Anschläge vom 13. November Terror in Paris: Pressestimmen
So berichten internationale und deutsche Medien über die Terror-Anschläge vom 13. November 2015 in Paris.
FRANKREICH
Le Figaro: "Alle Antiterror-Experten haben einen Großangriff in Frankreich erwartet. Die Eingreiftruppen haben sich schon lange auf diese Art von Anschlägen auf verschiedene Ziele vorbereitet".
Le Parisien: "Wut und Abscheu: Das empfindet man angesichts der Morde, die die Täter in Paris mit der üblichen Feigheit der Terroristen verübt haben. Im Namen der Märtyrer vom Freitag, der unschuldigen Opfer und im Namen der Republik wird Frankreich vereint bleiben und dem Terror die Stirn bieten".
Le Monde: "Frankreich ist im Krieg. Ein Krieg gegen einen totalitären, blinden, schrecklich mörderischen Terrorismus. (...) Diese Tragödie zeigt, dass die Terroristen, die Frankreich zu ihrem Ziel gemacht haben, ihrem mörderischen Werk keine Grenze setzen."
Le Republicain lorrain: "Elf Monate nach den Anschlägen vom Januar hat der Terrorismus wieder getötet. Im großen Ausmaß. Blind und ohne Mitleid".
La Depeche du midi: "Paris ist angegriffen. Paris ist die Zielscheibe. Paris wird wieder einmal verletzt, auf blutige, erschütternde und entsetzliche Weise. Nur wenige Tage, bevor die Staatschefs zum UN-Klimagipfel in der französischen Hauptstadt landen, (US-Präsident) Obama, (der russische Präsident) Putin und andere. Der Terrorismus hat vor aller Augen seine Schlagfähigkeit demonstriert, und hat gezeigt, dass er durch Massenmorde ein Entsetzen auslösen kann, das auf Frankreich, aber auf die gesamte Welt zielt. Der Notstand klingt wie ein Signal des Krieges"
La Charente libre: "Die Opfer der Anschläge sind das entsetzliche Zeugnis eines weltweiten Krieges, der Frankreich gegen seinen Willen zu einem der wichtigsten Schlachtfelder macht".
Ouest-France: "Dieser Krieg wird uns aufgezwungen. Dies erfordert von jedem Bürger eine Solidarität, um den Bedrohungen und Angriffen zu widerstehen. Wir müssen angesichts dieses Dramas einen kühlen Kopf bewahren, und Entschlossenheit zeigen".
L'Union: "Dieses Land wird den Terroristen niemals nachgeben. Die Heimat der Menschenrechte wird sich niemals von diesen Terrorgruppen beeindrucken lassen, deren Methoden und mörderischer Hass die Unterschrift trägt, die alle Welt erkannt hat. Wir werden die Barbarei nicht hinnehmen".
Liberation: "Die terroristische Barbarei hat eine historische Dimension erreicht. Ein koordiniertes Massaker wurde im Herzen von Paris und in der Nähe des Fußballstadions mit kalter Entschlossenheit verübt, mit dem Ziel, möglichst viele Menschen zu treffen. Selbst bei den schlimmsten Zusammenstöße zur Zeit des Algerienkrieges in den 90er Jahren hat Frankreich keinen solchen Gewaltausbruch erlebt. Die Täter zielen dabei auf die Politik und die internationale Rolle Frankreichs, mittels einer entfesselten Grausamkeit, die ein ganzes Volk terrorisieren soll. Diese blutige Gewalt steht sicherlich in Verbindung mit den Kämpfen im Nahen Osten, bei denen Frankreich eine Rolle spielt. Doch Frankreich darf sich in seiner Aktion dort nicht erschüttern lassen."
Dernieres Nouvelles d'Alsace: "Die Anschläge im Januar gegen das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" und gegen einen koscheren Supermarkt waren klar gegen Juden und die Pressefreiheit gerichtet, doch die Schießereien am Freitag zielten willkürlich gegen beliebige Ziele. Sie hätten auch Restaurants oder andere Konzertsäle treffen können. Das Ziel dieser Anschläge ist klar: Es sollen normale Bürger terrorisiert werden. Damit wurde eine neue Dimension erreicht: Die Aktionen entsprachen einem Guerillakrieg. Eingeschleuste Schützen haben sich abgesprochen und eine gesamte Stadt zur Zielscheibe genommen."
