Vater des Thalys-Attentäters spricht "Ich weiß nicht, was er sich gedacht hat"

Algeciras · Nach dem vereitelten Attentat in einem Thalys-Zug stellt sich die Frage nach dem Warum. Jetzt spricht der Vater des Attentäters, Mohamed El Khazzani. Er nimmt seinen Sohn Ayoub in Schutz und sagt: "Er wusste keinen anderen Ausweg".

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Drei US-Bürgern, einem Briten und einem Franzosen ist es zu verdanken, dass bei dem versuchten Attentat auf einen Thalys-Zug auf dem Weg von Amsterdam nach Paris am Freitag niemand ums Leben kam. Der 23-jährige US-Soldat Spencer Stone, der 22-jährige Soldat Alek Skarlatos, der 23-jährige US-Student Anthony Sadler, der 62-jährige Brite Chris Norman und der 28 Jahre alte Franzose, der anonym bleiben will, wurden am Montag von Frankreichs Präsident Francois Hollande mit der Aufnahme in die Ehrenlegion ausgezeichnet. Sie hatten den Attentäter Ayoub El Khazzani überwältigt und damit ein Blutbad verhindert. El Khazzani war am Freitag mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser in den Zug gestiegen.

Doch welche Gründe bewegten den 25 Jahre alten Marrokaner zu dem versuchten Anschlag? Sein Motiv ist noch unklar, nach Angaben seiner Anwältin habe er die Fahrgäste ausrauben wollen. Jetzt hat sich sein Vater, Mohamed El Khazzani, gegenüber dem britischen "The Telegraph" zu Wort gemeldet. Er nimmt seinen Sohn in Schutz und sagt, der Hunger habe ihn zu der Tat getrieben. Doch er fügt hinzu: "Ich weiß nicht, was er sich gedacht hat".

"Mein Sohn ist ein guter Junge", sagte El Khazzani in dem Interview. Er sei schockiert gewesen, als er von dem Anschlagsversuch seines Sohnes gehört hätte. "Ich habe keine Ahnung, was er sich gedacht hat. Ich habe seit über einem Jahr nicht mehr mit ihm gesprochen", sagte er. Trotzdem will El Khazzani die Motive seines Sohnes kennen.

Zwischen 2012 und 2014 habe Ayoub bei seinen Eltern und seinen vier Geschwistern in Spanien gelebt. Zuvor habe es Probleme mit dem jungen Mann gegeben. 2009 wurde er in Madrid zwei Mal verhaftet, nachdem er beim Verkauf von Haschisch erwischt worden war. Doch nachdem er zu seiner Familie zurückgekehrt sei, habe er aufgehört, Haschisch zu rauchen und sei ein eher ruhiger Mann gewesen, sagte der Vater gegenüber "The Telegraph". Die Familie lebt in El Saladillo, einer der ärmsten Gegenden von Algeciras in der spanischen Provinz Cadiz.

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Foto: ap, BC

Vor etwa anderthalb Jahren sei Ayoub dann nach Frankreich gegangen, um dort bei einem Telekommunikationsunternehmen zu arbeiten. Dieser Firma gibt Mohammed El-Khazzani die Schuld an der misslichen Lage seines Sohnes. Die Firma habe ihm nach einem Monat gekündigt, danach sei Ayoub in Frankreich auf sich gestellt gewesen. "Was sollte er tun? Was sollte er essen?", fragt Mohammed El-Khazzani in dem Interview mit "The Telegraph". Der spanischen Zeitung "El Mundo" sagte El-Khazzani, die einzige Art des Terrorismus, dessen sein Sohn schuldig gemacht werden könne, sei der "Terrorismus für Brot".

Auf die Frage, ob er den Angaben seines Sohnes glaube, dass er keinen Anschlag verüben, sondern die Fahrgäste ausrauben wollte, reagierte Mohamed El-Khazzani gegenüber "The Telegraph" überrascht. "Es ist alles sehr seltsam", sagte er.

(lsa)
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