Terror in Paris Polizist bei mutmaßlichem IS-Anschlag getötet

Paris · Panik auf den Champs-Élysées in Paris: Drei Tage vor der Präsidentenwahl in Frankreich schießt ein Mann mit einem Sturmgewehr auf einen Mannschaftswagen der Polizei. Er tötet einen Polizisten. Zwei weitere Beamte und eine Passantin werden verletzt. Der IS bekannte sich zu dem Anschlag.

Ein Polizeivertreter sagte, der Angreifer sei in einem Auto vorgefahren und ausgestiegen. Er habe mit einer Automatikwaffe auf das Polizeifahrzeug geschossen. "Er hat einen der Polizisten getötet und versucht, im Laufen noch Weitere zu treffen." Passanten auf der berühmten Touristenmeile gerieten in Panik, als sie die Schüsse hörten. Sie warfen sich auf den Boden oder flüchteten in umliegende Restaurants.

Laut Ermittlerkreisen war der 39-jährige Täter bereits im Visier der Polizei. Präsident François Hollande sagte nach einer Krisensitzung im Elysée-Palast, die Regierung sei überzeugt davon, dass der Angriff einen "terroristischen Hintergrund" habe. Der Schütze habe gezielt auf Polizisten und ihren Wagen gefeuert, bevor er erschossen wurde.

Die Nachricht von dem Angriff kam während einer TV-Übertragung von Live-Interviews mit den elf Präsidentschaftskandidaten im Sender France 2. Die Präsidentschaftskandidaten Marine Le Pen, Emmanuel Macron und François Fillon sagten für Freitag geplante Wahlkampfveranstaltungen ab. Zahlreiche französische Politiker äußerten sich bestürzt und verurteilten die Tat. "Meine Gedanken sind bei der Familie des Polizisten und bei den Verletzten und deren Angehörigen", teilte Präsident Hollande via Twitter mit.

Zu dem Angriff bekannte sich die Terrormiliz IS über ihr Propaganda-Sprachrohr Amaq. Der Täter wurde als ein Kämpfer namens "Abu Yussef der Belgier" identifiziert. Die Antiterror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Ihr Leiter François Molins erklärte, der Täter sei "bekannt" und seine Identität "verifiziert". Details wollte er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen. Die Behörden durchsuchten eine Wohnung in einem Vorort östlich von Paris, in der der Mann zuletzt gewohnt haben soll.

Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr aus Ermittlerkreisen, dass der Angreifer - ein Franzose - wegen zwei Angriffen mit Schusswaffen auf zwei Polizisten und einen dritten Mann 2005 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war. Im Februar wurde er den Angaben zufolge erneut festgenommen wegen des Verdachts, dass er Polizisten ermorden wolle. Aus Mangel an Beweisen kam er allerdings wieder frei.

Schießerei in Paris 2017: Tödlicher Angriff auf Polizisten in Frankreich
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Tödlicher Angriff auf Polizisten in Paris

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Die Sicherheitskräfte riegelten die Champs-Elysées nach dem Angriff weiträumig ab, sperrten mehrere Metro-Stationen und riefen die Bevölkerung auf, den Bereich zu meiden. Über dem Boulevard kreiste ein Hubschrauber. Der Besitzer eines Restaurants nahe der Champs-Elysées sagte, es sei ein kurzer, aber intensiver Schusswechsel zu hören gewesen. "Wir haben unsere Kunden im Keller versteckt."

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte auf Twitter, Deutschland stehe "fest und entschlossen an der Seite Frankreichs". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ via Twitter mitteilen: "Mein Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien." Auch US-Präsident Donald Trump sprach den Franzosen sein Mitgefühl aus. "Es endet einfach nie", sagte er in Washington zur anhaltenden Terrorgefahr.

In Frankreich sind vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl tausende Polizisten und Soldaten im Einsatz. Die Abstimmung am Sonntag soll von mehr als 50.000 Sicherheitskräften geschützt werden. Das Land war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge, seit der Pariser Terrornacht vom 13. November gilt der Ausnahmezustand.

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Foto: afp, RA

Erst zu Wochenbeginn hatten die französischen Behörden nach eigenen Angaben einen Anschlag vereitelt. In Marseille wurden zwei "radikalisierte" Verdächtige festgenommen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden unter anderem Sprengstoff, Schusswaffen sowie eine IS-Flagge gefunden. In den vergangenen Jahren hatte es in Frankreich immer wieder Angriffe auf Sicherheitskräfte gegeben.

(mro/oko/AFP/dpa)
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