GROSSBRITANNIEN
Independent: "Mit den Anschlägen in Paris ist der Terror in die französische Hauptstadt zurückgekehrt, nur zehn Monate nach dem Angriff auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" mit 17 Toten. Damals identifizierten sich die Täter als Angehörige der Terrorgruppe Al Kaida im Jemen. Jetzt wird gewiss der Islamische Staat(IS) in Verdacht geraten, der seit Januar stärker geworden ist. Sollte sich herausstellen, dass IS hinter diesen Angriffen steckt, sind dramatische Konsequenzen für die Sicherheit in Europa und darüber hinaus zu erwarten."
Guardian: "Muslime in Frankreich müssen jetzt verstärkt befürchten, mit Fanatikern und Terroristen in einen Topf geworfen zu werden. Rechtsextreme Gruppen könnten sehr wohl mehr Hass schüren. Für die französische Regierung wird es jetzt die wichtigste Aufgabe sein, beruhigend aufzutreten und eine soziale Aufspaltung und Zerrissenheit zu verhindern, die die Verantwortlichen dieses jüngsten Angriffs zweifellos provozieren wollen. Für viele im übrigen Europa dürften diese Angriffe eine brutale und traumatische Mahnung sein, dass wir immer noch in der Zeit nach den Anschlägen vom 11. September (2001 in New York) leben."
NIEDERLANDE
De Telegraaf: "Dieser blindwütige Terror mit so vielen unschuldigen Opfern zeigt erneut, dass der IS Krieg führt gegen den Westen und alle Werte, für die der Westen einsteht. Der Alptraum von Paris geht daher weit über Frankreich hinaus. Dies ist ein Angriff auf Menschen und Länder, die Werte wie Toleranz, Freiheit und Respekt repräsentieren."
NRC Handelsblad: ""C'est pour la Syrie" ("Das ist für Syrien") sollen die Schützen im Konzertsaal Bataclan gerufen haben, ehe sie zahlreiche Menschen ermordeten. Es geht also um Rache für Frankreichs Unterstützung von Bombenangriffen auf Stellungen der IS-Terroristen in Syrien. Denn obwohl fast jeder Terrorismusexperte die extreme Gefahr von Anschlägen auf die Kombination der Existenz vieler Dschihadisten im eigenen Land und einer Außenpolitik mit militärischen Interventionen vor allem in Afrika und im Nahen Osten zurückführt, hat die französische Regierung bisher nicht nachgegeben. Erst in der vergangenen Woche hat Paris den Flugzeugträger "Charles de Gaulle" in die Golfregion geschickt, um die Luftangriffe verstärken zu können. ... Nun steht Frankreich still. Ausnahmezustand, Grenzen geschlossen, öffentliche Gebäude einstweilen nicht zugänglich. Die Angst vor Terroranschlägen wird Frankreich bis auf weiteres beherrschen."
ITALIEN
Corriere della Sera: "Der erste Ruck muss vom politischen Europa und den westlichen Gesellschaften ausgehen. Niemand kann den Krieg gegen den IS alleine angehen, es braucht eine kollektive Verantwortung, um eine internationale Koalition zu bilden, die über die Instrumente verfügt, um die Terrormiliz, die zum zentralen Punkt des islamischen Terrorismus geworden ist, zu zerstören. Die Strategie der Luftangriffe und der Unterstützung für die Anti-IS-Kämpfer war nicht ausreichend. Jetzt ist eine Wende nötig, die die Staaten der Region im Kampf gegen den IS stärker miteinbezieht. Denn wer isoliert wird, ist leichter zu treffen."
SCHWEIZ
Neue Zürcher Zeitung: "Die französische Hauptstadt ist am Freitagabend zum Kriegsschauplatz geworden. Alle Indizien deuten darauf hin, dass es sich um eine minutiös vorbereitete Aktion handelte. Beim Überfall auf (den Konzertsaal) das Bataclan soll einer der Männer "Allah ist gross" gerufen haben. Ein Augenzeuge berichtete ferner, dass die Angreifer ihre Tat mit Frankreichs Militäreinsatz in Syrien begründet hätten. Der Mann habe gerufen: "Das ist die Schuld von Hollande. Das ist die Schuld eures Präsidenten. Er hätte nicht in Syrien eingreifen dürfen". Von Anhängern der Terrormiliz IS wurde die Attacken im Internet gefeiert."
