Ozeanriese läuft auf Grund Tote bei Schiffsunglück im Mittelmeer

Rom · Es sollte eine einwöchige Mittelmeerkreuzfahrt werden. Doch kurz nach dem Auslaufen läuft das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der toskanische Küste auf Grund. Über die Zahl der Todesopfer herrscht Unklarheit. Von bis zu acht Opfern war die Rede. Bestätigt haben die Behörden nun drei Leichenfunde.

Costa Concordia läuft auf Grund
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Bei einem schweren Schiffsunglück vor der toskanischen Küste sind in der Nacht zum Samstag mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. 14 Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" wurden nach einer vorläufigen Bilanz der Behörden verletzt, als das Kreuzfahrtschiff nahe der Insel Giglio vor der italienischen Westküste auf Grund lief. Bei Tagesanbruch suchten Rettungsmannschaften in dem Schiff und auf demMeer noch nach Vermissten, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Die Behörden haben die Zahl "gesicherter" Todesfälle am Morgen auf drei nach unten korrigiert. Es gebe nach dem jüngsten Informationsstand drei Tote und 14 Verletzte, erklärte der Präfekt von Grossetto, Giuseppe Linardi. Zuvor war von bis zu acht Toten die Rede gewesen. Die zu hohen Angaben erklärte Linardi mit Schwierigkeiten bei der Koordinierung der Rettungskräfte.

Die meisten der 4229 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden mit Rettungsbooten bis zum Samstagmorgen in Sicherheit gebracht. Die in Genua ansässige Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere nannte den Unfall ihres Schiffes eine bestürzende Tragödie und sprach den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus.

500 deutsche Urlauber an Bord

An Bord befanden sich nach Angaben der Kreuzfahrtgesellschaft auch 500 deutsche Passagiere. Ob einer von ihnen unter den Toten oder Verletzten ist, konnte Sprecher Davide Barbano zunächst aber nicht sagen. Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden erst zur Insel Giglio gebracht und dann aufs Festland nach Porto Santo Stefano. Sie sollen in Unterkünften in der Toskana und in Latium betreut werden.

Der Unglücksort befindet sich nur wenige hundert Meter vor dem Hafen der Insel Giglio. Das Schiff neigte sich nach einem Wassereinbruch stark zur Seite. Am Samstagmorgen wurde vor allem noch in dem unter Wasser liegenden Teil des havarierten Kreuzfahrtschiffes nach Menschen gesucht. Auch mehrere Hubschrauber wurden bei der Rettungsaktion eingesetzt.

Als das Schiff Schlagseite bekam, seien einige Passagiere in Panik geraten und über Bord gesprungen, sagte der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi. Die zunehmende Neigung des Schiffes habe die Evakuierung extrem erschwert, so die Kreuzfahrtgesellschaft. Sie sagte volle Kooperation mit den Behörden zu, um die Ursachen des Unfalls zu klären.

"Es ging ein Ruck durch das Schiff", beschrieb der Deutsche Peter Honvehlmann aus Nordrhein-Westfalen per Telefon der Nachrichtenagentur dpa die Situation, als die "Costa Concordia" gegen 22 Uhr auf Grund lief. "Innerhalb kürzester Zeit bekam es eine Schräglage, so dass die Vasen von den Tischen fielen, von den Tresen fiel alles runter, (...) so ähnlich wie im Film "Titanic", man hat es nicht geglaubt." Der 38-Jährige wurde zusammen mit seiner Frau gleich zu Beginn der Evakuierung von Bord gebracht.

Zunächst seien die Passagiere von einem technischen Defekt unterrichtet worden, sagte Honvehlmann. Die Mannschaft habe versucht, die Leute zu beruhigen. "Dann trieb das Schiff immer mehr auf die Küste zu." Die Rettung sei chaotisch gewesen. "Das war die erste Kreuzfahrt in meinem Leben und sicherlich auch die letzte, sowas geht ja gar nicht."

Das knapp 300 Meter lange Schiff war am Freitag von Civitavecchia aus zu einer Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochen. Einige Stunden später meldete die Crew der Hafenbehörde technische Probleme gemeldet.

Das Schiff wurde nach Angaben der Kreuzfahrtgesellschaft 2006 gebaut und bietet in 1500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere, um die sich 1100 Besatzungsmitglieder kümmern.

Es ist nicht der erste Zwischenfall mit der "Costa Concordia".
2008 hatte das Schiff bei der Einfahrt in den Hafen von Palermo die Hafenbefestigung gerammt und war leicht beschädigt worden. Zum Zeitpunkt des Unfalls fegten heftige Sturmböen über die sizilianische Kapitale.

(dpa)
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