprach er, sich für eine Abschaffung der traditionellen Kinderehen einzusetzen. Er ermutigte die Mitglieder der Bevölkerungsgruppe, ihre Kinder zur Schule zu schicken. 2004 kandidierte er erfolglos für einen Sitz im rumänischen Parlament.

Vater und Sohn Cioaba, beide sehr reich, hatten stets enge Beziehungen zu Rumäniens Regierungen. Zuletzt entzündete sich an der Krankheit Florin Cioabas ein Streit zwischen Rumäniens Staatspräsident Traian Basescu und Ministerpräsident Victor Ponta. Die beiden Rivalen versuchten, eine besondere Nähe zu dem Todkranken zu demonstrieren.

So bat Präsident Basescu kurz vor Cioabas Tod einen prominenten rumänischen Arzt, zum Krankenbett des "Roma-Königs" zu reisen. Ponta nannte es "unverschämt", dass Basescu ausgerechnet einen Arzt geschickt habe, auf den er selbst die Justiz wegen Korruptionsverdachts angesetzt habe. Der bürgerliche Basescu und der Sozialist Ponta liegen im Dauerstreit, unter anderem geht es dabei um die Unabhängigkeit der Justiz.

In Rumänien lebt die größte Roma-Minderheit Europas, Nichtregierungsorganisationen schätzen die Zahl der Mitglieder auf bis zu zwei Millionen. Mit bis zu zwölf Millionen Menschen in der EU sind die Roma die größte ethnische Minderheit Europas. Allein in der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien leben zusammen bis zu vier Millionen, die Hälfte von ihnen ist jünger als 20 Jahre.

Roma gehören zu den am meisten von Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus betroffenen Gruppen in Europa.

(AFP)
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