DEUTSCHLAND
Spiegel Online: "Die Früchte des Terrors - Die Anschläge von Paris sind manchen Politikern nicht zu schrecklich, um sie politisch auszuschlachten: Nicht nur CSU-Minister Markus Söder instrumentalisiert den Terror, um gegen Flüchtlinge Stimmung zu machen. Das ist geschmacklos und ein fatales Signal. (...) Man könnte solches Geschreibsel als geschmacklosen Irrsinn abtun, und wohltuend ist es, dass beispielsweise Armin Laschet, der CDU-Vorsitzende von NRW, Söder sofort in die Schranken verwiesen hat, und dass Verantwortliche des Springer-Verlags Matusseks Äußerung in deutlichen Worten verurteilten. Doch in einem Land, in dem Flüchtlingsheime brennen, Asylsuchende zusammengeschlagen werden und Tausende gegen eine vermeintliche Islamisierung des Abendlands demonstrieren, muss davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem, was Söder und Matussek von sich geben, nicht um Einzelmeinungen handelt. Dass viele denken: Ja, genau - Grenzen dicht, Ausländer raus, und alles wird wieder gut.
Bild: "Das feige Blutbad - Es war eine Nacht des Grauens: Bei einer Serie von Attentaten hat die islamistische Terrororganisation ISIS am späten Freitagabend in Paris mindestens 129 Menschen getötet. Das ganze Land, ganz Europa steht unter Schock."
RP: "Wir wählen die Freiheit - Sie wollen den Kulturkampf in unsere Städte bomben. Sie wollen das zerstören, was das Leben so bezaubernd macht. Freiheit, Freude, das Miteinander von Menschen. Die Terroristen werden grandios scheitern. Ihre Gegner sind zu viele und sie sind zu mächtig."
Focus Online: "Die unangenehme Wahrheit über die Anschläge in Paris - Ja, was in Paris passiert ist, ist schrecklich. Aber während wir unsere Beiträge mit #PrayForParis markieren und "Je suis Paris" in die Welt tragen, dürfen wir auch all die anderen Menschen nicht vergessen, die brutal von Terroristen ermordet worden sind. Bei Anschlägen in der Türkei, in Syrien, Im Irak, im Jemen, in Somalia. Die Liste ließe sich fortsetzen. "Wer trauert um wen?", fragt auch Nutzerin Stefanie-Lahya Aukongo in einem Beitrag auf Facebook."
Welt: "Nicht unterwerfen, sondern kämpfen - Die meisten Demokratien suchen den Dialog, den Kompromiss und vor allem den Applaus bei der eigenen Bevölkerung. Übersehen wird dabei, dass der Kanon der eigenen Kultur und Zivilisation nicht für den Gegner gilt. Während bei uns ein angebotener Kompromiss als moralische Verpflichtung für die andere Seite empfunden wird, ebenfalls Zugeständnisse zu machen, empfinden muslimische Extremisten Kompromisse als Zeichen der Schwäche und also als Ermunterung."
Süddeutsche Zeitung: "Für die Freiheit - Wer nach Paris einen Ursachenzusammenhang zur Flüchtlingskrise konstruiert, der zündelt und verkennt das Problem. Die größte Beleidigung für die Attentäter ist die Freiheit - solange es Freiheit gibt, wird sie wohl zum Ziel des Terrors werden."
FAZ: "Im Weltkrieg - In der muslimischen Welt ist ein Ungeheuer herangewachsen, das seine Tentakel um die ganze Welt schlingen möchte. Man kann kontrovers darüber diskutieren, aus welchem Schoß es kroch, wer es gezeugt hat und wer es immer noch füttert. Doch sollte man nicht glauben, es zöge sich friedlich zurück in seine Höhle, wenn man es nur nicht mehr reizte – es also nicht mehr mit Waffengewalt daran zu hindern suchte, ganze Volksgruppen zu massakrieren, Städte zu zerstören und Kulturen auszulöschen. Das Ungeheuer hat viele Köpfe und Arme, die immerfort nachzuwachsen scheinen, wenn man sie abschlägt. Es trägt wechselnde Namen. Doch sein Wesen bleibt gleich: Es ist ein Antagonist der Lebensart und der politischen Verfasstheit des Westens, die es hasst und vom Antlitz der Erde tilgen will. Es geht ihm nicht nur um die „Befreiung“ der muslimischen Welt vom Einfluss der „Ungläubigen“. Es will die ganze Welt nach Vorstellungen umgestalten, die für die liberalen Demokratien und ihre offenen Gesellschaften unerträglich sind."
