Türkei Verdächtiger gesteht Anschlag auf Istanbuler Nachtclub

Istanbul · Gut zwei Wochen nach dem Anschlag auf einen Istanbuler Nachtclub ist der mutmaßliche Attentäter gefasst. Die türkische Polizei nahm den Mann bei einem Großeinsatz fest.

 Der mutmaßliche Attentäter bei seiner Festnahme

Der mutmaßliche Attentäter bei seiner Festnahme

Foto: dpa, zeus abl

"Der Terrorist hat sein Verbrechen gestanden", sagte Istanbuls Gouverneur Vasip Sahin vor Journalisten. Er identifizierte ihn als einen gebürtigen Usbeken namens Abdulgadir Mascharipow, der in Afghanistan ausgebildet worden sei. Der Mann war bei einem nächtlichen Einsatz im Istanbuler Stadtteil Esenyurt gefasst worden.

"Er wurde in Afghanistan ausgebildet und spricht vier Sprachen. Er ist ein gut trainierter Terrorist", sagte Sahin. An dem Einsatz waren demnach rund 2000 Polizisten sowie Mitarbeiter des türkischen Geheimdiensts MIT beteiligt. Insgesamt seien seit dem Attentat vor gut zwei Wochen mehr als 150 Adressen durchsucht und 50 Verdächtige festgenommen worden.

Laut Sahin wurden in der Wohnung 197.000 Dollar (185.000 Euro) sowie zwei Waffen und Magazine beschlagnahmte. Der Istanbuler Gouverneur dementierte Medienberichte, wonach der vierjährige Sohn des Verdächtigen mit in der Wohnung gewesen sei. Sahin sagte auch, der Verdächtige sei "illegal in die Türkei" über die östliche Grenze eingereist.

Zusammen mit Mascharipow wurden drei Frauen aus Ägypten, Senegal und Somalia festgenommen sowie ein Kirgise, in dessen Wohnung der mutmaßliche Attentäter lebte. Türkische Medien veröffentlichten Bilder, auf denen er mit Blut im Gesicht und auf dem T-Shirt zu sehen war, während ein Polizist ihn am Hals packt. Das Fernsehen zeigte, wie er mit gebeugtem Kopf abgeführt wurde.

Zu dem Anschlag auf den schicken Nachtclub am Bosporus mit 39 Toten hatte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Es war das erste Mal, dass sich die Extremistengruppe zu einem großen Anschlag in der Türkei bekannte, auch wenn ihr bereits mehrere Attentate zugeschrieben worden waren. Es ist auch sehr selten, dass ein IS-Attentäter lebend gefasst wird.

Türkischen Medienberichten zufolge wurde Mascharipow bereits seit drei Tagen observiert, doch hätten die Sicherheitskräfte mit dem Zugriff abgewartet, um mögliche Komplizen zu identifizieren. Der Attentäter soll zuvor für den IS in Syrien gekämpft haben und bei dem Anschlag, bei dem vor allem arabische Touristen getötet worden waren, daher sehr professionell vorgegangen sein.

(crwo/afp)
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