Atom-Katastrophe in Fukushima Tepco gelingt Kühlung mit Süßwasser

Osaka (RPO). Die Situation im Krisen-Atomkraftwerk Fukushima 1 ist weiterhin angespannt. Nachdem am Samstag eine Verseuchung des Meerwassers in der Nähe des Meilers bekannt wurde, ist inzwischen die Kühlung der Reaktoren mit Süßwasser gelungen. Grund zu Optimismus gibt es nach Regierungsangaben aber nicht.

Hier kämpfen die Männer im Kontrollraum
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Im havarierten Atomkraftwerk Fukushima 1 hat es offenbar einen kleinen Fortschritt gegeben. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wird jetzt mit Süßwasser gekühlt und nicht mehr mit Salzwasser aus dem Meer. Die japanischen Behörden hätten mitgeteilt, dass die Reaktoren 1, 2 und 3 nun mit Süßwasser gekühlt würden, erklärte die IAEA am Samstag in Wien.

Durch den Tage langen Einsatz von Meerwasser zur Kühlung der hochradioaktiven Brennstäbe haben sich in den Abklingbecken und den Reaktordruckbehältern große Mengen Salz abgelagert. Verkrustungen könnten nun die zur Verhinderung einer vollständigen Kernschmelze dringend notwendige Ableitung von Wärme massiv behindern. Davor warnten schon am Freitag sowohl die japanische Regierung, als auch deutsche und in den USA tätige Atomexperten.

"Salz ist für uns eine große Sorge", sagte der japanische Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa dem Fernsehsender NHK. Auch Richard Lahey, der ehemalige Reaktorsicherheitschef der US-Firma General Electric, nach deren Plänen die Reaktoren konstruiert worden waren, warnte vor der Gefahr durch Verkrustungen. Laut einem Bericht der "New York Times" schätzt der Experte, dass sich im Reaktorblock 1 etwa 26 Tonnen Salz befinden könnten. In den Blöcken 2 und 3 könnte es sogar fast doppelt soviel sein.

Trotz dieses kleinen Erfolg schätzt die japanische Regierung die Lage als unberechenbar ein. Das teilte Regierungssprecher Yukio Edano am Samstag mit. Es werde noch lange dauern, die Krise um die überhitzten Reaktoren zu überwinden. "Es sieht so aus, als ob wir es noch verhindern können, dass sich die Lage verschlimmert", sagte Edano zu rasant gestiegenen Strahlenwerten in der Anlage. "Aber wir können immer noch nicht optimistisch sein."

Meerwasser stark verseucht

Dafür sorgen auch immer neue Schreckensmeldungen: Am Samstag wurde bekannt, dass im Meerwasser einige hundert Meter vor dem Akw eine Konzentration von radioaktivem Jod 131 gemessen wurde, die um das 1250-fache über dem zulässigen Höchstwert liegt, wie Japans Atomsicherheitsbehörde mitteilte.

Zu der stark radioaktiv verseuchten Meerwasserprobe sagte ein Sprecher, würde ein Mensch einen halben Liter Wasser mit einer solchen Jodkonzentration trinken, dann hätte er auf einen Schlag die Menge an radioaktivem Jod zu sich genommen, die er in einem Jahr aufnehmen könne. Am Dienstag hatte der Wert bei Messungen noch um das knapp 127-fache über der zulässigen Grenze gelegen.

Acht Tage Halbwertzeit

Die Auswirkungen der deutlich angestiegenen Konzentration auf die Umwelt seien aber vergleichsweise gering, sagte der Behördensprecher. Sie müsse deutlich höher sein, um von Algen oder Meerestieren aufgenommen zu werden. Zudem betrage die Halbwertzeit von Jod 131 lediglich acht Tage. Ein Experte des französischen Instituts für Atomsicherheit (IRSN) warnte allerdings, die Konzentration könne auf einen beschädigten Reaktorbehälter hinweisen.

Kraftwerksbetreiber Tepco teilte zudem mit, dass auch die Konzentration von radioaktivem Caesium 137 den zugelassenen Grenzwert um knapp das 80-fache überschreite. Das Krebs erregende Element hat eine Halbwertzeit von 30 Jahren.

Radioaktive Pfütze entdeckt

Im Untergeschoss des Turbinengebäudes von Reaktor 1 wurde laut Tepco stark radioaktives Wasser entdeckt, das den Kampf gegen den Super-Gau weiter erschweren könnte. Das Wasser sei womöglich aus undichten Rohren oder Ventilen zwischen Turbinengebäude und Reaktor ausgetreten, sagte ein Mitarbeiter der Atomsicherheitsbehörde.

Auch in den Turbinengebäuden der Reaktoren 2 und 4 stand bis zu einem Meter hohes Wasser, das derzeit auf Radioaktivität untersucht werde. Am Donnerstag waren bei Arbeiten am Reaktor 3 drei Arbeiter verstrahlt worden, nachdem sie durch verseuchtes Wasser gelaufen waren.

(AFP/dapd/Reuters/ndi)
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