Frankfurter Rundschau: "Warum Paris? - Wir sind zutiefst erschrocken über das, was wir in Paris sehen. Überrascht aber sind wir nicht. Wir wären es auch nicht, wenn es irgendwo in Deutschland passierte. Wir wissen seit langem, es gibt keinen hundertprozentigen Schutz gegen zu allem entschlossene Killerkommandos. Gegen mögliche Fremde nicht und schon gar nicht gegen die viel wahrscheinlicheren hausgemachten. Wir sollten aufhören, nach jedem Anschlag so zu tun, als hätten wir uns niemals vorstellen können, dass Menschen zu etwas fähig sind. Sie sind es. Sie sind es immer wieder."
Berliner Morgenpost: "Die Gegner des Terrors in Paris sind wir alle - Mögen Menschen mit MG und Bombengürtel verblendet sein, die Drahtzieher dahinter haben einen kalten Plan: Das Attentat ist nicht dessen Ende, sondern Anfang. Die Gegner, also wir, sollen immer weiter verängstigt und zu Kurzschlussreaktionen getrieben werden. Vor 14 Tagen erst rühmte sich der IS, eine russische Passagiermaschine mit 224 Passagieren abgeschossen zu haben. Aus lauter Angst vor der Freiheit, so das tückische Kalkül, ballern wir schließlich auch blindwütig um uns. Und schaffen unsere Freiheit schließlich selbst ab."
Express: "Wir beugen uns nicht dem Terror! - Wie muss unsere Antwortet auf dieses Inferno lauten? Zuallererst: Wir beugen uns nicht! Wir weigern uns, in Angst zu leben! Wir unterwerfen uns nicht der zynischen Logik dieser mordlüsternen Fanatiker! Demokratie, Offenheit und Menschlichkeit sind die Werte, die wir verteidigen."
Kölner Stadt-Anzeiger: "Der Krieg ist in Europa angekommen - Der Krieg, vor dem so viele nach Deutschland fliehen, er ist in Europa angekommen. Und wenn wir dieses Land, wenn wir diesen Kontinent, von dem sich so viele ein Leben in Frieden versprechen, weiterhin halbwegs friedlich erleben wollen, dann müssen wir mit der Verteidigung unserer Werte hier beginnen. Und das ist das Problem."
N24: "Dies ist kein Terrorismus mehr, das ist Krieg - Dies ist kein Terrorismus mehr, es ist Krieg – globaler Krieg. Vor allem ein islamistischer Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten, der den Irak zerrissen hat, Syrien, den ganzen Nahen Osten, und der sich ausbreitet mit digitaler Geschwindigkeit in einer globalisierten Welt."
Merkur: "Jetzt sind wir alle Flüchtlinge - Der Terror vor der eigenen Tür schockiert. Dem Entsetzen folgt bald die Angst, der Angst die Verunsicherung. Hilflosigkeit gegenüber der unberechenbaren Gefahr. Wo ist man noch sicher? Es ist die gleiche Angst, die die Menschen spüren, die seit Monaten aus Syrien oder Afghanistan zu uns fliehen. Es ist das gleiche Entsetzen vor der Gewalt in ihrer Heimat, das Flüchtlinge sich in überfüllten Booten zwängen lässt. Es ist die gleiche Hilflosigkeit, die sie dazu treibt, ihr letztes Vermögen Schleusern zu übergeben. Es ist die gleiche Angst vor Tod und Terror, die sie ihre Heimat verlassen lässt."
Zeit online: "Paris lebt! - Die Hauptstädter geben sich nach den Terroranschlägen zwar furchtlos. Doch aufgeklärte Bürger haben Angst, dass der rechtsradikale Front National an Zulauf gewinnt."
taz: "Angriff der Angst - Terroristenkalkül als Alltagsüberlegung. Nehme ich lieber den früheren Bus, weil er nicht so voll ist? Ist dieser Kinosaal nicht zu groß und deshalb ein Risiko? Wäre der Mittwochabend nicht sicherer als der Freitag? Die Wahnsinnigen wollen, dass wir uns fragen, ob wir nur noch dort sicher sind, wo viele Pariser nun ihr Wochenende verbringen: zu Hause."
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