Touristenhotel in Tunesien Zahl der Toten steigt nach Anschlag auf 39

Tunis · Die Zahl der Todesopfer bei dem Anschlag auf ein Touristenhotel in Tunesien hat sich auf 39 erhöht. Zudem seien 36 Menschen verletzt worden, teilten die Behörden des nordafrikanischen Landes mit.

Anschlag auf Touristenhotel in Tunesien
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Von deutschen Opfern berichteten staatliche Medien und die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Tunis. Zudem befänden sich Briten, Belgier und Tunesier unter den Opfern. Auch das Auswärtige Amt befürchtet, dass dabei Deutsche getötet wurden. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass deutsche Staatsangehörige Opfer des Anschlags geworden sind", sagte ein Ministeriumssprecher am Freitagabend in Berlin. "Wir müssen damit rechnen, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis das geklärt ist."

Das Attentat fand im Urlaubsort Sousse statt, rund 150 Kilometer von der Hauptstadt Tunis entfernt. Sousse ist einer der beliebtesten Badeorte in Tunesien und wird häufig von Urlaubern aus Europa und nordafrikanischen Nachbarländern besucht.

Für die Terrorattacke war nach Angaben des Innenministeriums ein Einzeltäter verantwortlich. Der Mann habe allein gehandelt, teilte das Ministerium mit. Zuvor war von zwei Tätern die Rede gewesen.

Waffe aus dem Sonnenschirm gezogen

Der Mann sei an den Strand gekommen, habe eine Kalaschnikow aus einem mitgebrachten Sonnenschirm gezogen und das Feuer eröffnet, sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Rafik Chelli, der Nachrichtenagentur AP.

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Foto: afp, FC

Der Täter habe erst am Strand auf Touristen gefeuert und sei dann weiter zum Pool und ins Innere des Hotels gegangen und habe auf jeden geschossen, der ihm begegnet sei, sagte Chelli. Anschließend kam er in einem Schusswechsel mit der Polizei selbst ums Leben.

Bei dem Täter handele es sich um einen jungen Studenten, der den Behörden zuvor nicht bekannt gewesen sei, sagte Chelli weiter. "Er hatte sicherlich mit gewissen Extremisten zu tun."

Auswärtiges Amt richtet Krisenstab ein

Die deutsche Botschaft riet allen Staatsbürger in einer per E-Mail versandten Mitteilung, die Umgebung des von tunesischen Sicherheitskräften abgeriegelten Tatorts zu meiden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Angriff als "feigen Mordanschlag". Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein. Eine Hotline ist unter der Telefonnummer 030-5000-3000 geschaltet.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilte den "brutalen und ruchlosen Mord an unschuldigen Menschen" in Tunesien und Frankreich. "Wir sind entsetzt und fassungslos und trauern mit den Angehörigen der Opfer, ganz gleich welcher Nation", sagte er am Freitagabend bei der Rückkehr von der Innenministerkonferenz in Dresden.

Der deutsche Reisekonzern Tui geht davon aus, dass sich unter den Todesopfern des Terroranschlags in Tunesien eigene Kunden befinden. Zum jetzigen Zeitpunkt lägen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. "Wir müssen aber davon ausgehen", heißt es in einer Erklärung, die das Unternehmen am Freitagabend verbreitete.

Zeugen berichten von feuerwerksartigen Geräuschen

Ein nahe beim Tatort weilender britischer Tourist sagte dem Sender Sky News, er sei am Strand gewesen, als er etwas gehört habe, dass geklungen habe, als ob Feuerwerkskörper abgeschossen würden — nur knapp 100 Meter entfernt. Danach habe es an einem benachbarten Hotelkomplex eine Explosion gegeben. Es habe eine Massenflucht vom Strand gegeben. Sein Sohn habe erzählt, er habe jemanden gesehen, der am Strand erschossen worden sei. Den Gästen in seinem Hotel sei zunächst gesagt worden, sich in ihren Zimmern einzuschließen. Später sollten sie sich in der Lobby versammeln.

Erst im März hatte ein Terroranschlag Tunesien erschüttert: Bei einem Angriff auf das Bardo-Museum in Tunis waren 22 Menschen ums Leben gekommen — die meisten ausländische Touristen. Dschihadisten haben bereits seit Wochen Terroranschläge im Fastenmonat Ramadan angekündigt.

Anders als in Ländern wie Libyen, Syrien oder Ägypten blieb es in Tunesien nach den Volksaufständen des "Arabischen Frühlings" lange Zeit ruhig. Allerdings gibt es mehrere islamistische Extremistengruppen in dem Land, etwa die Ansar al-Scharia. Im Nachbarland Libyen versucht zudem die IS-Miliz an Boden zu gewinnen. Nach Schätzungen der Behörden haben sich 3000 Tunesier dem IS in Syrien oder dem Irak angeschlossen. Die tunesische Regierung ist in Sorge, dass Rückkehrer im Land Anschläge verüben könnten.

(AFP/AP/dpa/rtr)
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